Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 2. Sonntag der Osterzeit Lesejahr A 2023

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16. April 2023 - St. Peter, Sinzig

1. Freude

  • Die Orientalen, sagt man, neigen zur Übertreibung. Wo des Westfalen höchstes Kompliment heißt: "Das kann man essen", schreibt der Petrusbrief: Ihr "jubelt in unaussprechlicher und von Herrlichkeit erfüllter Freude". Orientalisch blumig die Freude. Worüber sollen die Christen so unaussprechlich jubeln? "....da ihr das Ziel eures Glaubens empfangen werdet: eure Rettung."
  • Was aber, wenn das nicht blumig übertrieben ist? Wenn es wirklich so etwas geben kann wie "unaussprechliche und von Herrlichkeit erfüllter Freude"? Das ist einen Blick wert. Denn mit Freude ist ja nicht gemeint, dass man mal eben Spaß hat. Sondern Freude meint doch hier, eine innere Erfahrung von Leichtigkeit, Zuversicht, Gelassenheit, Heiterkeit …. was immer Wörter sind, die das Gegenteil davon beschreiben, was wir als Niedergeschlagenheit, fehlendem Antrieb, Lustlosigkeit kennen.
  • Diese Gefühle, positiv wie negativ, hängen – im Normalfall – mit dem zusammen, was das Leben bringt. Borderline oder klinische Depressionen sind etwas Anderes und eben nicht durch Ereignisse bedingt, sondern innere Zustände. Allerdings kenne ich Menschen, denen der Glaube hilft, selbst mit ihrer Depression zu leben. Aber lassen sie uns erst einmal schauen, was der Petrusbrief mit "unaussprechlicher und von Herrlichkeit erfüllter Freude" meint.

2. Taufe

  • Der Brief ist an Menschen gerichtet, die vor kurzem getauft wurden. Er sagt ihnen, sie seien "neu gezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten". Dadurch, dass wir zumindest hier in der Gemeinde bisher fast nur die Kindertaufe kennen, müssen wir uns erst hineindenken: Da hat sich jemand entschlossen, Christ zu werden und taufen zu lassen. In seiner Umgebung hat ihm das wenig Verständnis eingetragen? Wie, katholisch? Wie kannst du dich taufen lassen?
  • Die Freude ist also gemischt. Einerseits ist es die Freude, die Menschen kennen, die einen tragenden Grund für ihr Leben gefunden haben. Es ist sicher auch die Freude, die das Fest der Taufe bedeutet. Damals konnten die Leute Feste feiern und die christliche Gemeinde wird das bei den Taufen am Osterfest ausführlich gemacht haben. Aber jede Party ist irgendwann zu Ende und die Partyfreude mag nachklingen, aber ist vergänglich. Sie vergeht vor allem, wenn die Christen im Alltag Benachteiligung oder gar Verfolgung in Kauf nehmen mussten – wie es heute in Ländern wie Indien oder dem Iran ist, wo es für Menschen aus dem hinduistischen oder islamischen Milieu sehr ungemütlich werden kann, wenn sie Christen werden.
  • Es ist daher nicht so sehr die Freude im Augenblick oder im Blick zurück. Es ist vielmehr die Freude im Blick nach vorn: Ihr wurdet getauft "zu einem unzerstörbaren, makellosen und unvergänglichen Erbe, das im Himmel für euch aufbewahrt ist. Gottes Kraft behütet euch durch den Glauben, damit ihr die Rettung erlangt, die am Ende der Zeit offenbart werden soll."

3. Hoffnung

  • Ein Christentum im Blick zurück versteht das nicht. Wenn unser Glaube vor allem sieht, wie schön es war, und sich wundert, warum das so wenig mit Freude zu tun hat, dann liegt es an dieser Blickrichtung. Ostern ist der Blick nach vorne. Er vergisst das Vergangene und die Gegenwart nicht: Thomas fragt den Auferstandenen nach den Wundmalen! Aber dennoch ist das eigentlich Neue der Blick nach vorne!
  • Wenn Christen zurückschauen, können sie entdecken, dass Gott in ihrem Leben präsent ist, selbst in den schweren Stunden. Vielleicht da besonders. Das gibt der Hoffnung einen Grund. Aber der Grund der Freude liegt in der Zukunft.  
    Ihr "jubelt in unaussprechlicher und von Herrlichkeit erfüllter Freude, da ihr das Ziel eures Glaubens empfangen werdet: eure Rettung". Nicht von einer hinter uns liegenden Ursache, sondern von dem vor uns liegenden Ziel her kommt die Freude. – Oder die Freude bleibt so frustrierenderweise aus, weil ich den Glauben an den Auferstandenen immer nur als Osterfolklore erlebt habe.
  • Wenn aber die Freude radikal 'von vorne' kommt, geschieht etwas Erstaunliches. – Das Ziel meines Lebens werde ich erst jenseits auch meines individuellen Todes erreichen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, je mehr ich mich auf dieses Ziel ausrichte und darauf vertraue, dass Gott uns keine leere Versprechungen gemacht hat, desto mehr kann die Freude über das Ziel in die Gegenwart ausstrahlen.
    Es ist die alle Niedergeschlagenheit, allen Kleinmut, alle Düsternis besiegende Freude, die daher kommt, dass ich weiß: Vom Ende her ist Gott es, der mein Leben in Händen hält und der es vollenden wird. Wenn ich mich an ihn halte, aus dem Glauben und Vertrauen lebe, dass er mir das " unvergängliche Erbe" schenkt, dann kommt Freude auf.