Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 3. Fastensonntag Lesejahr B 2021 (3 Lesungen)

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7. März 2021 - Gemeinschaftskrankenhaus St. Petrus Bonn

1. Kompatibilitätstest

  • Passt das zusammen? Oder, für alle, die wollen, dass es akademisch klingt: Besteht das den Kompatibilitätstest? Passt es zusammen was ich sage und wie ich lebe? Passt das zusammen, was ich von Gott bekenne und glaube, mit dem, welche Rolle Gott in meinem Leben spielt?
  • Mir scheint das eine hilfreiche Frage zu sein. Es ist eine dieser Fragen, mit denen man die Schrifttexte, die für einen Sonntag zusammengestellt wurden, in Verbindung zueinander bringen kann.
  • So will ich das für heute versuchen, für den Abschnitt aus dem Buch Exodus im Alten Testament, der als zusammen mit der Offenbarung des Gottesnamens den Höhepunkt der Selbstoffenbarung Gottes die Mitte des Alten Testamentes darstellt. Die zehn Gebote sind die Mitte des Bundes Gottes mit seinem Volk.
    Dazu die Lesung aus dem ersten Korintherbrief, in dem Paulus betont, dass wir Christus nur als den Gekreuzigten beginnen können.
    Und schließlich das Evangelium nach Johannes, das uns schildert, wie Jesus in heiligem Zorn die Händler aus dem Tempel vertreibt. Passt das zusammen?

2. Zehn Vergleiche – passt das?

  • Wer das wunderbare Kapitel im Buch Exodus mit der nüchternen Form vergleicht, in der sich die Zehn Gebote meist im Gesangbuch oder im Katechismus finden, der merkt sofort, dass dort etwas Wesentliches ist verloren geht. Im Kern haben wir hier nicht einen Katalog von Geboten oder Verboten, sondern wird hier Gott vorgestellt, der befreit und erlöst, der herrlich ist und einzigartig.
  • Und daran schließt sich die Frage an: Passt das zusammen, wenn ich neben dem einen wahren Gott noch so viele Götter des Ansehens und der Macht, des Geldes und der Gesundheit verehre? Passt das zusammen, wenn ich den Allmächtigen und ewigen Gott einsperre in zu enge Bilder, die ich mir von ihm mache? Passt das zusammen, wenn ich 7/24 durcharbeite und alles für mich arbeiten lasse, ohne auch nur einen Tag zu ruhen und voll Vertrauen mein Leben in Gottes Hand zu legen, sein Lob zu singen und einmal tief durchzuatmen?
  • Die Antwort ist eindeutig jeweils nein. Wenn ich Gottes Größe und Güte begreife, dann ist all das, wovon die 10 Gebote reden, gleichsam das, was automatisch das Ergebnis dieses Vergleiches ist. Wenn ich so leben will, wie es dieser Wirklichkeit Gottes entspricht, dann hat dies bereits mein Leben verändert.

3. In der Gegenwart Gottes

  • Allerdings gibt es immer die Gefahr, dass nicht ich mein Leben ändere, sondern stattdessen leichter das Bild Gottes verfälsche. Dafür steht die zweite Lesung. Wenn ich Christus nicht als den Gekreuzigten verkünde, nicht in seiner demütigen Liebe und Hingabe, wenn ich leugne, dass er mit Haut und Haaren Mensch war, und seine Menschheit am Kreuz gestorben zur Rechten Gottes des Vaters erhoben ist, dann leugne ich die Größe der Liebe Gottes. Dann habe ich mir vielleicht Gott so zurechtgemacht, dass ich unter diesem Maßstab leicht durchschlüpfen kann. Dann passt es zusammen, aber nur um den Preis der Gottesverdunkelung.
  • Wenn ich hingegen Gott in seiner Größe und Liebe, in seiner Einzigartigkeit und Verehrungswürdigkeit belasse, dann kann es passieren, dass ich ganz unbequem werde und merke, wo menschliche Verhältnisse nicht damit zusammenpassen. Das ist der Augenblick, in dem Jesus dem heiligen Zorn Raum gibt und die Verfälschung des Heiligtums, des Tempels in Jerusalem, in Kommerz und Rummel beendet, indem er die Händler aus dem Tempel herausschmeißt und die Geldwechsler in ihre Schranken weist.
  • Es muss nicht so dramatisch sein. Aber die Frage „Passt das zusammen?“ ist eine sinnvolle Leitfrage im geistlichen Leben.
    Ignatius von Loyola, der Gründer des Jesuitenordens, pflegte Fragen, die ihn beschäftigt haben, aufzuschreiben und den Zettel auf den Altar zu legen. Dort hat er dann die heilige Messe gefeiert und gebetet. Er hat sich in Gottes Gegenwart versenkt und gleichzeitig die Frage vor Augen gehabt, in der er sich entscheiden musste, dieses oder jenes zu tun oder zu lassen. Es ist die Gnade Gottes, die dann Klarheit schenkt, was zu Gottes Gegenwart passt und was nicht. Alles was es braucht, ist meine Bereitschaft und Zeit, sich in die Gegenwart Gottes zu stellen. Amen.