Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 5. Fastensonntag Lesejahr A 2023 (Römerbrief)

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26. März 2023 - St. Georg, Sinzig-Löhndorf

1. Wünsch Dir was!

  • Auferstehung ist kein "Wünsch Dir was!". – Erstaunlich viele Menschen sehen das anders, auch unter Christen hierzulande. Sie glauben an das, was ihnen am Besten gefällt. Glauben, so hört man, sei doch subjektiv und beliebig – da könne man sich doch aussuchen, woran man glaubt.

  • Nur leider: Glauben bedeutet Vertrauen. Und bei der Frage, worauf ich mein Vertrauen setze, ist es mir zumindest wichtig, kritisches Denken nicht auszuschalten. Im Gegenteil: Wo wenn nicht beim Vertrauen sollten wir kritisch sein? Daher also: Will ich mein Vertrauen wirklich auf das setzen, was ich mir selbst als sympathische Wunschvorstellung ausgesucht habe?

  • Christlich glauben bedeutet eigentlich, Jesus Christus zu vertrauen. Und damit bin ich nicht mehr beim Beliebigen, sondern bei den Evangelien, über die allein wir von Jesus, seiner Botschaft, seinem Leben und seinem Sterben wissen – und davon, was seine engsten Freunde von der Begegnung mit dem Auferstandenen berichten.

2. Zombie oder Glauben

  • Paulus hat versucht zu formulieren, woran Christen glauben. "Auferstehung" oder "Auferweckung" von den Toten wurde damals entweder gar nicht oder grässlich falsch verstanden. Daher hat sich Paulus an das gehalten, was er hatte: Jesus Christus selbst ist in den Tod gegangen und hat seine Jünger aufgefordert, ihm dahin zu folgen. Thomas sagt zu den anderen Jüngern: "Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben!" Und Jesus ergänzt: "Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben."

  • Da sind zwei grundverschiedene Auffassung: Das rein biologische Leben und das Leben aus dem Geist Gottes. Auch Zombies wirken lebendig, sie leben aber nicht für andere und leben nicht aus glaubendem Vertrauen, sondern nur, um zu fressen. Das macht sie so unsympathisch und daher sollte man ihren Umgang meiden.
    "Vom Fleisch bestimmt" nennt das Paulus: Nur auf Konsum und sich selbst begrenzt. Leben ohne Beziehung, ohne Vertrauen und ohne Glauben mag zwar rein biologisch noch eine Weile funktionieren. In einer Gesellschaft des 'Fressen und Gefressen Werden' kann sich so ein Zombie sogar gut durchsetzen. Erfolgreich vielleicht, aber innerlich tot.

  • Die Alternative nennt Paulus, wenn wir als Christen leben "vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch wohnt." Gottes Geist wurde uns – so schildert es die Bibel – am sechsten Schöpfungstag eingehaucht und damit wird das Mensch – Adam und Eva – lebendig. Daher gilt für jeden Menschen: Wirklich Leben bedeutet, aus dem glaubenden Vertrauen auf diesen uns alle erfüllenden Atem und Geist zu leben. Sonst wäre das Leben schon zu Ende, auch wenn die biologische Maschine noch läuft.

3. Sterben und Auferstehen

  • Soweit für alle Menschen. Für Christen aber wird das konkret. Mit IHM Sterben und Auferstehen. Für Christen geht es dabei nicht um das Ende des biologischen Menschen, Herzstillstand und Gehirntod. Vielmehr sollen Christen – so drückt Paulus das aus – in diesem Leben der Sünde sterben: Dem 'Fressen und Gefressen-Werden', dem Leben auf Kosten anderer, der Einsamkeit. "Wenn aber Christus in euch ist, dann ist zwar der Leib (präziser: der sterbliche, der Fleischesleib) tot aufgrund der Sünde, der Geist aber ist Leben aufgrund der Gerechtigkeit."

  • Sterben und Auferstehen ist christlich eine Spiritualität des Alltags. Sicher wird nicht jeder Tag dramatisch sein. Aber dieses Sterben ist ganz konkret gemeint: Täglich dem Drang sterben, auf Kosten anderer zu leben. Täglich bereit sein, auch die tollsten Pläne über den Haufen zu werfen, wenn ich merke, dass mich das nicht näher zu Gott und seiner Liebe zu den Menschen führt, sondern nur dem eigenen Fortkommen dient. Wir sollen in seiner Nachfolge täglich "das Kreuz auf uns nehmen", sagte Jesus (Lk 9,23). Das ist ganz sicher bildlich gemeint. Aber es ist ernst gemeint. Aber wir sind dabei nicht allein. Christlich ist immer ein "mit Christus sterben". "Darum werden wir nicht müde; wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, der innere wird Tag für Tag erneuert" (2Kor 4,16).

  • Welche Auferstehung wird auf diesem Weg verheißen? Wenn ich mir nicht die Auferstehung wünschen kann, was dann? – Darin bleibt uns nur das Vertrauen, dass Jesus vor uns und für uns in den Tod gegangen ist, und die Erfahrungen derer zuverlässig sind, die ihn als Lebendig erlebt haben. Mit den Malen der Nägel und der Lanze, mit seinen Verletzungen, doch lebendig. Und dies ist für mich der Hinweis darauf, wo ich erfahren und merken kann, was Auferstehung ist: Die Erfahrung von Glück und Sinn, von Beziehung, Geist und Geborgenheit, dort wo ich die Angst davor verloren habe, das Richtige zu tun, auch wenn dabei der äußere Leib verletzt wird. Ja dieses Glück kann ich sogar erfahren, wenn ich zwar daran gescheitert bin, mein Kreuz auf mich zu nehmen, ich aber hier im Gottesdienst bin und mir sagen lassen darf: Vertraue, glaube, ich habe den Tod besiegt!