Predigt zum 6. Sonntag im Lesejahr A 2017 (Matthäus - Valentin)
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12. Februar 2017 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg
Die Predigt ist in Tonfall und Zugang zu dem Vers aus der Bergpredigt inspiriert von dem Film La La Land, einem wunderbaren Musical von Damien Chazelle. Der Film schafft es, verrückte Träume in Tanz und Musik umzusetzen und sie zugleich in die Not von zwei Menschen zu erden, die ihren Platz im Leben suchen und auch an einander scheitern - und doch mit einem Lächeln einander beschenken, wie ihre Träume noch einmal in Erfüllung gegangen sind. |
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1. Verrückte Glaubende
- Wer glauben will, ist verrückt. Manche wollen nur wissen, dass Gott existiert, aber sich nicht weiter auf Abenteuer einlassen. Diese Menschen sind natürlich nicht verrückt. Allerdings kann ihre Erwartung enttäuscht werden, dass Gott als kosmischer Generalschadensversicherer funktioniert, trotzdem sie ihm regelmäßigen ihre Police zahlen in Form von Hochschätzung christlicher Werte und dergleichen.
- Ansonsten aber ist verrückt, wer an den Gott der Bibel glauben will. Denn dieser erweist sich als unberechenbar und hält dennoch an dem Anspruch fest, treu zu sein. Die Erfahrung der Glaubenden ist, dass Gott Grundsicherheiten erschüttert, so manche Ordnung durcheinander bringt und manchen Sockel, auf den wir ihn heben wollen, in überraschende Richtungen verrückt.
- Es ist präzis die Verrücktheit der Liebe, die diesen Glauben auszeichnet. Denn genau besehen ist es nicht die Ordnung der Schöpfung, die Gott durcheinander bringt, sondern dass und wie er eins oben auf diese Ordnung drauf setzt. Neue Schöpfung nennt das die Bibel. Oder: Erfüllung, die das Alte wahrt und über sich selbst hinaus wachsen lässt.
2. Erfüllte Ordnung
- "Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen." Bevor Jesus an jedem einzelnen Gebot rüttelt, macht er deutlich, dass es nicht darum geht, Gottes Gebote aufzuheben. "Auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes soll vergehen". Er fordert nicht dazu auf, die Ordnung der Dinge zu verdrehen und Gutes schlecht oder Schlechtes gut zu nennen. Nicht an der Ordnung vorbei ist das Himmelreich, sondern nur darüber hinaus!
- Exemplarisch wird Jesus im Folgenden in der Bergpredigt aus den Zehn Geboten zitieren. Jedes einzelne davon hat seinen guten Grund. Es gibt keinen Anlass sie aufzuheben. Nicht morden, nicht lügen, nicht stehlen und auch nicht begehren, was des Anderen ist. All das bleibt gültig. Es ist vernünftig und richtig und bleibt uneingeschränkt gültig. Jedoch, an Gott glauben muss ich dafür nicht. Es reicht ein abstrakter Glaube an eine höhere Ordnung, und ein irgendwie darauf vertrauen, dass sich moralisch richtiges Handeln irgendwie im Diesseits oder im Jenseits auszahlt.
- Das Verrückte aber ist: Jesus meint, dass mehr möglich ist. Und für dieses Mehr - nicht ein Weniger - ist er "gekommen". Dafür ist Gott Mensch geworden und zu uns gekommen, dass Menschen Verrücktes tun.
Nicht nur, dass sie nicht stehlen; sie lassen dem, der ihnen den Mantel rauben will, auch noch das Hemd. Nicht nur dass sie keine Gewalt anwenden; sie halten dem, der ihnen auf die rechte Wange schlägt, auch noch die linke hin. Nicht nur, dass sie nicht die Ehe brechen; sie halten schon Blicke und Gedanken, die andere für die eigene Lust missbrauchen, für ein Verbrechen an der Würde des Menschen. Kein Gesetzt würde das verbieten. Keine Ordnung kann vorschreiben, die andere Wange hinzuhalten. Doch verrückte Menschen tun das. Menschen die verrückt genug sind, auf Gott zu vertrauen, ihren Vater im Himmel. Menschen die meinen, dass man Gott vertrauen kann, obwohl - oder gerade weil - er sich der bloßen Ordnung dieser Welt entzieht.
3. Träume der Liebe
- Im Grunde ist es, wie wenn sich die feste Ordnung in einen Tanz auflöst oder die strengen Worte in ein Lied. Auch der Tanz hat eine Ordnung und Choreographie, aber er ist mehr als starre Ordnung je sein kann. Auch das Lied hat Text und Melodie, aber zugleich hält das Lied es für möglich, dass sich Träume erfüllen.
- Auch die verrückten Träumer können wissen, dass sich ihre Träume nicht erfüllen, nicht unbedingt und nicht unbedingt so, wie sie es erträumten. Aber sie lassen sich dadurch nicht entmutigen. Ganz so, wie sich echte Liebe zwischen Menschen nicht entmutigen lässt, auch wenn sie um die Gefahr des Scheiterns weiß. Echte Träumende, echte Liebende, sind daher immer ein wenig verrückt. Vielleicht sind sie deswegen auch immer ein wenig Glaubende. Vielleicht haben sie tief in ihrer Seele einen Funken des Glaubens an den Gott, der Mut dazu macht verrückt zu sein.
- Die ganze Bergpredigt ist ein verrückter Traum. Jesus träumt davon, dass das Vertrauen in Gott zu einer Liebe Mut macht, die darauf vergisst, den eigenen Vorteil zu berechnen. Die wahren Verrückten im Glauben sind nicht die, die die Gebote aufheben und zu ihren Gunsten umbiegen. Die wahren Verrückten im Glauben sind diejenigen, die sich auf die Liebe zu Gott und ihrem Nächsten einlassen, über das Gebotene hinaus. Einfach so. Aus Liebe. Verrückt.