Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum Fest des Hl. Ignatius von Loyola 2015

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31. Juli 2015, Fest des Hl. Ignatius von Loyola - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Machen

  • Nicht nur die Jünger von damals standen ratlos vor der Leidensankündigung Jesu. Auch wir, die wir den Fortgang der Geschichte kennen, dürften uns mindestens so schwer tun mit der Vorstellung, dass Gottes Gegenwart in der Welt sich im Leiden offenbart. Denn dies bedeutet für mich, dass ich das Ziel meines Lebens nicht erreichen werde, wenn ich mich nicht dieser Erfahrung stelle.
  • Die Spur, die zum Verstehen führen kann, führt über die Liebe und das Scheitern des Machens. Diese Erfahrung kennen alle, die gewohnt sind, Dinge zu regeln und zu machen, dass dabei auch viel zu Bruch gehen kann, manchmal zu viel.
  • Umgekehrt ist es die tiefe Sehnsucht echter Liebe, dass der andere es sei, der Raum bekommt. Im Deutschen haben wir sogar die Formulierung, man könne jemanden 'gut leiden'.

2. Leiden

  • Für Ignatius ist dies ein zentrales Thema seines Lebens. Der Aspekt, der für ihn von Anfang an wichtig war, ist die Unfreiheit, die aus der Unfähigkeit zu leiden erwächst. Denn wenn wir uns unfähig fühlen zu leiden, werden wir schnell auch alles tun, um leiden zu vermeiden - auch das, was völlig widersinnig ist, weil es mit Entscheidungen und Wegen verbunden ist, die wir im tiefsten Herzen nicht wollen.
  • Daher ist es umgekehrt der Weg der Exerzitien, sich darauf vorzubereiten, dass in meinem Leben äußerlich nicht alles so läuft, wie es mir angenehm wäre. Reichtum, Gesundheit, Ansehen, ein langes Leben sind erstrebenswert, aber nicht schon in sich das Ziel.
  • Deswegen wollen die geistlichen Übungen, die Exerzitien, darauf vorbereiten, dass es einen Preis hat, wenn ich für mein Leben nicht den bequemsten Weg gehe, sondern den Weg, der mir im Blick auf die größere Gerechtigkeit und echtere Liebe wichtiger ist (Bewusst ist hier die Steigerungsform, der Komparativ gewählt, denn es geht nicht um absolut dies oder das, sondern um ein je mehr und tiefer).

3. Lieben

  • Insofern lässt sich das Stück aus dem Evangelium, das wir heute gehört haben, als eine geistliche Übung verstehen, in die Jesus die Jünger und vor allem den Petrus mit hinein nimmt. Jesus macht dem Petrus deutlich, dass er erpressbar ist, wenn die Bereitschaft fehlt, sein Kreuz auf sich zu nehmen.
  • Dies ist von allerhöchster Bedeutung in vielen Bereichen. Gerade in der Ethik des Lebens kann die strikte Leugnung des Leidens und Erleidens der Grund sein, dass das Leiden auf die Anderen und Schwächeren abgewälzt wird, auf Kinder, Alte und das ungeborene Leben. Wenn es ein Recht gibt, in die Natur einzugreifen, damit dem Menschen der über das nötige Kleingeld verfügt, jederzeit alles zur Verfügung steht, er Kinder nach Wunsch produzieren lassen kann und das Leben nach Wunsch ausgeknipst wird, dann hat das Konsequenzen für alle.
  • Die Liebe als Fähigkeit wächst aus dem Glauben, der sich Gott anvertraut. Das Kreuz, das Jesus auf sich genommen hat, durchbricht deswegen den Tod der Angst, weil es den Weg zur Auferstehung weist. Bis in das Kreuz hinein vertraut sich Jesus dem Vater an. Uns nimmt er in der Geistlichen Übung dieser Stunde mit hinein in dieses Vertrauen. Amen.