Predigt zu Neujahr 2011 (Namen Jesu)
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1. Januar 2011 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg
1. Segnen
- Der Muttersegen ist etwas Besonderes, ebenso der Vatersegen. In vielen Familien ist das eine
Tradition: Bevor die Kinder einschlafen oder das Haus verlassen, zeichnet die Mutter (oder der
Vater oder beide) dem Kind ein Kreuz auf die Stirn und segnet es. Wer damit groß geworden
ist, möchte diesen Segen nicht missen, außer zwischendurch, in den Jahren der Pubertät, wenn
man eh alles, was die Eltern machen, peinlich findet.
- Der Segen ist eine sprechende Geste. Sie drückt aus: 'Ich stehe zu
Dir'. Der Segen ist eine
Zusage und ein Wunsch. Worin die Zusage besteht, merken wir, wenn wir es
tun. Zu Beginn
des Taufgottesdienste segnen und begrüßen Eltern und Paten das Kind, das
die Taufe empfangen soll. Sie drücken damit aus, dass das Kind ihnen
willkommen ist, und sie es auf dem
Lebensweg stützen und begleiten wollen. Wir müssen uns nur einmal
vorstellen, wir würden
einen anderen erwachsenen Menschen einen solchen Segen geben - und wir
ahnen, wie intensiv
und sprechend diese Geste des Zutrauens ist.
- Zugleich ist der Segen aber nicht nur Zusage, sondern auch ein Wunsch. Im Segnen wünsche
ich dir, dass Gott dich annimmt: Gott möge dich bewahren. Segnen bedeutet einen anderen
annehmen und zugleich vertrauensvoll loszulassen. Im Segen lasse ich einen anderen teilhaben
an meinem Vertrauen nicht in mich selbst, sondern in Gott.
2. Jesus - JHWH rettet
- Maria und Josef segnen ihr Kind, indem sie es Gott anvertrauen. Sie geben ihm den Namen
'Jesus', das bedeutet: Gott rettet. Genauer gesagt, wird der Name des Gottes Israels verwendet:
Gott spricht: Ich bin da und rette.
- Das will nicht heißen, dass das Kind akut in einer Gefahr ist, aus der es gerettet werden müsste.
Vielmehr ist mit dem Namen Jesus das Kind ganz Gott JHWH anvertraut. Was immer ihm als
Gefahr und Bedrohung begegnen mag, soll es wissen, dass Gott für ihn da ist. Maria segnet ihr
Kind und vertraut es damit Gott an.
- Segnen könne nur Gott, meinen manche. Falsch. Segnen können und dürfen Menschen. Es ist
uns geradezu als Berufung aufgetragen, zu segnen und ein Segen für einander zu sein. Im Segen
können wir uns nie übernehmen, denn im Segen vertrauen wir einander immer Gott an: Er
allein rettet. Der Name 'Jesus' bekennt das. Gott selbst hat seinem Volk aufgetragen priesterlich zu sein und zu segnen: "So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen,
und ich werde sie segnen."
3. Aarons Segen
- Der heutige Neujahrstag verbindet zwei Themen. In der katholischen Tradition feiern wir ihn
als Hochfest der Gottesmutter Maria und als Fest 'Namen Jesu'. Daher ist es für uns Jesuiten
auch so etwas wie ein Namenstagsfest.
- Bezeichnender Weise wird heute zum Evangelium von der Namensgebung
Jesu der Text aus
dem Alten Testament gelesen, den Juden besonders schätzen und der als
Schlusssegen in vielen
evangelischen Kirchen einen festen Platz hat. Es ist der priesterliche
Segen Israels, den Aaron
und seine Söhne, die Priester in Israel, über das Volk sprechen. Wie
eine Mutter ihr Vertrauen
im Segnen ihres Kindes ausdrückt, so ist die Aufgabe der Priester, das
Vertrauen des Gottesvolkes auszusprechen und dadurch Gottes Segen auf
das Volk herabzurufen.
- Deswegen glaube ich, dass der Segen etwas Wirksames ist. Gott schenkt Rettung durch den
Glauben, und glaubend vertrauen wir uns Gott an. Anrede und vertrauende Antwort gehören
zusammen. In der Annahme des Segens erst kann dieser wirksam werden.
Zugleich ist der Glaube niemals nur Privatsache; er ist uns anvertraut, damit wir gleichsam
stellvertretend für einander Gott antworten. Gerade in den Werktagsgottesdiensten am Kleinen
Michel, den nur wenige, diese aber treu mitfeiern, spreche ich bewusst: "Es segne Euch, alle die
auf Euer Gebet vertrauen, und unsere Stadt..." Denn Gott will allen Menschen Rettung sein.
Dafür auch feiern wir die Hl. Messe. Darum auch lasst uns beten. Amen.