Predigt zum 2. Sonntag im Lesejahr B 2021 (1. Korintherbrief)
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17. Januar 2021 - Kapelle des Petruskrankenhauses, Bonn
1. Bleibe
- Wo wohnst Du?, fragen die Jünger des Johannes Jesus, als sie hinter ihm her gehen, weil Johannes sie geschickt hat. Wörtlicher könnte man aus dem Griechischen übersetzen, Wo hast du deine Bleibe? Wo ist der Ort wo du bleiben kannst?
Ob es ein Haus oder eine Wohnung ist, erfahren wir aus dem kurzen Text nicht. Jesus lädt sie ein, Kommt und seht!, und sie kommen und sie sehen, wo er wohnte, und sie bleiben bei ihm, aber nur für diesen Tag.
- Die Frage, Wo hast du deine Bleibe?, ist im Evangelium zentral. Die Antwort ist nicht ein bestimmter Ort, nicht ein bestimmter Tempel oder eine Kirche. Die Antwort wird sein: Bleibt in mir dann bleibe ich in euch! In der Beziehung zu Jesus Christus haben wir unsere Bleibe.
- So ist das Verhältnis von Christen zu den äußeren Dingen immer etwas ambivalent. Jesus zeigt ihnen, wo er wohnt. Aber es ist nur vorübergehend. Gottes Sohn begegnet uns als wahrer Mensch mit einem Leib, ohne Leib keine Offenbarung. Man sähe nichts von Gott! Aber dies ist die irdische Form des Leibes, nicht die letztlich bleibende. Der Auferstehungsleib wird ein anderer sein.
2. Leib
- In Korinth waren offenbar einige Christen – wir würden sagen – sehr schräg. Bei ihnen wurde aus der Vergänglichkeit des Leibes eine erstaunliche Konsequenz gezogen. Wenn das mit dem Leib nur vorübergehend sei, dann könne man doch mit dem Leib machen was man will, es sei doch eh egal. Offensichtlich gingen einige so weit, selbst den Besuch bei der Prostituierten mit frommen Erklärungen schönzureden.
- Darauf antwortet Paulus. Er antwortet nicht mit einer Spiritualisierung, sondern indem er betont, dass dieser Leib unsere Bleibe ist. Ja, auch wenn der irdische Leib zerfällt, dann ist es doch immer allein dieser Leib, in dem wir Christus begegnen können.
- Dieser Leib, in dem wir leben, ist für Christus da. Paulus sagt sogar, dass Christus für diesen Leib da ist (Der Leib ist „für den Herrn, und der Herr für den Leib.“). Vielleicht denkt er dabei an das Brot der heiligen Eucharistie. Am Ende sagt Paulus sogar, dass unser Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist. In diesem Leib hat Gottes Geist eine Bleibe in uns.
3. In Schwäche
- Ein leibfeindliches Christentum kann sich nicht auf Jesus berufen. Es gab zwar offenbar von Anfang an diese Versuchung, aber es gab auch von Anfang an die klare Aussage der Kirche dagegen. Der Leib ist etwas Schönes, in ihm begegnen wir einander, in ihm sind wir zärtlich zueinander, in ihm drücken wir Liebe aus und stehen füreinander ein, ganz handfest – die leibliche Distanz zu Coronazeiten bleibt hoffentlich Episode.
- Es ist aber auch dieser Leib, in dem wir die Geduld leben müssen. In Zeiten der Krankheit und im Alter ist der Leib nicht die reine Freude. Und doch ist es unser Leib, dort sind wir zu Hause, dort wohnt Gottes Geist.
Es ist gut, alles zu tun, um den Leib gesund zu erhalten. Er ist aber nicht wertlos, wenn er schwach ist. Im Gegenteil ist manchmal unsere Schwäche die Voraussetzung dafür, dass wir fähig werden, Liebe und Hilfe zu empfangen. Entscheidend ist dann, dass wir im Leib empfänglich sind, uns berühren und uns helfen lassen.
- Dort, wo wir unsere Bleibe haben, sind wir nicht auf Dauer. Auch dieser irdische Leib zerfällt eines Tages. Aber jetzt leben wir hier. Jetzt sollten wir unseren Leib und unsere Wohnung Gott offenhalten, ihm sagen: Komm und sieh!, und bleibe bei mir, nicht nur den heutigen Tag, sondern bis hin zu jener Verwandlung, in der unser irdischer Leib dem himmlischen Leib des Auferstandenen gleich gestaltet wird. Amen.