Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum Fest Christi Himmelfahrt Lesejahr C 201

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26. Mai 2022 - St. Michael, Sinzig-Franken

1. Zum Himmel hoch 

 

  • Zum Thema Christi Himmelfahrt würden ungebildete Menschen fragen, ob Jesus eher einen Propeller als Hut auf dem Kopf oder eher Düsen unter den Schuhen hatte, um so zum Himmel emporgehoben zu werden. Mit solchen Fragen kann man sich in gewissen Kreisen Ansehen verschaffen. Von besonderer Bildung zeugen sie nicht.
  • Bei biblischen Berichten sind vielmehr immer zwei Fragen sinnvoll: Welche Erfahrung versuchen die Zeugen oder Autoren auszudrücken? Oder welche Einsicht versuchen sie in einer Erzählung mitzuteilen?  
  • Die äußerliche Fragestellung zeugt eher von der Arroganz zu meinen, dass wir heute die Dinge besser verstanden hätten, nur weil wir wissen, dass das Blau des Himmels nicht ein Gewölbe ist, sondern ein Lichtbrechung, und danach das Universum kommt; vermutlich könnte keiner von denen, die das als überlegene Erkenntnis gegenüber im primitiven Weltbild der Bibel ausgeben, selbst auch nur ein einziges Fernglas herstellen, durch das man sehen kann.  

 

2. Gott allein 

 

  • Ja, die antike Welt hat sich das anders vorgestellt als wir es heute verlässlich wissen. Aber ganz dumm war es ja nicht anzunehmen, dass das Himmelsgewölbe aus Wasser ist, wenn es blau ist wieder Ozean und gelegentlich Wasser von oben herunterfällt. Die Antike hat sich in der Tat den Himmel, in dem Gott wohnt, als einen Ort oberhalb dieses Gewölbes vorgestellt. Da unterscheidet sich die Bibel nicht von der restlichen Antike.
  • Aber einen entscheidenden Unterschied gibt es doch. Während damals die anderen Kulturen mit unbeschreiblichem Aufwand versucht haben, aus dem Lauf der Gestirne den Willen Gottes zu ergründen, sagt die Bibel ganz lapidar, der Himmel ist der Schemel der Füße Gottes. Und während die Antike Sonne Mond und Sterne als Gottheiten verehrt hat, finden sich ganz am Anfang der Bibel beim Lied von der Erschaffung der Welt fast schon spöttisch geschildert, dass Gott diese Lichter dort oben aus praktischen Gründen aufgehängt hat, damit wir tagsüber gutes Licht haben und abends nicht die Orientierung verlieren  
  • Das physikalische Weltbild mag falsch gewesen sein die Schlussfolgerung ist bis heute richtig, dass all das zweitrangig ist im Vergleich zur Größe und Liebe Gottes. 

 

3. Der Mensch zu Rechten Gottes 

 

  • Die Schilderung, dass Jesus zu diesem Himmel emporgehoben wird hat zwei wichtige Konsequenzen. Die Engel sagen ja keineswegs, die Jünger sollten nicht zum Himmel emporschauen. Vielmehr sagen sie im Gegenteil, wir sollen zum Himmel schauen, um den Menschensohn zu sehen, der von den Wolken des Himmels kommt. Die Erneuerung der Welt kommt von Gott und von sonst nirgendwo. Der geistliche Gehalt war damals selbstverständlich und kann heute jedem selbstverständlich sein.  
  • Das zweite aber, was die Bibel bezeugt und wir auch in unserem Glaubensbekenntnis ausdrücklich sagen, ist, dass dort im Himmel Jesus Christus zur Rechten Gottes des Vaters sitzt. Dieses Bild bedeutet, dass Gott nicht alleine als Richter über der Erde steht, sondern dass der Mensch zur Rechten Gottes sitzt. Nachdem Gott selbst die menschliche Natur in Jesus angenommen hat, wird alles was von Gott kommt künftig nur noch zu verstehen sein, wenn wir es im Blick auf den Menschen sehen.  Der Grundsatz bleibt: Gott allein ist Richter. Aber dieser Richter richtet aus der Perspektive der Menschen, die Unrecht erlitten haben: im Wissen um das Kreuz.
  • Das ist es, was wir heute, am Fest der Aufnahme Jesu Christi in den Himmel, feiern. Nicht irgendwelche albernen Götter wohnen im Himmel, sondern der, den die Menschen vernichten wollten, indem sie ihm ans Kreuz geschlagen haben. Ihn hat Gott nicht nur vom Tod zum Leben gerufen, sondern sich an seine Seite gesetzt. Das feiern wir. Das beten wir an. Ihn beten wir an. Diesen Gott, der uns nicht von seiner Seite lässt. 

