Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zur Hochzeit - Gottes gute Schöpfung

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9. September 2011 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Wohnung und ihre Bewohner

  • Wohnungen können eine ganz eigene Ausstrahlung haben. Ich komme hinein und ahne etwas von den Menschen, die hier zu Hause sind. Bilder an der Wand, Möbel, Bücher, CDs und DVDs, Dinge die herumliegen, Spielzeug, Laufstall, der Geruch von Putzmittel oder - im vorliegendem Fall besonders! - leckerer italienischer Pasta.
  • Wenn niemand daheim ist, wäre es zwar ein spannendes Unterfangen, sich vorzustellen, welche Menschen hinter dieser Wohnung stecken. Das mag spannend sein. Aber es wäre doch enttäuschend, wenn ich niemand antreffe.
  • Bei den Besuchen im Hause von Domenico und Simone zumindest habe ich es sehr genossen, dass die beiden - und natürlich auch Rocco - zu Hause waren. Denn die Wohnung und ihre Einrichtung ist zwar ein Hinweis und ist der Rahmen. Aber es kommt doch auf die Begegnung mit den lebendigen Menschen an. Selbst wenn einige Tiere da wären, die die Wohnung lebendig machen, Fische im Aquarium, Vögel im Käfig, Hund und Katze - all das mag schön sein, aber wenn die Menschen dabei sind, deren Zuhause hier ist, erst dann wird der Besuch stimmig.

2. Die Schöpfung und der Mensch

  • Ich komme auf den Vergleich aufgrund der Lesung, die Simone und Domenico aus dem Buch Genesis ausgewählt haben. Das Lied von der guten Schöpfung wurde ganz an den Anfang der Bibel gesetzt. Es singt von der Welt, die geworden ist, weil Gott sein Wort gesprochen hat. Das Lied lässt ein Bild entstehen von dieser Welt, in der Wasser und Land, Mond und Sterne in ihrer Ordnung geschenkt werden; es singt davon, wie diese Welt ausgeschmückt und belebt wird mit Pflanzen und Bäumen, Fischen, Vögeln und Landgetier. Ein wunderbarer Garten entsteht. - Und dann brach der Text, wie wir ihn gehört haben, ab. Es fehlt die sechste Strophe, der Tag an dem der Mensch in diesem Garten Wohnung nimmt, als Frau und Mann, geschaffen nach Gottes Abbild.
  • Dass dieser letzte Teil heute nicht gelesen wurde, gefällt mir. Denn es wird dadurch der Platz frei für zwei besondere Menschen.
    Für Euch beide hat Gott die Welt geschaffen, für Euch diesen Garten angelegt. Euch hat er diesen Garten anvertraut, Euch spricht er an, als seine geliebten Kinder. Euch gab er auch den Auftrag fruchtbar zu sein und Euch zu mehren - und dazu habt Ihr offensichtlich Euer Ja sogar schon gesprochen.
  • Heute, bei diesem Fest, wird wohl niemand neidisch nörgeln, wenn ich das sage: Die ganze Schöpfung als Garten für diese beiden. Ja, das ganze Schöpfungswerk der ersten fünf Tage, hat sein Ziel im heutigen sechsten Tag (denn der Freitag ist nach biblischer Zählung der sechste Tag der Woche). Gott wollte diese Schöpfung, dass in ihr Liebe sei, der Mensch als Mann und Frau.
    Euch ist es gegeben, die Liebe wider zu spiegeln, in der das ganze Universum geschaffen ist. Ihr dürft diese Schöpfung in Dankbarkeit gegen den Schöpfer genießen. In jeder Pflanze und in jedem Tier, im Strahlen der Sonne, ja auch im milden Regen, grüßt Euch Gott.

3. Das Ja zu Gottes Schöpfung

  • Die Natur ist nicht Gott. Wer sie vergöttert tut weder sich noch der Schöpfung einen Gefallen. Die Schöpfung ist vergänglich und wir sind es auch. Vielleicht macht das jedoch die besondere Würde des Menschen und der Schöpfung aus, jede Minute, jeden Tag. Auch einander brauchen sich Domenico und Simone nicht zu vergöttern, obwohl das bei Simone nahe läge ;) Selbst Rocco, der sich durchaus bewusst ist, wie oft er im Mittelpunkt steht, braucht nicht Gott zu spielen, um ganz besonders liebenswert zu sein.
    "Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen", hieß es in der zweiten Lesung. Ihr, die Ihr unverwechselbar Ihr selber seid, Ihr seid unendlich geliebt.
  • Dies ist mir wichtig, weil wir uns so schnell überfordern. Wer für andere Gott zu sein hat, wird nicht respektiert, als die oder der er ist. Vielmehr sind wir gut, als die, die wir sind. Mit all unserer Vergänglichkeit sind wir durch Gottes Wort geworden. Im Respekt vor einander und vor aller Schöpfung erfüllt sich, was das Lied der Schöpfung singt: Gott sah, dass es gut ist. Wer da unsere Fehler und Sünden als Einwand in's Feld führt übersieht, dass im gegenseitigen Verzeihen, im "aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld" sich die Liebe bewährt und zu besonderem Glanz kommen kann.
  • Vor Gott und vor dieser Gemeinde wollen Simone und Domenico ihr eindeutiges Ja zu einander und zu Rocco sagen. Da christlicher Gottesdienst immer vor der ganzen Öffentlichkeit des Himmels und der Erde, Engel und Menschen, gefeiert wird, ist dieses Ja das Sakrament, in dem sich Gottes Liebe zu seiner Schöpfung widerspiegelt. Wir nennen die Ehe deswegen ein Sakrament, weil in der ganz menschlichen Treue und Liebe Gott selbst gegenwärtig sein will. Heute ist der sechste Tag seiner Schöpfung, der hinüber reicht in den siebten Tag, den morgigen Sabbat, den Tag der Freude über unsern Gott. Amen.