Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 15. Sonntag im Lesejahr B 2009 (Markus)

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12. Juli 2009 (Verabschiedung des Hochschulpfarrers) - Hochschulgottesdienst, St. Antonius Frankfurt,

1. Gesendet

  • Jesus sendet die Zwölf aus. Dabei geht es nicht nur um die Apostel. Die Zwölf stehen für das ganze Gottesvolk. Für jeden Getauften gilt daher: Wir sind von Christus berufen und sind von ihm gesandt. Wir sind Gesandte.
  • Das macht uns nicht kleiner und nicht größer. Im Auftrag dieses Herrn unterwegs zu sein, ist kein Mangel an Selbständigkeit. Im Gegenteil. Als Menschen macht uns klein, ständig in allerlei Auftrag unterwegs zu sein, ohne eine echte Sendung zu haben. Die Sendung Christi macht uns nicht klein.
  • Sie macht aber auch nicht bedeutend groß. Weder wählt Christus nur Helden aus, noch beruft er nur Menschen, die einen makellosen Lebenslauf haben. Auf die Berufung und Sendung durch ihn brauchen wir uns nichts einzubilden. Aber darüber freuen können wir uns. Denn diese Sendung ist nicht erst sinnvoll, wenn wir erfolgreich sind, viel geleistet und vorzuweisen haben. Diese Sendung hat zu allererst die Freude, dass sie uns mit ihm verbindet, der uns sendet - jeden von uns dort, wohin wir geführt worden sind.

2. Zu Zweit

  • Eine weitere Beobachtung zu diesem Evangelium: Jesus sendet die Jünger zu zweit, nicht alleine. Ob sich die Partner einander aussuchen durften, wissen wir nicht. Aber es ist ganz wichtig, dass sie im Auftrag des Herrn zu zweit unterwegs sind. Daher liegt es ganz auf der Linie Christi, wenn wir in der KHG seit Jahren durch den Segen am Valentinstag die Zweisamkeit befördern.
  • Allein kann ich von meiner privaten Meinung Zeugnis geben. Erst zu zweit können wir den Glauben bezeugen. Denn der Glaube ist nicht zuerst das Fürwahrhalten von Theorien, sondern das Leben in der Gemeinschaft, die Christus uns schenkt. Mit einander auf dem Weg sein im Glauben, ist die Sendung Jesu.
  • Viel mehr, als uns das häufig bewusst ist, wird uns so der Glaube geschenkt. Oft begegnen mir Menschen, von denen ich spüre, dass ihr Glaube größer und lebendiger ist, als der meine. Sie ahnen das gar nicht, weil sie denken ein Priester müsse per se mehr glauben. Ich bin dankbar für die Menschen, in denen mir der Glaube begegnet, dass Gott nicht belanglos ist.

3. In Armut

  • Das Dritte im Evangelium fällt besonders auf: Jesus sendet die Zwölf mittellos. "Er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen." Das erinnert zunächst einmal diejenigen, die eine besondere Aufgabe und einen Dienst in der Kirche haben, dass die materielle Ausstattung nicht das Zentrale ist - auch wenn ich dafür dankbar bin, dass wir für unsere Arbeit durch die Kirche gut ausgestattet werden.
  • Die Kirche könnte aber völlig mittellos sein und doch den Sinn dieser Sendung verpassen: Dass die Boten Jesu auf die angewiesen sind, zu denen sie gesendet werden. Hier ist die besondere Versuchung, alles zu haben, zu machen, zu organisieren und zu können. Statt dessen sollen die Boten Jesu entdecken, dass die Angewiesenheit, in der sie zu den Menschen kommen, sie erst öffnet für das Geschenk der Gastfreundschaft und Zuneigung.
  • Hierin erfahre ich lebendig, was die Kirche ist: In den vielen Menschen, denen ich begegnen darf, und die mir das schenken, was sie haben. Menschen schenken mir ihre Aufmerksamkeit, ihre Fragen und ihr Suchen, sie schenken mir ihre Zeit und lassen mich teilhaben an dem, was sie bewegt. Sie, zu denen ich gesandt bin, bezeugen mir ihren Glauben. So allein kann der Glaube heilsam sein und böse Geister vertreiben, wie es die Apostel damals schon erfahren haben. Amen.