Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 5. Fastensonntag Lesejahr A 2020 (Johannes)

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29. März 2020 - Aloisiuskolleg, Bonn Bad Godesberg (wegen Pandemie nur Online)

1.

  • Es sind so viele Details in diesem langen Abschnitt aus dem Johannesevangelium.
  • Dass wir im Moment für den Gottesdienst am Sonntag allein daheim bleiben müssen, gibt uns vielleicht die Zeit, dieses Evangelium nicht nur zu lesen oder zu hören, sondern mit jeder Zeile zu beten.

2.

  • Einen Gedanken will ich dazu mitgeben.  
    Lazarus wird durch den Ruf Jesu wieder in das Leben zurückgerufen, das er durch die Krankheit verloren hatte.
  • Martha hatte den Glauben an das Leben bekannt, das die Gemeinschaft mit Christus schenkt, über den biologischen Tod hinaus.
  • Das, was an Lazarus geschieht, ist ein Zeichen, das mitten in unserer Welt auf diese neue Welt verweist. Das Zeichen ist noch nicht die neue Welt, aber es macht sie spürbar, erfahrbar, gegenwärtig in unserer Welt.

3.

  • Jeder kann momentan Geschichten erzählen, die er gelesen oder erlebt hat. Geschichten von Egoismus, Rücksichtslosigkeit oder einfach nur einer Gedankenlosigkeit, die nichts sieht, außer dem eigenen Vergnügen. Genauso aber kann hoffentlich jeder von uns von Erfahrungen berichten, in denen Menschen sich von der besten Seite gezeigt haben, offen, hilfsbereit, freundlich, in Sorge mit denen, die in Angst und Not sind.
  • Es gibt beide Erfahrungen. Die Frage an meinen Glauben ist, welche dieser beiden Seiten für mich das Kommende künden. Wenn ich nur nach der Kraft der Menschen gehe, wird es mindestens durchwachsen bleiben, wenn nicht gar der Pessimismus überwiegt, dass letztlich der Egoismus stärker sein wird. Wenn ich aber wie Martha glaube und weiß, dass die Liebe Gottes das Ziel unseres Lebens ist und alles umfängt, dann werde ich das Zeichen der Auferstehung auch jetzt schon sehen.
  • Es geht nicht darum, banal zu fragen, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist. Es geht um den Glauben, der mich trägt und der die Vorzeichen in der Gegenwart erkennt und voll Freude begrüßt. Die Liebe, in der Gott alles umfangen wird, das Leben, zu dem Gott uns beruft, es ist in vielen Zeichen gegenwärtig, weil Gottes Liebe und Gottes Leben in vielen Menschen aufbricht und sich mitteilt. Jeder von uns kann eine Geschichte davon erzählen. Amen