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The Naivity-Story
Die Weihnachtsgeschichte kommt als "The Nativity Story"/"Es begab sich aber zu der Zeit..." am 7. Dezember ins Kino.
von Martin Löwenstein SJ, 22. November 2006

 

Wie konnten die Weisen aus dem Osten mit Hilfe eines Sterns hoch oben am Himmel einen Stall weit unten in Betlehem lokalisieren? Wer die in Symbolen sprechenden Notizen aus den Evangelien nach Matthäus und Lukas verfilmen will, muss das Problem lösen. Zumindest wenn die Grundentscheidung des Films ist, kein Detail aus den kurzen Erzählungen der Bibel zu einem zusammenhängenden 90-Minuten Kinofilm zusammenzufügen.

Die US-Amerikanerin Catherine Hardwicke hat bislang vor allem Erfahrung als Produzentin erfolgreicher Filme gemacht; es ist erst ihre dritte Regiearbeit. Und die erledigt sie routiniert. Sie kann sich dabei auf ein Team italienischer Dekorateure mit Hollywood-Erfahrung stützen. Diese setzen die Geschichte von der Geburt des Messias im Stall von Betlehem, von Herodes, der überall seine Macht bedroht sieht, und von den drei Weisen Kaspar, Melchior und Baltasar, die sich von Persien aus auf dem Weg machen um dem Stern zu folgen, in ein historisches Gemälde um, das den Produzenten sichtlich viel wert war. So illustriert der Film die Zeit der Geburt Jesu aufwendig und spart auch die politische Situation eines Landes nicht aus, in dem die kleinen Leute von Herodes und den Römern unterdrückt und ausgepresst werden.

Die Stärke des Films ist sein Problem. Er erzählt "realistisch" nach einer Vorlage, die symbolisch zu lesen ist. Aber dieser theologische Mangel wird den nicht stören, der statt aus dem großen Buch mit Weihnachtsgeschichten sich diese einmal auf der Leinwand farbenprächtig bebildern lassen will. Ob man sich an den Grenzen des Darstellbaren stößt, ist dann eine Geschmacksfrage. So auch die Lösung der Frage, wie ein Stern am Himmel zum Wegweiser auf der Erde werden kann: Ganz einfach, der Stern leuchtet hell in dunkler Nacht und ein kleines Wolkenloch strahlt direkt von oben in den Stall hinein und die Wolken bleiben dankbarer Weise trotz nahendem Gewitters so lange an der Stelle, bis der Besuch der Hirten und der Weisen abgedreht ist, damit das alles ins rechte Licht gerückt ist und Ochs und Esel aus dem Halbdunkel gemütlich zuschauen können.

Einen einzigen wirklichen Einfall kann sich das Drehbuch zu Gute halten. Joseph beschließt zwar, Maria nicht bloßzustellen und sich in Stille von seiner Verlobten zu trennen, nimmt ihr aber die Geschichte mit dem Engel nicht ab, sondern bleibt reichlich unfroh. Da hat er einen Traum. Nachdem er noch bei der Arbeit sichtlich verstimmt über sein Schicksal als gehörnter Verlobter nachdenkt, kommt er zurück ins Dorf und trifft auf eine aufgebrachte Menge, die Männer Steine in den Händen, die Frauen mit strafendem Gesichtsausdruck, Maria in der Mitte. Ein Freund drückt auch Joseph einen Stein in die Hand und er will sich schon den Männern anschließen, als sich ein Engel ihm in den Weg stellt und ihm den aus Matthäus bekannten Text zuruft: "Fürchte Dich nicht, Maria zu dir zu nehmen.."

Für die Musik greift der Film gekonnt auf Bewährtes zurück und verbindet klassische Weihnachtschoräle mit jenem undefinierbaren Ethno-Sound, auf den Hollywood gerne zurückgreift, wenn es irgendwie exotisch zugehen soll. Nur "Stille Nacht" darf der Chor in klassischer Stimmung intonieren, allerdings erst, als die Nacht aufgehört hat still zu sein, die Kindermörder in Betlehem Weinen und Klagen verursacht haben und die junge Familie Jesu in einer kurz geschnittenen Szene am Ende angekommen ist: Im Hintergrund die Pyramiden, damit man weiß, wo man ist.

The Nativity Story, Es begab sich aber zu der Zeit... (USA 2006)
Regie: Catherine Hardwicke, Buch: Mike Rich
mit Keisha Castle-Hughes (Maria), Oscar Isaac (Joseph), Hiam Abbass (Anna), Shaun (Joachim), Ciarán (Herodes) Shohreh Aghdashloo (Elizabeth), Stanley Townsend (Zacharias)