Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zu Pfingstmontag Lesejahr C 2016 (Apostelgeschichte)

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16. Mai 2016 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Liebeserklärungen

  • Liebeserklärungen sind heikel. Wer einem Menschen, die oder der Objekt der Hinneigung ist, die Liebe erklärt, geht ein gewisses Risiko ein. Es könnte sein, dass die Liebe nicht in der selben Weise erwidert wird. Dann ist es meistens zu spät. Denn die Antwort, ja, man finde den Anderen auch nett, aber ob das Liebe sei, müsse man erst zusehen, solche Antwort ist keine gute Grundlage für entspannte Zweisamkeit.
  • Aber umgekehrt ist es auch dann ein großartiger Augenblick, wenn nie ein Zweifel bestand, dass die Liebe gegenseitig sei, wenn eben das ausgesprochen wird. Was öffentlich ist, hat eine neue Qualität. Dass etwas öffentlich ausgesprochen wird, schafft eine neue Realität, auch wenn es still für sich schon alle wussten.
  • Daran liegt es, wenn Verliebte wollen, dass alle mitbekommen, wie sehr sie einander lieben. Das macht minutenlange innige Küsse mitten auf einer belebten Kreuzung so attraktiv.

2. Wertegesellschaft

  • Die Apostelgeschichte erinnert mit dem Abschnitt heute, am Pfingstmontag daran, dass es neben den frühen Christen auch noch Menschen gab, die die Predigt des Johannes gehört haben und die Taufe empfangen haben, die er predigte: eine Taufe die vor allem Umkehr und Reue, Neuanfang und Erwartung des endzeitlichen Heiles bedeutete.
  • Diese Menschen werden durchaus solche geschildert, die an Gott glauben. Sie leben die Werte eines gläubigen Menschen und vertrauen auf die Gegenwart Gottes. Man kann so glauben. Vielleicht sogar ohne Gemeinschaft, still und privat. Allerdings bin ich mir nicht sicher, wie viele Generation das hält, wenn den ökonomischen und politischen Interessen der Umgebung nicht mehr entgegenzusetzen ist, als die Erinnerung daran, Werte vermittelt bekommen zu haben.
  • Letztlich ist es das, was Paulus diesen Menschen geben kann: Einen Ort und eine Kraft, um das zu leben, wozu sie sich entschlossen haben, als sie die Taufe des Johannes angenommen haben. Diese Samariter glauben an Gott und sie haben den Willen und versuchen, nach den Zehn Geboten zu leben. Da ist nichts daran falsch. Die Offenbarung des Namens Jesu und die Kraft des Heiligen Geistes wollen davon nicht abbringen, sondern darin stärken. Es ist ein Weg, von der Liebe zu Hoffnung zu sprechen, die einen erfüllt

3. Bund und Geist

  • Die Annahme der christlichen Taufe birgt alle Chancen, aber auch alle Tücken einer Liebeserklärungen. Ich liefere mich damit einer Gemeinschaft des Glaubens aus und riskiere die Dynamik des Heiligen Geistes. In der Bibel steht das so harmlos. "Als sie das hörten, ließen sie sich auf den Namen Jesu, des Herrn, taufen. Paulus legte ihnen die Hände auf, und der Heilige Geist kam auf sie herab." Doch "Name Jesu" und die Formulierung "des Herrn"sind nicht harmlos.
  • Nicht zufällig wird Paulus später die Beziehung der Christen zu Jesus Christus mit der Ehe vergleichen. Denn so wie die Ehe ein Bund ist, der auf Liebe gründet und das Ziel hat, Liebe weiter zu geben, so ist es auch mit dem Bund, den Christus begründet in der Taufe "auf den Namen Jesu". Jesus selbst nennt es den "neuen Bund in meinem Blut"; ein Ausdruck den wir in jeder Messe im Hochgebet bei den Einsetzungsworten erinnern. In diesem Bund lassen wir uns hineinnehmen in das Kreuz und die Auferstehung Jesu. Seinen Tod verschweigen wir nicht, sondern wir verkünden ihn in aller Öffentlichkeit Seine Auferstehung ignorieren wir nicht, sondern preisen wir, bis er kommt in Herrlichkeit. Denn Jesus ist "der Herr" - und das heißt in der Sprache der Bibel: In ihm ist Gott gegenwärtig!
  • Was aber hat es mit der Handauflegung und dem "Heilige Geist" auf sich, von dem es heißt, er "kam auf sie herab"?
    In der Kirche wird die Taufe durch die Handauflegung in der Firmung besiegelt; in der Kirche werden die Ämter durch solche Handauflegung übertragen werden. In diesen Gesten verdichtet sich die Erfahrung, dass in dieser Gemeinschaft Gottes Kraft und Lebendigkeit erfahren werden kann. Die Herabrufung des Heiligen Geistes macht deutlich, dass alles was uns anvertraut ist, seine Kraft einzig und allein von Gott her bekommen kann. Es gibt Zeiten und Orte in der Kirche, wo das lebendiger erfahren wird, als hier bei uns. Vielleicht nicht zufällig sind das die Zeiten und Orte, wo man den Christen etwas von der Verliebtheit anmerkt, die Freude daran hat allen zu zeigen, was das Herz erfüllt. Amen.