Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zur Hochzeit - Bereit sein

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7. August 2010 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

Das Brautpaar hat vor 20 Jahren in Afrika standesamtlich geheiratet und drei Kinder. In Hamburg hat die Familie eine Heimat und Freunde

1. Bereit

  • "Haltet euch bereit!" Eine wichtige und eine schöne Aufforderung in einem Evangelium, das zur Hochzeit gelesen wird. Jesus sagt uns das in einem Bild: "Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft."
    Er denkt dabei an ein Landhaus. Der Herr des Hauses ist ausgegangen zu einer Hochzeit. Er wird in der Nacht nach Hause kommen. Seine Leute im Haus sollen wach und bereit bleiben für den Augenblick, wenn er kommt.
  • Seine Leute, das sind seine Diener. Man würde erwarten, dass sie wach bleiben sollen, um ihn zu bedienen, wenn er nach Hause kommt. Aber das Gegenteil kündigt Jesus an: Der Hausherr selbst "wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen." Er kommt von einer Hochzeit zurück und wird als erstes seine Diener Platz nehmen lassen und jeden einzelnen von ihnen bedienen. Er bringt etwas von der Freude des Festes mit, damit die Diener teilhaben können an dem Fest.
  • So wird die Ankunft des Herrn zum Hochzeitsfest. Ganz oft vergleicht Jesus die Freude des Himmelreiches mit einer Hochzeit. Das Himmelreich, von dem Jesus spricht, ist nicht weit weg und im Jenseits. Es beginnt vielmehr hier. Es ist uns nahe. Das ganze Leben kann und soll hochzeitlich werden für Menschen, die bereit und wach sind für das Kommen ihres Herrn. Er kommt und bringt die Freude des Himmels mit sich.

2. Zeiten

  • Dieses Evangelium passt bei dieser Hochzeitsfeier besonders schön. Heute heiratet vor Gott ein Paar, das schon vor zwanzig Jahren standesamtlich geheiratet hatte und schon drei Kinder mit einander hat.
    In Togo habt ihr damals Euren gemeinsamen Weg begonnen. Ihr hattet Pläne und Träume für Euer Leben. Ein langer Weg hat Euch aus Togo nach Deutschland geführt. Der Start hier war nicht leicht. So haben viele äußere Umstände haben dazu geführt, dass es zwanzig Jahre gedauert habt, bis Ihr Euer Ja-Wort zueinander vor Gott wiederholt und so Eure Ehe zum Sakrament wird.
  • Sakramente sind heilige Zeichen, in denen Gott wirkt. Eure Taufe war das grundlegende Zeichen. Von Menschen wurdet Ihr mit Wasser getauft. Von Gott wurdet Ihr angenommen als seine Kinder und aufgenommen in die Gemeinschaft des Herrn, seine Kirche. Das Sakrament der Taufe war der Anfang. Seit dem lebt Ihr als getaufte Christen in der Gemeinschaft der Kirche und lebt aus der gemeinsamen Feier der Eucharistie, in der Gott selbst unsere Speise ist.
  • Heute feiern wir das Sakrament der Ehe. Eure Ehe will Gott für uns zum Heiligen Zeichen machen. Gottes Liebe wird in Eurer Liebe sichtbar. Das Besondere ist, dass Ihr schon 20 Jahre zusammen seid. Mit dem heutigen Tag werden diese Jahre - und die Kinder, die Gott Euch geschenkt hat - zum Sakrament. In der Mitte Eurer gemeinsamen Tage verwandelt Gott Eure Ehe noch einmal, er heiligt sie und schenkt sie euch. Wie gut, dass Ihr dafür bereit wart und wachsam für das Kommen dieses Augenblickes!

3. Treue

  • "Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach - selig sind sie." Das ist nicht direkt darauf bezogen, wie lange heute Nacht noch gefeiert werden soll, bis Mitternacht oder drei Uhr morgens. Vielmehr sagt Jesus damit, dass zu jeder Stunde Gott in unser Leben ganz neu kommen kann. Manchmal kommt Gott dort, wo wir es am wenigsten erwarten. Gott lässt sich nicht festlegen auf diese oder jene Stunde.
  • Aber Gott ist treu. Es hat in Eurer Ehe bisher schon schwere Zeiten gegeben. Es wird auch nach der Verwandlung Eurer Ehe zum Sakrament schwere Zeiten geben. Aber von jetzt an wird eines für Euch auf neue, tiefere Weise sicher sein: Gott ist treu. Er wird dann da sein, wenn Ihr ihn braucht. Es ist an uns, dafür bereit und wach zu sein.
  • Als Jean und Celestine sich kennen und lieben gelernt haben, hatten sie sicher noch keine Ahnung, wohin der Weg sie führen würde. Heute stehen sie vor uns als strahlendes Brautpaar mit drei ansehnlichen Kindern. Das ist wie eine Illustration des Satzes aus dem 1. Johannesbrief "Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt (...) hat. Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben." Heute, im Rückblick, können Jean und Celestine erkennen, wie sehr Gott sie von der ersten Stunde geliebt hat. Darauf können sie bauen. Auf Gottes Treue können sie ihre Treue gründen, alle Tage ihres Lebens. Amen.