Predigt zur Hochzeit 22. Mai 2010 - Ein Fundament für die Ehe
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22. Mai 2010 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg
1. Fundament
- Friederike und Kai sind hier, weil sie für ihre Ehe ein tragendes Fundament wollen. Deswegen
haben sie auch das Evangelium ausgesucht, das bei Lukas zum Abschluss der Feldrede Jesu
überliefert ist: Für sie gilt: Wer so eine Ehe beginnt, "gleicht einem Menschen, der ein Haus baute
und grub tief und legte den Grund auf Fels".
- Der Wunsch ist nachvollziehbar. Der äußere Druck, dem wir ausgesetzt sind, will Flexibilität und
Anpassungsfähigkeit, volle Verfügbarkeit für den Job und Mobilität, wenn es gefordert wird. Was
heute gefordert wird ist letztlich Bindungslosigkeit. Wer eine Ehe schließt und eine Familie gründen
will, muss daher entschlossen sein, sich dem Druck entgegenzusetzen und sich Freiräume zu
erhalten, in denen nicht alles verfügbar ist. Wer das will, braucht festen Stand, wenn die Wasserflut
kommt und an dem Haus rüttelt und reißt.
- Und doch passt das Bild vom Fundament nur halb. Denn der Felsen, von dem Jesus in seinem
Gleichnis spricht, ist alles andere als granithart. Das kann und will Jesus nicht bieten. Der Felsen,
auf den Christus seine Kirche baut, die Gemeinschaft derer, die zu ihm gehören, ist ein lebendiger
Stein. Er selbst ist ein lebendiger Stein: Verlässlich zwar, um darauf zu bauen, aber zugleich nicht
festlegbar auf harte Flächen und Kanten. Beim Standesamt habt ihr mit einander einen Vertrag
gegründet auf Papier und Paragraphen. Hier schließt ihr einen Bund, bei dem ihr zusammen auf
einen Dritten baut, ein lebendiges Fundament.
2. Bund in Christus
- Für Katholiken ist die Ehe ein Sakrament. In ihr verwirklicht sich auf besondere Weise, was in der
Taufe grundgelegt ist. Durch die Taufe wurdet ihr mit Jesus Christus verbunden, um durch ihn Gott
als euren himmlischen Vater und den Heiligen Geist, den er Euch verleiht, zu erfahren. Bei der
Suche nach einem Fundament für Eure Ehe stoßt Ihr daher nicht auf Granit und auch nicht auf ein
festgefügtes Regelwerk, sondern auf eine Beziehung, an der Ihr teilhaben könnt.
- Dreifach ist der Weg. Präzise heißt es dazu im Evangelium "Wer zu mir kommt und meine Rede hört
und danach handelt". In seiner Rede hat Jesus - parallel zur Bergpredigt im Matthäusevangelium -
gezeigt, was es bedeutet ganz aus dem Vertrauen auf Gott zu leben.
- Diese Botschaft gilt es erst einmal zu hören (oder erst einmal selbst in der Bibel nachzulesen).
Dieses Hören ist das innere sich Aneignen dieser Botschaft. Das ist nicht einfach ein Regelwerk, das
wie eine Betriebsanleitung funktioniert. Vielmehr merkt man beim Lesen in sich selbst die
Widerstände, so radikal loszulassen und zu vertrauen, dass Leben auch anders geht als nach den
Gesetzmäßigkeiten von Stärke, Erfolg und Überlegenheit.
- Zweitens aber bleibt die ganze Botschaft leer und tot, wenn wir sie nur hören und nicht danach
handeln. Denn mehr noch als das Hören der Botschaft vom Vertrauen verändert und prägt uns ein
Handeln aus dem Vertrauen. erst diese macht uns zu Vertrauenden.
- Das Dritte aber steht an erster Stelle: "Wer zu mir kommt ...", heißt es im Evangelium. Nicht wer
einen klugen Ratgeber kauft und ihn liest, sondern wer sich auf die Beziehung einlässt mit dem, in
dem Gott selbst Mensch geworden ist, wird das tragende Fundament finden. Das Vertrauen und
daraus handeln, zu dem die Bergpredigt einlädt, hat ein Gegenüber: Es ist dieser Gott, den uns die
Heilige Schrift verkündet, dem wir vertrauen. Es ist der, der den Tod nicht scheute, um an unserer
Seite zu sein, und den Gott in der Auferstehung von den Toten bestätigt hat.
- In der Taufe seid ihr mit diesem Gott, mit diesem Christus, in diesem Heiligen Geist verbunden. In
dem grundlegenden Sakrament der Taufe hat Gott an Euch gehandelt. Nun wollt Ihr das Sakrament
der Ehe schließen: miteinander und als Sakrament zugleich mit Gott, der Euch zusagt, dass Euer
Bund sein Bund ist, Eure Treue seine Treue - ja, dass seine Treue und Liebe alles übersteigt und
Euch auch dort noch trägt, wo Ihr an Eure Grenzen stoßt.
3. Ins Herz geschrieben
- "Nie sollen Liebe und Treue dich verlassen; binde sie dir um den Hals, schreib sie auf die Tafel
deines Herzens!" Der Vers aus dem Buch der Sprichwörter, den das Brautpaar als erste Lesung
ausgewählt hat, macht deutlich, wie sehr das, was Jesus von sich sagt, in der ganzen Offenbarung
Gottes in der Heiligen Schrift verwurzelt ist. Gott hatte dem Mose die Gebote auf Steintafeln
geoffenbart. Aber das Alte Testament, die Propheten und die Weisheit Israels wissen, dass diese
Gebote nur in Stein gemeißelt kein Leben bringen. Erst wenn ich die Gebote auf die Tafeln meines
Herzens schreibe, werden sie zur Quelle der Liebe uns des Lebens.
- Eine Ehe und eine künftige Familie braucht Absprache, klare Regeln und Grenzen. All das aber
nützt nicht, wenn es so tot bleibt wie das Dokument, das beim Standesamt unterschrieben wird.
Heute lassen sich Friederike und Kai den Bund der Liebe in ihr Herz schreiben. Der Bund, den sie
in Gott und mit einander schließen, soll lebendig pulsieren, wie ihr Herz.
- Ich traue den beiden zu, dass es ihnen gelingt. Sie sind entschlossen, ihren Bund, ihre Ehe und eine
künftige Familie, nicht auf ein starres Fundament, sondern auf das lebendige Fundament zu bauen.
"Wer zu mir kommt" und in mir bleibt, ist wie ein Mensch, der sein Haus auf festem Grund gebaut
hat. Gemeinsam kommt ihr heute zum Altar. Zu Euch gemeinsam kommt heute Christus, um in
Euch zu wohnen, wie er schon bislang dank der Taufe in jedem von euch wohnt. Mit Euch bittet
Christus um den Segen des Vaters, für dessen Liebe zu uns Eure Liebe ein Zeichen sein darf. Baut
darauf! Amen.