Predigt 2. Adventssonntag Lesejahr A 2025 (Römerbrief)
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7. Dezember 2025 - Mariae Geburt, Traubing
1. Konflikte, Stärkere und Schwächere
- Früher war es besser. Hatte man früher Konflikte in der Kirchengemeinde, dann konnte man sie zumeist mit Geld zupflastern. Mit Geld und neuen Planstellen kann man wunderbar widerstreitende Interessen überspielen. Das geht ganze ohne Gott. Deswegen macht man es woanders auch so. Doch, wenn das Geld für diese Methode nicht mehr ausreicht, dann setzt sich klassisch meist wieder der Stärkere durch – woanders und vielleicht auch in der Kirche. Das geht sogar nur ohne Gott.
- Langsam merken es auch in der Kirche die Pfarreiengemeinschaften. Das Geld reicht nicht mehr, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Manchmal setzen sich dann die Stärkeren durch; im Pfarrgemeinderat sind die Alten sicher mächtiger als die Fürsprecher der Kinder. Die Stärkeren können sich durchsetzen. Aber, ich denke, wenn es nicht nur um unseren Egoismus geht, müssen wir anders damit umgehen. Da wird unser Glaube relevant.
- Deswegen werden im Advent Lesungen aus der Bibel gewählt, die mit solchen Situationen zu tun haben. Heute war dies die harsche Predigt des Johannes, dem Täufer. Davor aber ein Stück aus dem Römerbrief, wo es um Konflikte in der damaligen Gemeinde geht. Der Aufruf "Nehmt einander an!" trifft auf eine sehr konkrete Situation, in der das nicht der Fall ist. Christen in einer Gemeinde nehmen sich nicht einander an, sondern die einen halten sich für wichtiger; sie gehen vor.
2. Beharrliche Geduld
- Die Bibel, sagt Paulus, "ist zu unserer Belehrung geschrieben". Zitiert hatte er den Psalm 9, Vers 10, den er aus der Perspektive von Christus liest: "Die Verhöhnungen derer, die dich verhöhnen, sind auf mich gefallen." – Für Paulus ist das der finale Test auf den Glauben. Finde ich das Vertrauen, mich mit Gott verhöhnen und verspotten zu lassen, statt unbedingt möglichst gut dazustehen?
- Hier geht es (noch) nicht um Geld, sondern um Ansehen., Und da sind Menschen oft besonders empfindlich. Vielleicht die Hauptwurzel für Streit und Konflikte ist der Streit um Ehre und Ansehen- als wer wir gesehen und geachtet werden wollen.
- Der Hebel für Einheit in einer christlichen Gemeinde ist daher das Gegenteil. Und das Gegenteil nennt Paulus: "Geduld", also "Beharrlichkeit" (ὑπομονή - hupomone): Geduld, aushalten können, dass ich nicht als erster dran bin; Geduld, ertragen dass nicht alles geschieht wie ich es will. Geduld, lieber einen längeren Umweg zusammen mit anderen gehen, als allein mit dem Kopf durch die Wand. – Als Christ setze ich mein Interesse, Christ zu sein – nicht durch, wenn ich nur meine Interessen durchsetzen will. Christsein geht nur gemeinsam. Selbst wenn ich dadurch von den eigenen Leuten gemobbt werde: lieber das Interesse des anderen als meines.
3. Ermutigung und Hoffnung
- Wenn sonst nichts, dann sollten wir aus der heutigen Lesung aus dem 15. Kapitel des Römerbriefes diese eine Formulierung mitnehmen. Paulus nennt Gott den "Gott der Geduld und des Trostes". Geduld als die Beharrlichkeit Christi in seinem Vertrauen. Geduld vielleicht auch als Geduld Gottes mit mir – und davon hat er schon viel gezeigt. "Der Gott der Geduld und des Trostes aber schenke euch, eines Sinnes untereinander zu sein, Christus Jesus gemäß."
- Der "Gott der Geduld und des Trostes" hilft aber nicht nur geduldig anderer Menschen als ebenso wertvoll anzunehmen. Gott gibt auch Trost. Das Wort bedeutet auch "Beistand" (παράκλησις – paraklesis) und wir kennen es, weil Jesus den Heiligen Geist angekündigt hat als Trost und Beistand. Die Geduld als Bedingung von ehrlicher Gemeinschaft fällt nicht leicht, aber wem sie zu schwer fällt, hat vielleicht vergessen im Beten, im Lobpreis und im Lesen der Bibel um den Beistand Gottes zu bitten.
- Klingt das alles angesichts der Realität unserer Gemeinde utopisch. Ja, wahrscheinlich schon. Aber immerhin feiern wir miteinander Advent. Das sollte ja die Zeit sein, in der wir Hoffnung haben, dass Gott uns nicht fern ist. "Denn alles," schreibt Paulus, ist geschrieben "damit wir durch Geduld und durch den Trost der Schriften Hoffnung haben." Hoffnung (ἐλπίς – elpis) haben Christen, weil sie darauf glauben und vertrauen, dass Gott nicht fern ist und dass Gott stärker ist als unsere – meine! – kleinen und großen Egoismen. Die Hoffnung, dass Gott hier Frieden stiften kann und uns befähigt, seinem Frieden in dieser Welt eine Chance zu geben. Einem Frieden der nicht auf geschickten Deals beruht, sondern auf der Bereitschaft zur Geduld.