Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 3. Sonntag im Lesejahr C 2001 (Lukas)

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21.01.2001 - khg Göttingen, Universitätskirche St. Nikolai

1. Dank an Theophilus

  • Lieber Theophilus! Manche finden es unangemessen, sich in der Kirche, gar im Gottesdienst, öffentlich bei jemanden zu bedanken. Ich möchte es trotzdem tun. Es hieße doch Gott als Schöpfer der Welt zu leugnen, wolle man meinen, dass ein Dank an einen Menschen im Widerspruch stünde zum Lob Gottes.
  • Einen Moment habe ich dennoch gezögert, anstelle einer Predigt heute Dir öffentlich zu danken, weil ich dachte, dass es Dir wohl eher unangenehm ist. Daran habe ich keinen Zweifel. Es ist aber so ein Ding mit der Pein beim öffentlichen Lob. Einerseits liebt man es nicht, so herausgestellt zu werden, andererseits tut es doch gut, zu merken, dass die eigene Leistung von anderen anerkannt wird.
  • Darum also, lieber Theophilus, ist diese Predigt heute ein Dank an Dich. Die Idee zu dem Vorhaben lag in der Luft. Die eigentliche Arbeit hat ein anderer geleistet. Das Herz des Unternehmens - und sein Geldbeutel - bist jedoch Du gewesen. Es war die unmittelbare Folge davon, dass Du zum Glauben an Jesus Christus gekommen bist: Statt Deine Villa reich auszustatten, Dir neue Sklaven zu kaufen oder Politiker zu bestechen, damit sie Deine Geschäfte unterstützen, wolltest Du Dein Geld für etwas einsetzen, was für viele Menschen - bis heute! - eine große Hilfe ist, damit auch sie mit Dir an Jesus Christus glauben können.

2. Verlässlich aufgezeichnet

  • Je mehr Menschen aus allen Völkern Gott, wie Dich, erwählt hat zum Glauben zu kommen, desto wichtiger ist es, dass diese Menschen nicht betrogen werden, indem ihnen etwas verkündet wird, was nicht Jesus, der Christus, sondern bestenfalls fromme Phantasie ist. Schlimmer noch sind die Schriften, die sich zunehmend im Umlauf befinden, in denen es letztlich nur darum geht, dass Menschen sich selbst erkennen und erlösen wollen und dafür die Heiligen Schriften als Steinbruch benutzen.
  • Als die Idee aufkam, lieber Theophilus, die verschiedenen Überlieferungen zu prüfen, gab es nicht wenige, die widersprochen haben. Es gäbe doch schon die Sammlung, die Markus vor Jahren in Umlauf gebracht hat. Er nannte die Schrift Evangelium, Gute Botschaft, und - weiß Gott! - das ist es, denn Jesus Christus selbst ist Gottes gute Botschaft. Wie hat es Johannes gesagt: Die Botschaft, das Wort ist Fleisch geworden.
  • Das ist der Grund, warum unsere Vorgänger im Glauben so lange gezögert haben, die Erinnerung an Jesus in Büchern festzuhalten. Absurd schien die Vorstellung, man müsse eine Biographie des Wortes schreiben, das Fleisch geworden ist. Menschen aus Fleisch und Blut hat Jesus berufen. Menschen sind Zeugen dessen geworden, was er getan uns gesagt hat. Menschen sollen es sein, die die Vollendung erwarten und beten "Dein Reich komme!".

3. Verkündigung geht weiter

  • Ich weiß, Theophilus, dass auch Du nichts sehnlicher erwartest, als dass Gottes Reich sich vollendet. Aber Du hast Lukas beauftragt, neben dem Evangelium auch die Apostelgeschichte zu verfassen. Dadurch soll deutlich werden, dass Gott einen Weg hinein in die Kultur und Geschichte der Völker geht, um von dort her sein Reich zu vollenden. In den Augen der ersten Zeugen verzögert sich damit die Erfüllung ihrer Sehnsucht. Vor allem aber wurde es dadurch notwendig, das, was uns lebendige Menschen, Zeugen der ersten Zeit, berichtet haben, schriftlich festzuhalten.
  • Zum Glück ist es gelungen, die Gemeinde zu überzeugen, dass es richtig ist, mehrere Berichte des Lebens Jesu, seines Todes und seiner Auferstehung schreiben zu lassen. Man hätte versuchen können, alles in einem Buch zusammenzuschreiben. Aber wäre es dann nicht doch wieder eine Biographie geworden? So ist es Botschaft, bezeugt von denen, die Augenzeugen waren. Bezeugt von den Aposteln und in vielen Teilen von Maria, der Mutter des Herrn.
  • Mit deinem Sponsoring für die Arbeit des Lukas hast Du dazu beigetragen, dass so viel dieser Zeugnisse in den Gemeinden verkündet werden können. War es Dein Einfluss, dass Lukas so sehr betont, dass das Evangelium vor allen anderen für die Armen Botschaft ist, damit es nicht so aussieht als habe ein reicher Mann mit seinem Geld Einfluss genommen? Ich wollte die Gelegenheit heute auf jeden Fall ergreifen, einmal Dir, lieber Theophilus, zu danken. Dein Beitrag tritt ganz hinter den des Lukas zurück. Beide zusammen aber wolltet ihr das eine: Jesus Christus verkünden. Das ist unseren Dank Wert.