Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 25. Sonntag im Lesejahr C 2001 (Lukas)

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23. September 2001 - St. Wolfgang, Dieburg

1. Kinder des Lichtes

  • Kein Zweifel, was Jesus mit "Kinder des Lichtes" meint: Menschen, die aus dem Evangelium leben, die sich einsetzen für die Gerechtigkeit und durch ihr Zeugnis für Gott sein Reich verkünden. Kein Zweifel aber auch, dass ich mich außer Stande sehe, diesen Titel "Kinder des Lichtes" so ohne weiteres auf mich selbst zu beziehen.
  • Andererseits möchte ich auch nicht zu den "Kindern der Welt" gehören, wenn der Ausdruck wie im Evangelium verstanden ist, als Bezeichnung für Menschen, deren Horizont bei den Eigeninteressen endet. Durch die krasse Gegenüberstellung erreicht Jesus aber, dass sich die Frage stellt: Was will ich eigentlich - und was bin ich?
  • Jesus erzählt das Gleichnis vom raffinierten Verwalter seinen Jüngern. Es soll mithin helfen, Jünger Jesu zu sein. Der Abschnitt aus dem Evangelium soll helfen, als Christ zu leben, Kind von der Welt, aber das Licht vor Augen.

2. Ein raffinierter Verwalter

  • Gleichnisse versteht man, indem man sich auf den inneren Zusammenhang und das Ziel einlässt. Bei manchen Gleichnissen hilft es, Bild für Bild auszulegen. Hier ist eher ein Gleichnis, wo wir uns in die Situation der Zuhörer versetzen und mitgehen müssen auf dem Weg, auf den Jesus seine Jünger führt.
  • Das mag schwer fallen, weil dieser Verwalter nicht zur Identifikation gedacht ist. Er hat sich vermutlich selbst bereichert, Misswirtschaft betrieben und unterschlagen. Jetzt wird ihm daraufhin sein Amt entzogen und er sieht sich - wie mancher in ähnlicher Situation auch heute - vor dem Nichts. "Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich." Er macht daraufhin das selbe, was manche Regierung macht, wenn sie abgewählt wird: Man sorgt dafür, dass es Leute gibt, die dankbar sind, weil man noch rechtzeitig seinen Einfluss genutzt hat, sie zu befördern oder ihnen andere Vorteile zu verschaffen. Der Verwalter im Gleichnis macht das, "damit ihn die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn er als Verwalter abgesetzt" ist.
  • Der Verwalter setzt also etwas ein, über das er eigentlich gar kein Verfügungsrecht hat und er setzt es erfolgreich für seine Ziele ein. Mir scheint, dies sind genau die beiden Punkte auf die Jesus hinaus will.

3. Wahrer Reichtum

  • Für das Lukasevangelium ist charakteristisch, dass es die überaus kritische Haltung Jesu zu Macht und Reichtum betont. Das Wort vom Kamel und dem Nadelöhr wird auch von Markus und Matthäus überliefert. Bei Lukas wird das Thema aber öfters wiederholt. Es ist eine grundlegende Schwierigkeit, wie man als Reicher Christ sein kann bei Gottes offensichtlicher Option für die Armen.
  • Das Gleichnis vom raffinierten Verwalter geht genau darauf ein, denn es holt den Reichtum vom Thron der Wertschätzung runter, den er bei den "Kindern der Welt" hat. Der Reichtum wird zurechtgestutzt auf etwas Instrumentelles, über das wir im Grunde genommen kein Verfügungsrecht haben. Es ist "ungerechter Mammon". So wenig wie der schon abgesetzte Verwalter sollen Christen sich über Geld und die Macht, die es verleiht, definieren. Wir sind sozusagen in der Schlussphase. Die Frage ist nur noch: wozu setzen wir in der kurzen Spanne, die uns bleibt, das Geld ein.
  • Der Verwalter, die "Kinder der Welt", sind da sehr geschickt. Die abgewählte Regierung befördert noch schnell, der raffinierte Verwalter macht sich noch Freunde, damit sie ihn, wenn er später auf der Straße steht, in ihre Wohnungen aufnehmen. Dieses Bild greift Jesus auf und sagt: Wenn schon, dann sorgt dafür, dass ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet. Wenn ihr schon mit Geld zu tun habt, dann betet es nicht an, dann dient nicht dem Mammon, sondern setzt euch hin und seht nüchtern, wofür ihr es einsetzen könnt.
    Kein Zweifel, das ist leichter gesagt als getan. Aber ein Perspektivenwechsel ist vollzogen und so ergibt das Evangelium einen Maßstab. Zählt Gerechtigkeit mehr als Eigennutz? Ist das Instrument - Geld - zum Mammon geworden, dem ich diene, oder bin ich ein Suchender, auf der Suche danach, wie Gottes Reich Wirklichkeit wird? Es steht die Zusicherung Jesu, dass da ein wahres Gut, ein wirklicher Reichtum und ein erfülltes Leben ist. Im Blick darauf kann das, was sich bei den Kindern der Welt wichtig macht, schnell klein aussehen.