Predigt zur Beerdigung eines plötzlich Verstorbenen
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9. August 2025 - Aloisiuskolleg, Bonn-Bad Godesberg
1. Trauer
- Emmaus. Dieser kleine Ort nahe Jerusalem steht für eine eindrückliche Erinnerung, die das Lukasevangelium bewahrt. Zwei, die in Trauer und Ratlosigkeit auf dem Weg sind. Sie haben einen geliebten Menschen verloren. Eine ganze Welt ist ihnen zusammengebrochen. Sie hatten Pläne für die Zukunft. All das ist nicht mehr.
- Sie drehen sich um sich selbst. Ob sie schon begriffen haben, was geschehen ist? Jede Trauer hat ihren eigenen Rhythmus. " Wir aber hatten gehofft..", sagen sie. Warum kann das der Fremde, der mit ihnen geht, nicht verstehen?
Auch wenn sie zu zweit sind – zusammen sind sie einsam.
- Was der Fremde ihnen, den "Unverständigen", sagt, hören sie wohl. Sie hören gerne zu. Irgendetwas löst es in ihnen aus. Sie bitten ihn: "Bleib bei uns!".
Aber für das Erkennen ist es noch zu früh. Erst später, als er das Brot nimmt, das Dankgebet spricht und das Brot mit ihnen teilt "wurden ihre Augen aufgetan", damals, bei den beiden, die zu dem Dorf Emmaus unterwegs waren.
2. Zur größeren Ehre Gottes
- Das ist ein Ausweg aus der Isolation der Trauer. Es wird dauern. Aber es ist gut zu wissen, dass es ihn gibt.
- Das ist der Moment, in dem die beiden nicht mehr bei sich selbst sind; wo sie nicht mehr vor allem um sich selbst trauern. Sie erinnern sich an den, um den sie trauern. Ihn erkennen sie beim Brotbrechen. Denn er war einer wie Brot, das sich brechen lässt für andere. Er war gebend statt fordernd, konnte sich zurücknehmen, war einfühlsam und doch pflichtbewusst, humorvoll und hilfsbereit.
Genau besehen war es vor allem: Er gab nicht sich selbst die Ehre – um es in traditioneller Sprache zu sagen. Ihm ging es nie um sich selbst. Jesus wollte die Menschen zu Gott, seinem Vater führen.
Helfen, aus einer lebendigen Beziehung zum Vater und in der Gemeinschaft der Menschen zu leben.
- Das hat er auch diejenigen gelehrt, die seinen Weg mitgehen wollen: dass, was sie tun, nicht zur eigenen Ehre ist, nicht um selbst gut dazustehen, sondern um der Menschen und um Gottes willen. – Auch wenn der Verstorbene keine Frömmigkeit vor sich hertrug, darin war er ganz auf dem Weg Jesu. "Ad majorem Dei gloriam" hat er nicht nur in jedem Schulgottesdienst mitgesungen, sondern auch gelebt.
"Brannte uns nicht das Herz?" Im Blick zurück wird uns deutlich und immer mehr aufgehen, was uns geschenkt ist. Nicht nur Trauer, mehr und mehr Dankbarkeit.
An das Ende seiner Geistlichen Übungen, den Exerzitien, setzt Ignatius von Loyola die Übung zur Liebe. Er lädt ein zurückzublicken und zu sehen, wie die ganze Schöpfung, die Engel und die Menschen für uns in unserem Leben da sind, weil Gott uns liebt. Ganz im Geist des Ignatius: sehen wie Gott uns in ihnen dienen will, für uns da sein will.
3. In allem Lieben und Dienen
- "En todo amar y servir!", "In allem Lieben und Dienen!" werden wir gleich singen, wenn das Brot gebrochen wird, dort, wo die Emmausjünger Jesus erkannten. Da ist einer in Gott lebendig, der nicht zur eigenen Ehre gelebt hat, sondern zur größeren Ehre Gottes, "Ad majorem Dei gloriam".
- Wie gesagt: In Trauer und aus der Trauer heraus ist immer ein eigner Weg, für jeden in anderer Weise. Doch es ist gut, die Frohe Botschaft zu kennen und zu hören. Als erster der Entschlafenen ist Jesus Christus uns vorausgegangen in das Leben bei Gott, seinem und unserem Vater.
- Und die ihm nachfolgen, im Lieben und im Dienen, sind berufen, auch teilzuhaben an der Vollendung dieser Liebe: das, was wir den Himmel nennen.