Predigt zum Ostermontag 2000
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25. April 2000 - Rom, S. Trinitatis
1. Wege finden
- Beim Skifahren mag es ja Spaß machen, auf Neuschnee zu fahren. Aber in einsamen, dünn besiedelten Gegenden, wo wirklich viel
Schnee liegt, wird es sehr gefährlich und kraftraubend, sich alleine einen Weg durch die weißen Massen zu bahnen. Sich in der
weiten sibirischen Ebene im Winter bei minus 40 Grad zu verlaufen ist geradezu tödlich.
- Daher braucht es große Maschinen, um Wege zu bahnen. Große Walzen markieren den Weg, damit die Menschen mit ihren Autos
die Chance haben, von einem Dorf zwanzig Kilometer weiter in das nächste Dorf zu finden. Die mächtigen Maschinen kämpfen sich
durch den unwegsamen Schnee und bringen damit die Menschen auf ihre Spur.
- Nun
gibt es gerade in diesen kalten, einsamen Gegenden nicht selten Männer,
die tiefer in die Wodka-Flasche schauen, als ihnen gut
tut. So ein besoffener als Fahrer auf der großen Maschine kann schnell
einen Weg in die falsche Richtung machen. Der dick gewalzte
Weg kann durchaus der falsche sein. Wer meint, im Leben brauche man nur
den Weg zu gehen, der machtvoll-kräftig mit aller
Technik und allem Know-How gebahnt ist, um sicher ans Ziel zu gelangen,
sollte sich vorsehen!
2. Gott markiert den Weg
- Wie also den Weg finden? Sind wir letztlich darauf angewiesen, uns immer und überall den Pfad selbst bahnen zu müssen, auch dort
wo er durch einsame Ödnis führt und hohe Schneewehen Sicht und Weg versperren?
- Gott
wälzt uns nicht den Weg mit großen Maschinen. Breit niedergewalzte
Straßen sind nicht sein Ding. Gott stellt auch nicht
Wegweiser auf, wo es lang geht und sagt:"Nun geht mal schön!". Gott
markiert den Weg zum Leben, indem er ihn selbst geht. Er ist
ihn in Jesus Christus als Mensch selbst gegangen. Und dadurch hat er
vielen Menschen geholfen, diesen Weg zu gehen. In der Tat,
dadurch ist der Weg breiter, sichtbarer geworden. Aber die erste Spur,
die Leitlinie ist nicht gewalzt und betoniert, sondern die
menschliche Spur des Jesus Christus. Diese Spur führt nicht nur durch
die sonnigen, leicht zu erschlendernden Gegenden. Sie führt
auch durch unwegsames Gelände. Ja, sie führt sogar durch den Tod
hindurch zum Leben. Das gibt der Spur Jesu die Kraft, dass sie
viele gehen, so dass wir ihn nicht allein gehen müssten. Die Kirche
feiert diese österlichen Menschen, die vor uns Jesus auf der Spur
zum Leben gefolgt sind, als Heilige, weil Gott und seine Gnade sie
selbst auf dieser Spur geführt hat. Maßstab für die Richtigkeit der
Spur sind nicht die vielen, sondern der Eine!
- Paulus verkündet nicht einen Glauben, den sich jeder neu erfinden müsste, sondern nur getreu das, was auch ihm selbst verkündet
wurde. "Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe",
schreibt er der Gemeinde in Korinth. Die
Osterbotschaft vom Weg, der durch den Tod hindurchführt, ist nichts,
was sich Menschen allein erkämpfen können, weder durch
Geld noch durch reine Willensanstrengung noch durch ach so raffinierte
Technik. Das heißt nicht, dass unsere Anstrengung nutzlos
wäre und wir uns zurücklehnen sollten. Es sagt aber, dass entscheidend
nicht ist, wie machtvoll-kräftig wir ausschreiten, sondern die
Richtung, die wir gehen. Der in seiner Liebe ohnmächtige, der
gekreuzigte Gott steht uns vor Augen als Pfad zum Leben.
3. Wege gehen
- "Habt ihr den Glauben unüberlegt angenommen?"
fragt Paulus die Gemeinde. "Habt ihr darüber nachgedacht und euch klar
gemacht, dass der Glaube ein Weg ist, den man nicht nur vor sich liegen
hat, sondern auch gehen muss?" Ein solcher Weg kann nicht
abstrakt auf einer Landkarte verzeichnet werden. Sonst verliert er sich
wie ein einsamer, irrer Pfad im Schnee. Wir aber sind berufen,
den Weg des Glaubens zu gehen und für uns selbst zu entdecken, wie uns
dieses Gehen des Glaubensweges immer mehr mit Gott
verbindet und in Gott hineinführt.
- Wir gehen den Weg aber
nicht nur für uns selbst, sondern um ihn für andere - die Kirche - zu
gehen. All die Frauen und Männer, die
dem auferstandenen Christus begegnet sind, haben damit eine Berufung
empfangen, füreinander Zeugen dieses Weges zu sein,
"Märtyrer" zu sein, die mit ihren eigenen Füßen und unter Risiko ihres
irdischen Lebens auf das zustreben, was Gott uns gezeigt hat:
die Überwindung von Angst und Furcht im Zugehen auf das unverlierbare
Heil, das ewige Leben. So bleibt die Spur Gottes durch
die Zeit sichtbar, weil Menschen von Gottes Gnade geführt dieser Spur
folgen.
- Wenn wir so losgehen und versuchen selbst Zeugen zu sein, dann werden wir entdecken, dass Gott den Weg nicht nur als erster
gegangen ist, sondern auch mit uns geht: den Weg zum Leben, das verlässlich ist und in die Ewigkeit reicht. Dann werden wir
entdecken, dass dieses Leben, auf das wir zugehen, schon hier anfängt, wo Zeugen zusammen unterwegs sind im Blick auf den
Auferstandenen. Amen.