Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zur Hochzeit 11. September 2021 - Mt 5,13-16 - Salz der Erde

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11. September 2021 - St. Cyriakus, Weeze

1.

  • Ihr seid das Salz der Erde und das Licht der Welt. Wenn der Satz aus dem Auftakt der Bergpredigt Jesu heute als Hochzeitsevangelium gelesen wird, dann ist es unvermeidlich, das Brautpaar als die zu sehen, an die es sich richtet:  E., S., Ihr zwei seid das Salz der Erde und das Licht der Welt! Auch wenn das Brautpaar, als es sich das ausgesucht hatte, das vermutlich nicht so ganz meinte: "Ihr seid..." und dann gleich für "die Welt", "die Erde".
  • Menschen, die sich systemrelevant für die ganze Welt vorkommen, würde ich in der Tat in London oder New York suchen. Masters of the Univers. Unser Brautpaar kommt aus der Zentrale der Welt. Trotzdem habe ich nicht den Verdacht, dass das unbewusst leitend war bei der Auswahl der Lesungen, gerade wenn ich mir alle drei Texte anschaue, die sie ausgewählt haben. Da steckt ein Anliegen dahinter von zwei Menschen. Sie machen hier in einer christlichen Kirche ebenso wie schon vor einiger Zeit in der Heimat des Bräutigams deutlich, dass für ihr gemeinsames Leben die spirituellen Traditionen ein gemeinsamer wertvoller Schatz ist. Das wollen sie nicht aufgeben, wenn sie eine gemeinsame Familie gründen. Das Christliche will  E. nicht für sich behalten. Das Hinduistische will S. nicht für sich reservieren. Beides gehört zu ihrer, der einen Welt.
  • Ihr seid das Licht der Welt. Man kann es nicht unter den Eimer stellen oder Menschen ausschließen. Es leuchtet allen. Es gibt so viel Ungerechtigkeit. Der eine dort bekommt reichlich, die andere direkt daneben bekommt nichts. Das Licht aber leuchtet allen im Raum. Deswegen ist es für Jesus das Bild dafür, was Ihr sein könnt.

2.

  • Was  E. Euch aus dem geistlichen Schatz der jüdischen und christlichen Tradition vorstellen will, brauche ich nicht zu wiederholen. Das haben wir eben in den Lesungen gehört. Aus dem Alten Testament in der Bibel die Erfahrung, dass wir alle aus dem Wort Gottes hervorgegangen sind und sein gutes Wort die Basis der Gemeinschaft von Mann und Frau ist. Dazu all das, was Paulus vor 2.000 Jahren für die Christen in Rom als wesentlich zusammengefasst hat: so sollten Christen leben, daran sollte man sie erkennen, das ist die Lebensweise, mit der sie glücklich werden.
  • Ich will nur ein Stichwort aus diesen Lesungen herausgreifen. Paulus erwähnt die für Juden und Christen und für viele andere Kulturen ganz wichtige Gastfreundschaft. Doch in diesem Wort Gastfreundschaft schwingt in der Tradition der Bibel sehr viel mit. Zum einen, die Erfahrung, dass Gott bei uns, in unserer Welt, zu Gast sein möchte. Glauben bedeutet, Gott bei sich aufnehmen und dadurch beschenkt zu werden durch den Gast. Diese Erfahrung führt dann, zweitens, unmittelbar dazu, das Gastfreundschaft nicht nur denen gilt, die uns auch wieder einladen.
  • Jesus wird in der Bergpredigt darauf ausführlich zu sprechen kommen. Wenn wir nur die einladen, die uns einladen, dann verändert sich nicht viel bei uns und in unserer Welt. Erst dort, wo wir erfahren, wie viel Gott uns schenkt, wenn er bei uns zu Gast ist, verändert es uns und die Welt. Erst dort, wo wir einladen und schenken, ohne etwas zurück zu erwarten, werden wir reich beschenkt. Nicht die anderen Reichen, sondern die Armen sind es, denen wir Gastfreundschaft erweisen sollten. Das dürfte in einer Stadt wie London nicht schwerfallen, wenn man den Schritt hinaus wagt über die City und seine eigene Umgebung.

3.

  • Daher zurück zum Evangelium, das Ihr für heute ausgewählt habt. Es enthält einen wichtigen Kontrast zu allem, was wir heute machen. Zum Glück.
    Denn heute dreht sich (fast) alles um Euch beide. Das ist richtig und wunderbar. Aber auf Dauer wäre es tödlich anstrengend. Leben entsteht erst, wo wir es weitergeben.
  • Ihr seid das Salz der Erde. Das Salz in der Suppe ist unverzichtbar. Aber wenn man es rausschmeckt, ist die Suppe versalzen. Das rechte Salz dient dazu, dass alles andere Geschmack gewinnt. Ihr seid das Licht der Welt. Doch wenn wir nur das Licht sähen, wären wir geblendet und blind. Das rechte Licht hilft uns, alles zu sehen. Das macht Salz und Licht so wertvoll.
  • Das, liebe  E., lieber S. macht Euch so wertvoll. Ihr wollt etwas, Ihr macht etwas, Ihr habt eine wundervolle Ausstrahlung auf Menschen um Euch herum. Aber mit diesem Evangelium habt Ihr uns zugleich einen Schatz gegeben. Gott ist bei uns zu Gast. "So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen." Euer Leben zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen. Amen.