 

 

 

1. Zum Himmel hoch 

·       Zum Thema Christi Himmelfahrt würden ungebildete Menschen fragen, ob Jesus eher einen Propeller als Hut auf dem Kopf oder eher Düsen unter den Schuhen hatte, um so zum Himmel emporgehoben zu werden. Mit solchen Fragen kann man sich in gewissen Kreisen Ansehen verschaffen. Von besonderer Bildung zeugen sie nicht 
Bei biblischen Berichten sind vielmehr immer zwei Fragen sinnvoll: Welche Erfahrung versuchen die Zeugen oder Autoren auszudrücken? Oder welche Einsicht versuchen sie in einer Erzählung mitzuteilen?  

·       Die äußerliche Fragestellung zeugt eher von der Arroganz zu meinen, dass wir heute die Dinge besser verstanden hätten, nur weil wir wissen, dass das Blau des Himmels nicht ein Gewölbe ist, sondern ein Lichtbrechung, und danach das Universum kommt; vermutlich könnte keiner von denen, die das als überlegene Erkenntnis gegenüber im primitiven Weltbild der Bibel ausgeben, selbst auch nur ein einziges Fernglas herstellen, durch das man sehen kann.  

2. Gott allein 

·       Ja, die antike Welt hat sich das anders vorgestellt als wir es heute verlässlich wissen. Aber ganz dumm war es ja nicht anzunehmen, dass das Himmelsgewölbe aus Wasser ist, wenn es blau ist wieder Ozean und gelegentlich Wasser von oben herunterfällt. Die Antike hat sich in der Tat den Himmel, in dem Gott wohnt, als einen Ort oberhalb dieses Gewölbes vorgestellt. Da unterscheidet sich die Bibel nicht von der restlichen Antike.  

·       Aber einen entscheidenden Unterschied gibt es doch. Während damals die anderen Kulturen mit unbeschreiblichem Aufwand versucht haben, aus dem Lauf der Gestirne den Willen Gottes zu ergründen, sagt die Bibel ganz lapidar, der Himmel ist der Schemel der Füße Gottes. Und während die Antike Sonne Mond und Sterne als Gottheiten verehrt hat, finden sich ganz am Anfang der Bibel beim Lied von der Erschaffung der Welt fast schon spöttisch geschildert, dass Gott diese Lichter dort oben aus praktischen Gründen aufgehängt hat, damit wir tagsüber gutes Licht haben und abends nicht die Orientierung verlieren  

·       Das physikalische Weltbild mag falsch gewesen sein die Schlussfolgerung ist bis heute richtig, dass all das zweitrangig ist im Vergleich zur Größe und Liebe Gottes. 

3. Der Mensch zu Rechten Gottes 

·       Die Schilderung, dass Jesus zu diesem Himmel emporgehoben wird hat zwei wichtige Konsequenzen. Die Engel sagen ja keineswegs, die Jünger sollten nicht zum Himmel emporschauen. Vielmehr sagen sie im Gegenteil, wir sollen zum Himmel schauen, um den Menschensohn zu sehen, der von den Wolken des Himmels kommt. Die Erneuerung der Welt kommt von Gott und von sonst nirgendwo. Der geistliche Gehalt war damals selbstverständlich und kann heute jedem selbstverständlich sein.  

·       Das zweite aber, was die Bibel bezeugt und wir auch in unserem Glaubensbekenntnis ausdrücklich sagen, ist, dass dort im Himmel Jesus Christus zur Rechten Gottes des Vaters sitzt. Dieses Bild bedeutet, dass Gott nicht alleine als Richter über der Erde steht, sondern dass der Mensch zur Rechten Gottes sitzt. Nachdem Gott selbst die menschliche Natur in Jesus angenommen hat, wird alles was von Gott kommt künftig nur noch zu verstehen sein, wenn wir es im Blick auf den Menschen sehen.  Der Grundsatz bleibt: Gott allein ist Richter. Aber dieser Richter richtet aus der Perspektive der Menschen, die Unrecht erlitten haben: im Wissen um das Kreuz.

·       Das ist es, was wir heute, am Fest der Aufnahme Jesu Christi in den Himmel, feiern. Nicht irgendwelche albernen Götter wohnen im Himmel, sondern der, den die Menschen vernichten wollten, indem sie ihm ans Kreuz geschlagen haben. Ihn hat Gott nicht nur vom Tod zum Leben gerufen, sondern sich an seine Seite gesetzt. Das feiern wir. Das beten wir an. Ihn beten wir an. Diesen Gott, der uns nicht von seiner Seite lässt.