Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 5. Sonntag der Osterzeit Lesejahr A 2014 (Johannes)

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18. Mai 2014 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

Kinderpredigt zur Ersten Heiligen Kommunion

1. Eine Wohnung für Dich

  • Stell Dir vor, Eure Familie zieht um in eine neue Wohnung. Die alte Wohnung wird verlassen, alles ist verpackt. Ihr fahrt zur neuen Wohnung - und an der Tür erklärt Dir die Mutter, dass für Dich leider kein Zimmer vorgesehen sei. Kein Platz in der Wohnung. Tschüss.
  • Wenn Dir das passiert, dann bist Du entweder sehr sehr sauer auf die sch... Eltern, die keinen Platz für Dich in der Wohnung eingeplant haben. Oder aber (vielleicht auch: und) Du kommst ins Grübeln und fragst Dich hin und her, was Du wohl falsch gemacht hast, dass Du Deine Eltern Dich nicht bei sich haben wollen.
  • Dieses Grübeln meint Jesus, wenn er sagt: "Euer Herz lasse sich nicht verwirren". Denn die Apostel, zu denen er das sagt, werden sehr ins Grübeln kommen. Sie werden weglaufen, wenn Jesus verhaftet wird. Sie werden, wie Petrus, sich in Grund und Boden schämen, wenn ihnen klar wird, dass sie geleugnet haben, Jesus überhaupt zu kennen - nachdem Petrus zuvor den Mund mehr als voll genommen hatte, ihm würde so etwas nicht passieren.
    Diesen Aposteln, die noch ziemlich in Verwirrung kommen werden und sehr zweifeln werden, ob sie eigentlich gut genug sind, um zu Gott zu gehören, sagt Jesus: "Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?"

2. Der Weg dort hin

  • Jesus sagt den Aposteln also: Bei Gott gibt es eine Wohnung für euch. Dann sagt er ihnen: Ihr wisst auch, wie ihr dort hin kommt. Er sagt ihnen nicht, dass sie es noch erfahren werden, er sagt ihnen, dass sie es bereits wissen, weil sie ihn kennen. Die Apostel müssen nur ein wenig darüber nachdenken: "Ich bin der Weg", sagt Jesus.
  • Das bedeutet einerseits: Schaut auf mich. Ich vertraue auf Gott, meinen und euren Vater. Lasst euch von meinem Vertrauen tragen. Auch dann wenn es euch schwer fällt zu glauben, glaube ich für euch mit. Mein Glaube ist stark genug, um euch mit zu tragen. Lebt also aus diesem Vertrauen und begegnet euren Mitmenschen nicht ängstlich, nicht arrogant, nicht aggressiv, sondern in Liebe und Vertrauen.
  • "Ich bin der Weg." Das bedeutet zweitens: Lasst euch zusammenführen "zu einem geistigen Haus". Bildet mit einander eine Gemeinschaft, die zu allen Zeiten mein Leib ist. Durch die Taufe seid ihr berufen, eine Kirche zu sein, die in ihrem Beten und in der Weise, wie sie Gottesdienst feiert, immer wieder Menschen hineinnimmt in die Gemeinschaft mit Jesus, die unterwegs ist zu Gott - dort hat Jesus für uns einen Platz vorbereitet, für jeden einzelnen von uns.

3. Ein Platz am Tisch

  • Wenn Ihr jetzt denkt: Das ist ja alles weit weg!, dann habt Ihr vergessen, was wir heute feiern. Natürlich ist es wohl noch ein wenig früh für Euch in die himmlische Wohnung zu kommen; wir wünschen Euch und beten für Euch um ein langes glückliches Leben auf Erden!
  • Aber der Wohnung im Himmel, die Jesus für uns vorbereitet schon hat, entspricht ein Platz auf der Erde, der jetzt schon erfahrbar und ganz konkret für jeden da ist, der in der Heiligen Taufe mit Jesus verbunden ist. Es ist der Platz hier an dem Tisch, an dem Jesus uns empfängt und einlädt: Nehmt und esst alle davon - das ist mein Leib, mein Leben für euch!
  • Ich habe überhaupt keine Sorge, dass Eure Eltern Euch an der Wohnungstür abweisen, es sei kein Platz für Euch. Eure Eltern lieben Euch und sind für Euch da!
    Aber das gibt es leider oft genug unter Menschen, dass sie keinen Platz am Tisch finden, dass sie abgewiesen werden, hungrig, draußen vor der Tür. Manche von uns gehören vielleicht dazu. Andere von uns gehören zu denen, die andere abweisen. Zu Zeiten macht das vielleicht jeder von uns. Dann ist es ganz wichtig, dass wir erfahren, was heute geschieht: Dass Jesus uns einlädt an seinen Tisch. Er selbst ist es, der Euch durch den Priester seinen Leib, das Brot des Lebens gibt. Dann wird aus dem, was wir hier im Gottesdienst feiern, schon ein bisschen das, worauf wir uns im Himmel freuen dürfen: Für einen jeden von uns ist ein Platz bei Gott, der uns liebt - einen jeden einzelnen von Euch. Amen.