Predigt zu Weihnachten in der Nacht 2024
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24. Dezember 2024 - St. Cyriakus, Habitzheim
1. Krippe
- Jetzt liegt das Kind in der Krippe. Vorgestern noch war der Stall leer. In vielen Kirchen waren zwar Maria, Josef, die Hirten und ihre Herden schon zur Stelle. Aber immerhin war auch dort bis heute das Strohbettchen noch leer.
- Denn in dieser Nacht erst feiern wir die Geburt des Kindes, in dem Gott selbst Mensch werden wollte.
- Es ist ein Ereignis aus ferner Menschengeschichte. Doch es kann heute Nacht Wirklichkeit werden, wenn wir es feiern und Gott von neuem in unserem Herzen geboren wird.
2. Mitte
- Mehrfach bin ich in den letzten Wochen vor Weihnachtskrippen gestanden, wo alle schon da standen, selbst drei Könige, die offenbar einen früheren Stern genommen hatten. Nur das Kind war respektvoll noch weggelassen worden.
- Diese Krippen ohne Kind haben mich beschäftigt. Alles Drumherum ist da, nur die Mitte fehlt. So sinnvoll es ist, den Platz für das Kind bis zum Heilig Abend leer zu lassen, so sinnfällig ist mir das Bild.
- Mit allem Fleiß ist alles vorbereitet, doch die Mitte ist leer. Ich habe mich in meiner eigenen Geschäftigkeit ertappt gefühlt. Wenn ich zurückblicke, gleicht vieles diesen vorweihnachtlich aufgebauten Krippen. Nicht immer erfüllt sich die Zuversicht, dass sich die leere Mitte doch noch schließen lässt, am Ende, wenn alles fertig ist. Vielleicht müssen wir lernen, unsere persönliche Krippe gleich zu Beginn von der Mitte her zu bauen.
3. Gottesgeburt
- Andererseits: Wenn wir die Mitte leer lassen, kann das wahrhaftiger sein. Denn das ist nicht Gott, was da im Stroh unserer Weihnachtskrippe liegt. Es ist eine Puppe aus Holz. Gott aber ist so unendlich größer und heiliger als alles, was wir mit unseren Händen machen können.
- Die Leere ist daher – wie auch die Stille – ein mindestens so sinnenfälliger Ort, an dem Gott Mensch werden will. Es ist wie ein Stuhl, den wir beim Weihnachtsessen leer lassen, weil vielleicht doch noch einer kommt, der gesehen hat, dass unsere Tür nicht verschlossen war; sie ist offen, um ihn einzuladen, aus der Kälte herein zu kommen und mit uns zu feiern.
- Wir feiern einen Gottesdienst voll Musik und heiligen Zeichen. Ein Kind liegt in unserer Weihnachtskrippe. Gott will sichtbar und erfahrbar unter uns sein. Und doch habe ich in den kleinen stillen Unterbrechungen auch dieses Abends das Gespür: Die Fülle des Lebens wartet erst noch auf uns. Da ist noch viel Raum. Gott beginnt gerade unter uns und in uns geboren zu werden. Amen.