Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 5. Fastensonntag Lesejahr A 1999

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21. März 1999 - St. Dionysius Sindlingen

1. Was soll´s ?

  • Warum soll ich mich bemühen. Mein Leben ist kurz genug, meine Kraft ist klein genug um mich nicht über meine Möglichkeiten zu täuschen. Was immer ich mache, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ändern kann ich ohnehin nichts.
  • Die Zeit der Helden ist vorbei - wenn es sie denn je gegeben hat. Nicht einmal die großen Schurken verändern die Welt. Bei Lichte besehen sind sie engstirnige Kleinkarierte; schon mit wenigen Jahrzehnten Distanz erscheinen uns die Figuren eines Hiltler oder Goebbels fast lächerlich, wäre nicht das Grauen, an das sie sich verkauft haben, so unfasslich. Wir können die Ungeheuer fesseln und haben doch nichts gefasst.
  • Die Geschichte ändern kann keiner von uns. Der Mensch kann sich nur auf seine kleine Insel zurückziehen und die Fährverbindungen kappen.
  • Was soll da die Auferweckung eines Lazarus? Hätte sich Jesus diesen Tropfen auf den heißen Stein nicht auch sparen können?

2. Mit der Auferweckung des Lazarus ist die Verheißung konkret geworden.

  • Lazarus wird wieder sterben. Seine Auferweckung ist nicht die Fülle des Lebens, die uns verheißen ist. Diese gibt es erst nach der Überwindung des Todes durch das Kreuz und die Auferstehung des Einen.
  • Gott spricht zu uns aber in Beispielen, Symbolen, Verheißungen, die greifbar und sinnlich sind. Diese Sinnlichkeit des Glaubens bestätigt die ganze Heilige Schrift und die ganze Kirchengeschichte. Gott belehrt nicht, Gott handelt. Lazarus lebt.

3. Der Glaube ist konkrete Verheißung.

  • Der Glaube auf die Worte und auf die Zeichen hin stellt unser Leben in die Herrlichkeit Gottes. Wir unterstellen uns Gott, weil Gott allein Leben schaffen und wenden kann.
  • Die Verheißung ist nicht allgemein und abstrakt, sondern für uns und konkret.
  • Das Konkrete kann im Leben eines jeden für uns sichtbar und fassbar werden; nicht in großen Programmen, sondern in kleinen Fingerzeigen. Und selbst wenn wir nirgends in unserem Leben Gottes Spur entdecken, kann es uns geschenkt sein, dass wir wenigstens den Mangel spüren und so um das Größere Wissen.
  • Es bleiben nicht nur das Leid, der Hass und der Tod konkret, die Hoffnung, die Liebe, der Frieden und die Gnade aber allgemein und unverbindlich.
  • Der Karfreitag ist der Beweis der Verbindlichkeit Gottes. Darin schon, dass Gott an seinem eigenen Leib (!) die Sünde der Welt trägt, wird seine Herrlichkeit sichtbar. Dass es Gott ist, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist, wird für die Kirche in der Auferstehung erfahrbar.
  • Nur, wenn unser Glaube auch für unser Leben so konkret ist, können wir unsererseits die Welt tragen, das Unvollkommene wagen, Tropfen für Tropfen Steine höhlen und uns geborgen wissen bei dem, der selbst, konkret, sinnlich, die Auferstehung ist und das Leben. Amen