Predigt zum Valentinssegen 2004
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15. Februar 2004 - Universitätsgottesdienst, St. Ignatius Frankfurt
1. Eine Liebesbegegnung
- Keine Geigen schluchzen im Hintergrund. Keine Szene, die für einen
Groschenroman geeignet wäre. Und dennoch: Da tut sich was zwischen dem
Mann Jesus und der Frau Maria Magdalena. Es ist kein Zufall, dass die Beziehung
zwischen den beiden in der Kunst wie in der Literatur ein beliebter Topos
ist. Kein Liebesroman liegt hier vor, aber eine spannende Beziehung, voll
Liebe.
- Das Johannesevangelium braucht in der kunstvoll geschilderten Szene nur
ein Wort, um das auszudrücken. Den Namen "Maria".
Mit diesem einen Wort spricht Jesus Maria Magdalena an, eine Frau, die die
schmerzhafte Erfahrung hinter sich hat, dass ihr dass genommen worden war,
was ihr das Wichtigste gewesen ist. Sie war mit Jesus durch Galiläa und
nach Jerusalem gezogen. Sie hat an ihn geglaubt und ihn geliebt. Sie hat erlebt,
wie ihre Liebe am Kreuz verendet ist. Sie ist zum Grab gekommen, um dort einen
Ort zu haben, an dem sie trauern kann - und findet das Grab leer. Der Ort
der Trauer ist ihr auch noch genommen. So ist sie blind zu sehen, wo sie mit
ihrer Liebe neu anknüpfen kann, wie sie den, den sie liebt, erkennen
kann.
Maria ist der Mensch der enttäuschten Sehnsucht und der unerfüllten
Liebe. Sie blickt zu Boden. Sie blickt weg. Sie hat den Geliebten verloren
und weiß nicht mehr, wer sie ist und was sie will.
- Diese Frau spricht Jesus mit ihrem Namen an: Maria. In diesem Namen
klingt für sie und für ihn alles, was sie miteinander verbindet.
Im Namen ist der ganze Mensch gegenwärtig. Die Stimme, mit der Jesus
spricht, bringt Maria dazu, aufzuschauen. "Da wandte sie sich ihm zu",
berichtet das Evangelium. Ihre Angst, alles verloren zu haben, verwandelt
sich in neues Vertrauen. Sie spürt die Zusage dessen, der ihren Namen
spricht.
2. Valtentin
- Valentin war ein Christ im römischen Reich des frühen 3. Jahrhunderts.
Er war Bischof und hat 268 n.Chr. als Märtyrer einen gewaltsames Ende
gefunden. Aber die Christen glaubten, dass er bei Gott lebt. In der Erinnerung
hat er immer gelebt. In Deutschland gibt es seit dem Mittelalter an mehreren
Orten eine Valentinstradition. Er wird hierzulande als Heiliger erinnert,
der ein epilepsiekrankes Kind geheilt habe.
- In England und Frankreich ist eine andere Legende prägend geworden.
Die eine Fassung der Überlieferung erzählt, dass der Bischof Valentinus
den Märtyrertod erlitten hat, weil er trotz eines Verbots des römischen
Imperators Paare christlich gesegnet und getraut hat. Die andere - wahrscheinlichere
- Fassung weiß um das Engagement des Heiligen für zwei junge Leute,
bei dem der strenge Vater der Braut ihre Liebe verhindern wollte. Das ist
der Hintergrund, warum Valentin als Patron der Liebenden verehrt wird. Mag
auch die Propagierung des Valentinstages ein Kunstgriff des deutschen Blumengewerbes
im Jahr 1950 gewesen sein - Worum es dabei geht ist viel älter und
tiefsinniger.
- Valentin steht dafür, dass Liebe stärker ist als kaiserliche Autorität
und väterliche Willkür. Valentin erinnert Menschen daran, dass sie
ihre Liebe unter den Segen Gottes stellen können. Sein Name ermutigt
dazu, an der Liebe zu einander in Treue festzuhalten.
3. Dem Segen ein Gesicht geben
- Immer ist Liebe mit Namen und Gesichtern verbunden. Liebe ist auch im Christentum
nie ein abstraktes Prinzip. Gottes Segen erfahren wir, wo wir Menschen begegnen,
die von seinem Geist erfüllt sind. Gottes Segen kann durch jeden von
uns einen Namen und ein Gesicht erhalten. Gottes Segen kann uns erreichen,
wo andere Menschen liebend unseren Namen sprechen.
- In der Pfarrkirche von Eppertshausen, nicht weit von Frankfurt, ist der
Hl. Valentin dargestellt. Er blickt zu einem Kind, das an Epilepsie erkrankt
ist. In diesem Blick finde ich den Blick wieder, mit dem Jesus zu Maria sieht,
als er ihren Namen nennt. Noch schaut das Kind mit leerem Blick in das Abseits.
Ich höre aber Valentin, wie er mit ruhiger Stimme dieses Kind anspricht.
Ich sehe, wie das Kind seinen Namen hört und aufblickt.
- Das Evangelium von der Begegnung des auferstandenen Jesus mit Maria endet
mit einem Auftrag: "Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum
Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Schwestern und Brüdern".
Darin zeigt sich, dass eine Liebe, die nicht mehr aus der Angst um den Verlust,
sondern aus Gottes Segen getragen ist, ausstrahlt. Sie geht hinaus zu anderen
Menschen und lädt andere Menschen zu sich ein. So wird der Segen weiter
getragen. Amen.