Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt 2008 zum Palmsonntag im Lesejahr A

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16. März 2005 - Pfarrkirche Oberschwappach/Knetzgau

1. Glück

  • Jeder Mensch will glücklich werden. Ich bin überzeugt, das gilt für ausnahmslos jeden Menschen. Die Vorstellungen aber darüber, wie das aussieht, gehen so weit auseinander, wie Gott uns Menschen verschieden geschaffen hat. Das ändert aber nichts daran, dass jede und jeder von uns Glück und Erfüllung sucht.
  • Hattet Jesus sich sein Leben so vorgestellt? Hat er dieses Ende gewollt? Es kann doch kein Mensch sich sein Glück so vorstellen, dass er elendiglich am Kreuz verreckt. Glück sieht doch anders aus.
  • Im Garten betet Jesus im Angstschweiß: "Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber." Er will es nicht. Das Kreuz ist definitiv nicht seine Vorstellung von Glück. Es ergreift ihn "Angst und Traurigkeit". Und doch betet er: " Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst. "

2. Freiheit

  • Das Matthäusevangelium betont mehr als die anderen Evangelien, dass es so kommen musste. Immer wieder berichtet das Evangelium ein Detail und schließt daran eine Reflexion an: "Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist", auf dass sich "die Schrift erfüllt, nach der es so geschehen muss?" Das klingt doch so, als sei das Alte Testament so, wie das was manche von Nostradamus glauben: dass die ganze Geschichte schon feststehe, geheimnisvoll angekündigt in uralten Schriften.
  • Es liegt nicht alles fest. Aber wen der Weg der Weisheit interessiert, der wird auf die Weisheit stoßen, und wen die Gerechtigkeit, der wird eine Richtung finden. Wir sind frei. Und Jesus ist frei. Jesus ist frei, treu zu sein. Dann erfüllt sich die Schrift, in der so viele Erfahrungen festgehalten sind, dass Gottes Liebe treu ist. Diese Erfahrung "erfüllt sich" dort, wo Gott den Weg als Mensch geht und sich als wehrloser Mensch den Tatsachen stellt.
  • Tatsache für Jesus ist, dass er von Gott gekommen ist. Und er nimmt diese Sendung an. Tatsache ist, dass Gottes Sohn nicht auf einem Schlachtross reitet, sondern "auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers". Tatsache ist, dass dies dem Gottesbild vieler widerspricht. Ebenso wie viele Anstoß daran nehmen, dass Gott sich den Ausgestoßenen und Sündern vor allem zuwendet. Tatsache ist, dass das Evangelium Jesu die Mächtigen zum Zorn reizt. Sie lassen Jesus ihren Zorn spüren. Sie kreuzigen ihn.

3. Liebe

  • Der heutigen Gottesdienst spannt den Bogen vom demütigen Einzug in die Stadt Jerusalem bis hin zum schählichen Tod vor ihren Mauern. Wir sind gefragt, ob wir das glauben können und glauben wollen: Dass dies ein erfülltes Leben sei.
  • Gott will das Kreuz nicht. Aber er trägt es. Gott hat keinen Gefallen am Schmerz. Aber darin besteht das Evangelium: Gott weicht ihm auch nicht aus. Er will ihn selbst aushalten. Nicht darin besteht Gottes Glück auf Erden, dass er erstarrt in Furcht vor den Königen und ihren Statthaltern oder in Angst vor dem Schmerz, den sie zufügen können.
  • Gottes Glück ist festzuhalten an der Liebe. Auch dort wo sie etwas kostet. Nicht dickköpfig festzuhalten, sondern wehrlos (Darin unterscheidet sich Gott von manchem Sturkopf seiner Kirche). Dort erfüllt sich eben auch die Heilige Schrift und nicht nur unser Glück und Leben, wo Gott die Kraft gibt treu zu bleiben in der Liebe. Dort erfüllt sich alle Hoffnung und Erfahrung des glaubenden Volkes, wo Gott selbst sein Glück darin findet, den Weg mit uns zu gehen. Auch dort, wo es nicht mehr lustig ist, bleibt Gott treu. Amen.