Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt 1. Adventssonntag Lesejahr A 2022 (Matthäus)

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27. November 2022 - St. Peter, Sinzig-Westum

1. Das Kommen des Herrn

  • Dann, sagt Jesus, "wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen". Kurz gesagt:  Wenn das Licht ausgeht, ist es dunkel.
  • Menschen in der Ukraine, die im Krieg wörtlich im Kalten und im Dunkel sitzen, lassen vielleicht auch uns ahnen, was es bedeuten würde, wenn, wie Jesus es ins kosmische gesteigert, sagt: Wenn die Lichter des Himmels erlöschen, ist auch unser menschengemachtes Licht nichts, auf das wir uns verlassen sollten. Nicht wenn es um das ganze Leben geht.
  • Das 24. Kapitel im Matthäusevangelium wird zum Beginn des Advents gelesen, um deutlich zu machen, in welchem Zusammenhang das Kommen Jesu Christi in diese Welt steht. Nicht Glühwein und Weihnachtsmarkt, nicht Kirchenkonzert und heimelige (wenn auch leicht energiesparend kühlere) Wohnstuben. Sondern eine Welt, der das Licht ausgeht.
    Das Evangelium heute spricht vom Kommen des Christus am Ende der Zeit. Aber im Glauben und in der Liturgie fällt diese Zukunft mit der Erinnerung an das erste Kommen im Stall von Bethlehem zusammen mit uns heute. 

2. Ökologische und Politische Not – Und Verunsicherung der Christen

  • Es wäre gut, zum heutigen Evangelium nachzulesen, was in den Abschnitten davor gesagt ist. Denn dort sind die Zeiten charakterisiert, von denen Jesus sagt, dass nach ihr die Menschen die Orientierung verlieren.
  • Die beiden Zeiten davor sind gekennzeichnet zunächst durch die Schrecken der Naturkatastrophen und der Kriege. – Immer wieder haben Endzeitprediger der Versuchung nicht widerstehen können, das ganze historisch auf einzelne Ereignisse einzuengen. Jesus betont aber ausdrücklich, dass es nicht um Ereignisse im Kalender geht, sondern um uns in unserer Gemeinschaft und in unseren Herzen. Darum wach zu sein, vom Grund unseres Lebens her. "Darum haltet auch ihr euch bereit!"
  • Denn auf die erste Dimension, die politischen und ökologischen Katastrophen, folgt die innere Spannung unter uns in der Gemeinschaft der Christen. Falsche Propheten sind das eine. Viel schlimmer ist, dass in der Mitte der Gemeinde die Liebe erkaltet, weil unter Christen die Maßstäbe verlorenen gegangen sind, weil Leitung in Willkür umschlägt und geistliche Macht in anmaßende Machtausübung verfälscht wird. Mit katastrophalen Folegn für den Glauben vieler in den Gemeinden. In den Worten Jesu: "Weil die Gesetzlosigkeit überhand nimmt, wird die Liebe bei vielen erkalten."

3. Wach sein für das Kommen des Herrn

  • Wir kommen auch in unserer Zeit nicht umhin, uns zu entscheiden welchen Propheten wir vertrauen können und welchen wir mit höchstem Misstrauen begegnen sollten. Das gilt auch wenn sie auf dem Bischofsstuhl sitzen. Aus der Mitte der Kirche heraus werde, so macht Jesus klar, die Verunsicherung seiner Gemeinde kommen.
  • Es geht also nicht darum auf Bischöfe, deren klägliche Figur allzu offensichtlich ist, noch einen weiteren Stein zu werfen. Es geht darum, Christi Gemeinde darin zu stärken, die Hoffnung nicht auf diese oder jene Einsicht bei diesem oder jenen Propheten oder sonstigen Mnecshen zu setzen. Auch wenn ich jedem Mitchristen Einsicht wünsche, meine Hoffnung soll ich allein darauf setzen, dass Christus kommt. Er kommt auch, ja gerade dann, wenn sich die üblichen Lichter verdunkeln. Wie beim deuten der Zeichen für die Vegetation ("Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum!"), wie wenn uns Verantwortung für einen Haushalt übertragen ist, so sollen wir nüchtern und wach bleiben. "Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt."
  • Worin diese nüchterne Wachheit besteht? Das sehen wir, wenn wir an das Ende der dramatischen Jesus-Rede schauen, die uns Matthäus zusammengestellt hat. Dort, im 25. Kapitel, steht es. Wir sollen geduldig das tun, was Jesus uns aufgetragen hat: Menschen Gottes Liebe erweisen, die es schwer haben im Leben, und denen zu helfen uns konkret in diesem Augenblick möglich ist: "Amen, ich sage euch" wird dann der sagen, der so unerwartet kommt: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." Amen