Predigt zur Beerdigung Bonn 16. Januar 2024
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16. Januar 2024 - Bonn-Bad Godesberg, St. Marien
1. Simeon - Trost im Blick zurück
- "Nun lässt du, Gott, mich in Frieden von dieser Welt scheiden." Das Lukasevangelium überliefert uns ein berührendes Bild. Ein Mann willigt ein in seinen bevorstehenden Tod. Simeon, ein Gerechter, wie es ausdrücklich heißt, war ein gläubiger Mensch. Deswegen sein Vertrauen, Gottes Trost und Gegenwart in diesem Leben zu erfahren. "Ein Heil für alle Völker und Herrlichkeit für sein Volk Israel" – eine Erfahrung also, ganz persönlich in seinem Volk und zugleich für alle, alle Völker.
- Es ist gut, diese Texte aus der Bibel zu hören, wenn wir in Dankbarkeit einen Gottesdienst feiern für einen Verstorbenen Ehemann und Vater, Freund und Kollegen. Die Familie lädt alle ein, eine Eucharistie zu feiern, also eine Heilige Messe in Danksagung. Gott steht ganz im Mittelpunkt der Feier und genau deswegen ist dies ein guter Ort für Sie und uns, für unseren Dank, für unser Vertrauen aber auch für die Trauer vor allem seiner Familie.
- Simeon schaut auf ein Leben zurück und ist dankbar für das Kind, das er sehen darf: Jesus, den seine Eltern nach jüdischem Brauch in den Tempel zu Jerusalem bringen, um ihn Gott anzuvertrauen. Simeon, blickt zurück. Jakob hingegen, von dem wir in der ersten Lesung gehört haben, steht noch am Anfang des Weges. Gott lässt ihn in einem Traum nach vorne schauen.
2. Jakob – ein Segen sein
- Jakob kennt man vielleicht als einen Spezialisten in Sachen Erbrecht. Er hat es bekanntlich geschafft, sich gegen ein Linsengericht das Erbe unter den Nagel zu reißen. Ganz ohne Rechtsanwalt noch. Allerdings hat er dadurch den Familienzusammenhalt verloren. So treffen wir ihn an, wenn die eben gehörte Lesung einsetzt: "die Sonne war untergegangen" und zum Ruheort fand er nur einen Stein.
- Da träumt er. In alten Übersetzungen heißt es: eine Leiter. Ob Leiter oder Treppe, Jakob sieht im Traum Himmel und Erde verbunden. Engel, die Boten Gottes, steigen auf und nieder. Die Jakobsleiter ist das Sinnbild, dass der Himmel uns Menschen nicht verschlossen ist. Gott lässt sich auf uns Menschen und unsere Geschichte ein. Es wird keine einfache Geschichte. Die Bibel berichtet gar von einem Ringen mit Gott. Ein Ringen mit Gottes Engel angesichts so vieler Dinge, die Menschen aufgeladen sind, was wir nicht verstehen.
- Aber über allem steht schon bei Abraham, seinem Sohn Isaak und nun auch bei seinem Enkel Jakob die Verheißung, die mir so wertvoll ist: Eine Verheißung ganz persönlich und ein Auftrag, ein Segen zu sein. "Deine Nachkommen werden zahlreich sein wie der Staub auf der Erde. (...) Durch dich und deine Nachkommen werden alle Sippen der Erde Segen erlangen".
Dieser Jakob wird einen neuen Namen bekommen: Israel. Dass wir heute hier zusammen sind, verdankt sich, dass über die Taufe auch der Verstorbene zu denen gehört, die unter die Nachkommen Jakobs in Gottes heiliges Volk aufgenommen wurde – mit dem Auftrag ein Segen zu sein.
3. Bet-El – ein Haus Gottes
- N war die Zeit, die ihm blieb, wichtig, um für andere da zu sein. Jetzt ist er näher zu Gott, dem Gott, dem zu vertrauen und ein Teil seiner Kirche zu sein ihm in seinem Leben wichtig war. Die Leiter nach oben war steil. Engel sind Boten Gottes, doch nicht immer ist die Botschaft leicht zu tragen. Im Kampf gegen den Krebs ist Hoffen so wichtig. Hoffen für jede Stunde, die uns geschenkt ist.
- Jakob hatte sein Haupt für die Nacht auf einen harten, kalten Stein gelegt. War deswegen der Traum unruhig? Hat das seine Sinne für das geöffnet, was Gott ihm zeigen wollte: Du bist nicht allein. Meine Boten, die Engel, kommen vom Himmel und führen dich auch zu mir herauf.
Und Jakob baut genau hier und genau aus diesem Stein ein Haus, nennt es Bet-El, Haus Gottes. Das ist nicht nur ein Tempel. Das ist das Heilige eines jeden Hauses, in dem wir leben und versuchen, treu diesem Gott zu leben.
- Auch wenn die Nachkommenschaft nicht "zahlreich ist wie der Staub auf der Erde", ist es ein großes Geschenk, wenn wir das, was uns gegeben wurde, weiterschenken dürfen. Eine Partnerin zu finden, eine Familie zu gründen, den eigenen Schwestern der Bruder zu bleiben. Freunde zu haben, Partner und Kollegen, von denen manche auch zu Freunden werden. Dafür danken zu können ist nicht wenig. Heute ist hier, diese Kirche, das Bet-El, das Haus Gottes. Ab heute wird ein Stein am Grab an ihn erinnern. Hart, ja, aber auch tröstlich, dass hier niemand allein ist. Da hat Gott segensreich gewirkt. "Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen."