Predigt zum 2. Weihnachtsfeiertag/Stephanus 201
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26. Dezember 2024 - St. Cyriakus, Habitzheim
1. Himmel offen
- Noch nie habe ich den Himmel offen gesehen. Die Metapher scheint zu sagen: Wenn Du den Himmel offen siehst ist das, wie wenn nach vielen trüben Nebeltagen die Wolken weggeblasen werden und dir endlich ihre Strahlen auf das Gesicht scheinen. Die trüben Tage kenne ich wohl. Es gibt genug Nachrichten im Großen und Kleinen, die sich wie schwerer Nebel auf die Seele legen.
- Stephanus, hieß es in der Apostelgeschichte, sah den Himmel offen stehen. Das muss unbeschreiblich schön sein, Gottes Gegenwart so zu spüren.
- Dabei wollten sie ihn in den dunklen Abgrund stoßen. Sie steinigten ihn. Sie haben Jesus nicht hören wollen und wollen jetzt jeden mundtot machen, der bezeugt: Er ist Gottes verheißener Messias, Gottes Gegenwart, lebendig unter uns.
2. Klarheit Gottes
- Diese Klarheit, mit der Stephanus sieht, kommt nicht zufällig. Jesus sagt im Evangelium seinen Jüngern: "Wenn sie euch aber ausliefern, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt. Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden."
- Das gilt für Menschen, die einen Weg ihres Lebens mit Jesus, dem Christus, gegangen sind. Es gilt für alle, die sich dem gestellt haben, was seine oft provozierende Lehre ist, und die versucht haben zu vertrauen, wo wir nur ein armes Kind im Stall von Bethlehem sehen, nur einen Wanderprediger vor langer Zeit, nur einen Gekreuzigter – der von sich sagte: "Wer mich sieht, sieht den Vater" – sieht den Himmel offen.
- Das sieht Stephanus in diesem Augenblick, wo es ihm nicht mehr um sich selbst geht. Als die Meute sein Vertrauen nicht mehr erträgt und auf ihn einstürmt, sieht er den Himmel offen.
3. Christus zur Rechten Gottes
- Habe ich wirklich nie den Himmel offen gesehen? Vielleicht doch ein wenig. Es gibt die Augenblicke eine inneren Ruhe und Klarheit, nach ernster Selbstprüfung, wenn ich weiß: Nehme ich meinen Glauben ernst und wage es zu vertrauen, dann ist das jetzt das Richtige zu tun.
- Stephanus sieht den Himmel offen und dort Jesus, zur Rechten der Herrlichkeit Gottes. Auch das eine Metapher. Sie bedeutet: Wer das Evangelium kennt, kann Gott nicht mehr denken oder glauben oder sehen ohne in Gott auch Christus und all das, was wir von ihm wissen, zu sehen und zu vertrauen. Die Metapher kommt aus der Königsliturgie der Antike. Der Herrscher sitzt auf dem Thron und ihm zur Rechten sein Mitregent. Das ist eines der vielen Bilder, in der Christen versuchen, die Erfahrung auszudrücken: Wer Christus sieht, sieht Gott den Vater. Der Sohn sitzt zur Rechten Gottes.
- Aber hier, in dem was Stephanus sieht, heißt es – ganz einmalig – dass Christus, der Menschensohn nicht sitzt, sondern steht. Der himmlische Königssohn steht auf, er steht für Stephanus ein, er steht ihm bei der Seite. Auch, nein gerade in diesem Augenblick. Das sieht Stephanuns, als ihm der Himmel offen vor Augen liegt.