Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zur Hochzeit - Hafen Ehe

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7. August 2010 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Ruhig Schlafen

  • Beneidenswert, wie Kinder manchmal schlafen können - manchmal, denn oft genug sind sie aufgekratzt. Aber dann gibt es auch wieder die Situationen, wo den Erwachsenen der Kopf schwirrt, wo Probleme ihnen den Schlaf rauben, oder allgemeines Chaos herrscht. Und die Kinder schlafen einfach ein, als wäre nichts.
  • Durch Schlafen gehen die Probleme in der Regel nicht weg, obwohl es auch das gibt. Dennoch aber finden wir uns immer wieder in Situation, die uns den Schlaf rauben; die Probleme blasen sich auf und tun so, als seien sie das Wichtigste von der Welt.
    Ich bekomme es in schöner Regelmäßigkeit mit, wie es bei manchen Paaren in der Vorbereitung ihrer Hochzeit passiert, dass sie sich monatelang mit der Vorbereitung Stress machen. Vielleicht war bei Familie Reim ein kleiner, schlafender Moritz der Lehrer in Gelassenheit; auf jeden Fall haben Elke und Christian zumindest nach außen hin den Eindruck größerer Souveränität gemacht.
  • Ich wage dennoch keine Vermutung, warum unser Hochzeitspaar genau das Evangelium vom Seesturm ausgewählt hat. Bringt es die Philosophie der Familie Reim auf den Punkt oder doch nur ihre Sehnsucht?
    Auf dem Weg über den See von Genezareth geraten die Jünger in einen Sturm. Dieser See ist bekannt für die wilden Fallwinde. "Das Wasser schlug in das Boot und sie gerieten in große Gefahr." Jesus aber schläft im Boot, als wäre nichts los. Das anschließend berichtete Wunder ist eigentlich nur, dass sich die innere Ruhe Jesu auf die chaotisch stürmende See überträgt. Und Jesus ist keineswegs der Ansicht, dass dies eine besondere Fähigkeit des menschgewordenen Sohnes Gottes sei. "Wo ist euer Glaube?", fragt er die Jünger. Der Glaube kann so etwas bewirken.

2. Vertrauend Glauben

  • Wir werden nachher das Glaubensbekenntnis sprechen, auf das hin Moritz getauft werden wird. Eltern und Paten stehen für ihn ein. Ohne dieses Bekenntnis würde ich als Priester niemand taufen. Von Seiten der Eltern und Paten ist es aber wichtig, dass dieses Bekenntnis nicht die Aufzählung von antiquierten Theorien ist. Christlich glauben bedeutet zuallererst nicht, Theorien für wahr zu halten, sondern in einer Beziehung zu Gott zu vertrauen.
  • Das Glaubensbekenntnis spricht aus, was ruhig schlafen lässt.
    • Ich schlafe gut, weil ich darauf vertraue, dass die Welt nicht dem Zufall ausgeliefert ist, sondern aus dem schöpferischen Wollen Gottes wird, der sich uns in der Geschichte offenbart hat.
    • Ich schlafe gut, weil Gott unter uns Menschen ist; er selbst ist Mensch geworden und hat unser Menschenschicksal geteilt bis in den Tod. Aber dieser Tod hat sich am Ende nicht als mächtig erwiesen, denn in Christus ist er überwunden, und nun sitzt der Menschensohn zur Rechten Gottes: So sehr hat Gott für alle Zeiten sich mit uns Menschen verbunden.
    • Ich schlafe gut, weil Gott zu allen Zeiten durch seinen Heiligen Geist gegenwärtig ist und in uns Menschen und durch uns Menschen wirkt; die Gemeinschaft seiner Kinder überschreitet alle Grenzen und ist der geheimnisvolle Ort seiner Gegenwart.
  • Dass Claudia und Petra, Elke und Christian vor der Taufe mit uns ein fest formulierte Bekenntnis sprechen werden, hat einen wichtigen Sinn. Im Leben muss jeder von uns sich dem stellen, was sie oder er persönlich glaubt. Die Paten sind mit ihrer persönlichen Beziehung zu Gott gefragt, wenn sie Moritz auf dem Weg in das Leben zur Seite stehen wollen. Der in der Kirche vorformulierte Text des Glaubensbekenntnisses aber macht deutlich, dass ein wesentlicher Aspekt des Glaubens die Gemeinschaft ist. Im Glauben sind wir ein Team.
    In diesem Bekenntnis vertraue ich darauf, dass Gott Menschen zusammenführt und diese Gemeinschaft der Kirche - bei allen Fehlern und Sünden - durch das Evangelium und durch die Sakramente - immer ein Ort sein wird, an dem wir unsere Beziehung zu Gott erneuern und vertiefen können. Wir leben in ihr als die Gemeinschaft der Heiligen: geheiligt durch die Liebe Gottes, geheiligt, weil Gott für uns einsteht, geheiligt, weil Gottes Heiligkeit stärker ist als alle Endlichkeit und Schuld.

3. Hafen der Ehe

  • Ob das alles reicht, um ruhig zu schlafen, wenn "über dem See ein Wirbelsturm losbricht und das Wasser in das Boot schlägt"? Sicher nicht immer. Doch es ist tröstlich, dass im Evangelium berichtet wird, dass selbst die Apostel in Panik geraten konnten. Aber die Erfahrung, von der Lukas berichtet, hat sie darauf vorbereitet, sich später ganz anderen Herausforderungen mit viel Vertrauen zu stellen.
  • Die Herausforderungen stellen sich auf hoher See. Und auch die Ehe ist nicht der Hafen, dem Sprichwort zum Trotz. Auch wenn Elke mit Christian und Christian mit Elke mit dieser Hochzeit sich in Treue aneinander binden wollen, bedeutet das nicht so sehr im geschützten Hafen vor Anker gehen, sondern das Versprechen, zusammen auf See zu gehen, sei es milde Briese bei Sonnenschein, sei es stürmische Wellengang.
  • Entscheidend dabei ist, als Team zusammen zu bleiben. Mit Moritz sind es ja schon drei im Team. Im Glauben seid ihr ein Team: Ihr teilt mit einander das Vertrauen, das jeden einzelnen von Euch trägt, und dürft darauf vertrauen, dass das glaubende Vertrauen der vielen, vielen anderen, die in der Taufe Euch Schwester und Bruder geworden sind, Euch ebenfalls mittragen kann. Wie könnte das besser zum Ausdruck kommen, als wenn wir mit der Taufe von Moritz heute ihn mit hineinnehmen in das Boot, zu dem Ihr durch Eure Taufe bereits gehört. Amen.