Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum Fest Christi Himmelfahrt Lesejahr B 2006

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25. Mai 2006 - ['magis]-Gruppe beim Katholikentag Saarbrücken

1. Zur Rechten Gottes

  • An Christi Himmelfahrt feiern wir nicht den Abschied, sondern die Gegenwart. Nicht in die Wolken sollen wir starren, sondern auf die Erde. Die Schilderung der Himmelfahrt Jesu ist ein Versuch, das, was Jesus schon zuvor seinen Jüngern sagte, in ein Bild zu fassen.
  • Der erhöhte Christus sitzt "zur Rechten Gottes". Dieser Satz ist ganz in der Bibel verankert. Denn die Erfahrung Israels ist es doch, dass Gott nicht abwesend und desinteressiert ist, sondern seinem Volk in Treue verbunden. In diesem Volk lebt und erlebt der gläubige Jude die Gemeinschaft mit Gott. In diesem Glauben hat Jesus auch seine Jünger gestärkt.
  • "Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium". Das Evangelium, die Frohe Botschaft, besteht darin, dass Christus "zur Rechten Gottes" sitzt. Dieses Evangelium wird nun der ganzen Welt, ja der ganzen Schöpfung, verkündet: Jesus ist gegenwärtig und wirksam, wie Gott gegenwärtig und wirksam ist. Und: Jeder hat nun Zugang zu seinem Volk, denn er hat Menschennatur angenommen, und jeder Mensch hat nun Zugang zu seinem Volk durch den Glauben.

2. Fünf Dimensionen

  • Fünf Zeichen werden "durch die, die zum Glauben gekommen sind", geschehen. So sagt es in den summarischen Nachtrag das Markusevangelium. Nicht durch besondere Heilige nur, nicht durch die ersten Apostel nur, sondern durch "durch die, die zum Glauben gekommen sind", werden diese fünf Zeichen geschehen.
  • Die Aufzählung der fünf mag uns fremd vorkommen. Wahrscheinlich würde niemand von uns auf diese fünf Zeichen kommen, gar noch mit der These, dass sie geschehen durch die ("durch alle" gar?), die zum Glauben kommen. Und doch gilt die Liste. Wenn sie nur hier, in diesem relativ späten Text stünde, wäre sie vielleicht weniger gewichtig. Mir scheinen jedoch in diesen Zeichen fünf Dimensionen genannt, die durch die ganze Heilige Schrift gestützt werden.
  • Nicht spektakuläre Exorzismen, nicht charismatische Zungenrede, nicht Schlangenbeschwörung und wundersam unwirksamer Giftgenuss und auch nicht staunenerregende Krankenheilungen wird man morgen von uns berichten. Aber die Erfahrungen in unserem Leben als Christen dürfen, ja sollen wir messen an dem, was die fünf Zeichen bezeichnen.

3. Fünf Zeichen

  • Wenn der Glaube, dass Gott Jesus "von den Toten auferweckt und im Himmel auf den Platz zu seiner Rechten erhoben hat", dann kann die Begegnung mit uns Menschen befreien. Durch das was ein gläubiger Mensch tut und sagt, kann ein anderer angesteckt werden. Die Wirkung nennt die Bibel "Befreiung von Dämonen". Dabei haben diese "Dämonen" vielerlei Gestalt. Erkennen kann man sie alle daran, dass sie den Menschen in Besitz nehmen, knechten und für ihre Ziele einspannen. Christus zu Rechten Gottes verkündet die Herrschaft, die stärker ist, als alle diese Dämonen.
  • Denn wer zum Glauben kommt wird "in neuen Sprachen reden". Er wird nicht mehr beschränkt sein auf seine Nation, seine Tradition, seine Kultur und Denkweise. Der Glaube führt Menschen aus allen Sprachen zusammen. Er motiviert durch diese Begegnung ganz konkret dazu, andere Sprachen zu lernen und sich für andere Erfahrungen zu öffnen.
  • "Mit den Händen", heißt es wörtlich, werden gläubig gewordene Menschen Schlangen aufheben. Das was Inbegriff von Bedrohung ist, kann angefasst werden und verwandelt. Von Alters her ist die Schlange ein mythisches Tier, bedrohlich, geheimnisvoll und gefährlich. Nicht gefährlich aber für die, die ihr Herz fest gemacht haben im Glauben an Gottes Herrschaft hier unter uns. Den Aposteln, die so schwer glauben wollen, wirft der Auferstandene "Herzenshärte" vor ("er tadelte ihren Unglauben und ihre Verstocktheit" Mk 16,14). Ein hartes Herz ist das Gegenteil von einem Herzen, das fest ist im Glauben an die alles überwindende Kraft der Liebe.
  • Deswegen kann auch Gift nicht mehr schaden. Das Gift des Misstrauens wirkt ja nur, wenn ich mir selbst im Tiefsten nicht sicher bin. Das Gift des Irrtums wirkt nur, wo ich die Kraft des Lichtes nicht kenne. Deswegen sollten Christen einander stärken im Glauben, damit Vertrauen möglich wird.
  • So werden die "Kranken, denen sie die Hände auflegen, gesund werden". Als Zeichen der Ermutigung gab und gibt es die Heilung von körperlich Kranken in der Kraft des Namens Jesu. Aber dies sind nur äußerliche Zeichen für die Heilung, die tiefer geht. Deswegen können Kranke und sogenannte Behinderte oftmals den Glauben besonders eindrucksvoll leben. Denn in der Gebrechlichkeit wird die Kraft deutlich, die noch nicht einmal vom Tod bezwungen werden kann. Das Leben ist unter uns wirksam. Christus im Himmel sitzt zur Rechten Gottes. Er wirkt unter uns, wenn wir hinausgehen und mutig den Glauben leben. Amen.