Predigt 2. Adventssonntag Lesejahr C 2015 (Lukas / Nikolaus)
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6. Dezember 2015 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg
1. Johannes - Sehen lernen
- Der Täufer Johannes soll helfen zu sehen. Zu viel steht im Weg. Zu viel ist krumm und verwachsen. Vor allem die Herzen der Menschheit sind blind. Sie sehen das Schöne der Gegenwart Gottes nicht.
Die Menschen sind wie Eltern, für die ihr Kind mit viel Liebe ein wunderschönes Bild gemalt haben. Es hätte ein Geschenk für die Eltern sein sollen. Doch diese können kaum richtig hinschauen. Schon beugen sie sich wieder über ihr Smartphone, sind abgelenkt, weil ihr Handy klingelt oder weil sie sich über irgend etwas streiten.
- Johannes ist einer, der solchen Erwachsenen ziemlich deutlich sagt, dass sie auf diese Weise das Wichtigste im Leben, das Gute, die Schönheit und die Liebe nie sehen werden. Johannes fordert die Leute auf, als Zeichen des Neuanfangs im Wasser des Jordan unterzutauchen. Das Wasser des Flusses soll Zeichen dafür sein, dass die Menschen aufhören können und aufhören wollen mit all dem, was sie doch nur taub und blind macht. "Und alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt."
- Ein wenig ist Johannes der Täufer wie Knecht Ruprecht. Denn auch Knecht Ruprecht ist beim Nikolaus dabei, damit die Erwachsenen sehen lernen. Später haben die Leute zwar behauptet, Knecht Ruprecht sei dazu da, unartige Kinder zu bestrafen. Aber das ist Unsinn. Im Ursprung ist Knecht Ruprecht immer dafür da gewesen, die Erwachsenen daran zu erinnern, gut zu den Kindern zu sein. Er soll den Erwachsenen helfen sehen zu lernen - ganz so wie Johannes.
2. Jesus sehen
- Gott kann man nur sehen oder hören, wenn man darauf vorbereitetet ist, das Kleine und Unauffällige zu sehen und Wert zu schätzen. Sonst kommt man an Weihnachten zur Krippe und sieht nur einen schmutzigen Viehstall und versteht nichts. Man muss gut sehen können, um zu verstehen, dass das allein der Ort sein kann, an dem Gott unter den Menschen geboren wird.
- Immer wenn Erwachsene laut werden, aber auch Kinder, wenn sie ausnutzen dass sie stärker sind und andere verprügeln, dann sieht man daran, dass sie klein sind. Sie haben Angst, dass sie nicht gehört werden oder dass man sie nicht beachtet, wenn sie nicht ganz wichtig tun.
- Weil Gott in Wirklichkeit wichtig ist, muss er nicht wichtig tun. Deswegen meinen Menschen dass man Gott nicht sehen kann weil er nicht groß tut. Aus dem christlich Glauben wissen wir und vertrauen wir darauf, dass Gott in Jesus sein Herz zeigt. Wer gelernt hat, das wirklich Wichtige zu sehen, der sieht das und freut sich darüber und wird beginnen selbst so zu leben, wie Jesus gelebt hat.
3. Nikolaus - Das gesehene Leben
- Nikolaus war so ein Mensch, der an Jesus geglaubt hat. Deswegen war er ein Mensch, der aufmerksam sein konnte für die Kleinen und die Menschen, denen es nicht so gut geht. Das hat dieser Mann der ausgehenden Antike gelernt, indem er gelernt hat, auf Gottes Gegenwart zu schauen.
- Nikolaus blieb so, als er Bischof wurde in der Stadt Myra. Das war wohl in der Mitte des vierten Jahrhunderts. Wir wissen von diesem großen Bischof Nikolaus nur wenig. Vielleicht ist die einzig sichere Überlieferung, dass er drei Männer davor gerettet hat, zu Unrecht als Verbrecher bestraft und hingerichtet zu werden.
- Und trotzdem können wir über den Heiligen Nikolaus viel verstehen. Denn nach seinem Tod haben auf einmal ganz viele Eltern ihre Kinder Nikolaus genannt. Das wissen wir aus den historischen Quellen.
In den folgenden Jahren und Jahrhunderten gab es deswegen immer Menschen, die nicht nur den schönen Namen Nikolaus hatten. Es gab auch viele, die wie Nikolaus gelebt haben. Sie haben von Nikolaus gelernt, Gott in den Kleinen zu sehen. Die vielen Geschichten, die wir heute kennen, handeln deswegen tatsächlich vom Heiligen Bischof Nikolaus, weil in den Menschen und ihren Geschichten etwas von dem Glauben des Bischofs aus Myra sichtbar wurde. Und vielleicht ist das bis heute so, wenn der Nikolaus kommt. Amen.