Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum Dreifaltigkeits-Sonntag im Lesejahr A 2017

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11. Mai 2017 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Nützlichkeit

  • 'Wer meine Frau ist, interessiert mich nicht. Hauptsache sie kann gut kochen.' - Was für eine schauderhafte Vorstellung: Zwei Menschen leben zusammen und haben einen Bund fürs Leben geschlossen, aber sie interessieren sich nicht füreinander. Alles, was interessiert, ist der Nutzen, den sie voneinander haben. Wer der oder die andere ist, interessiert nicht. Statt einer Gemeinschaft in Liebe bleibt nur noch eine Zweckgemeinschaft, die Frage, wozu der andere nutzt. Und wenn er nicht mehr nutzt, ist er austauschbar. Wer der andere ist, das interessiert da nicht.
  • Vielleicht müssen wir uns ein solches Zerrbild einer menschlichen Gemeinschaft vor Augen halten, um uns fragen zu können, ob wir mit Gott nicht genauso umgehen und Gott daher unterstellen, dass er es mit uns nicht anders hält. Nicht die Frage 'Wer bist Du?', sondern nur die eigennützige Frage 'Wozu bist Du gut?' würde dann gestellt.
  • Manche Christen finden, Gott ist nur dazu da, dass er uns hilft, uns besser zu benehmen. Oder: Gott sei der Garant einer besseren Moral. Andere interessieren sich für Gott nur, 'wenn sie ihn brauchen', in Zeiten, in denen es ihnen schlecht geht. Wieder andere finden Gott vor allem dekorativ in einem sonst schmucklosen Leben. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Wer Gott ist und wie Gott ist, interessiert sie nicht.

2. Dreifaltigkeit

  • Unter solchen Umständen ist das heutige Fest überflüssig. Wen interessiert schon, ob Gott zwei, drei oder vierfältig ist, Hauptsache, er ist nicht zu einfältig! Wer Gott nur benutzt, den interessiert es nicht.
  • Wer aber Gott liebt oder zu lieben versucht, den interessiert alles, was wir über sein Geheimnis wissen können. Und wir können etwas über das Geheimnis Gottes ahnend wissen, weil er uns nicht nur geschaffen hat nach seinem Abbild, sondern sich durch die lange Geschichte der Offenbarung hindurch nicht unbezeugt gelassen hat. Wenn wir immer und immer wieder die Heilige Schrift lesen und im Gottesdienst verkünden, dann ist das Ausdruck des liebenden Interesses für Gott, der durch die Ereignisse der Offenbarung zu uns spricht.
  • In dieser Offenbarung zeigt sich der Eine Gott als reiche Vielfalt. Nicht als reiche Vielfalt wie die unzähligen Götter, die den Himmel der alten Griechen oder der Hindus bevölkern. Sondern als reiche Vielfalt des Einen Gottes, der sein Wort aus Liebe spricht und das, was durch dieses Wort geschaffen ist durch seinen eigenen Geist erhält, bewahrt und belebt.

3. Gott für uns

  • Damit wird auch offenbar, dass wir für Gott genauso wenig 'Mittel zum Zweck' sind, wie Gott es für uns sein darf oder wir es füreinander sein dürfen. Denn Gott hat uns nicht geschaffen, weil er uns braucht, weil es ihm sonst zu einsam gewesen wäre in seiner Ewigkeit, er sich gleichsam ein Spielzeug, ein Tamagotchi (das soll es immer noch geben!) oder Schoßhündchen zugelegt hätte.
  • Gott braucht uns nicht als dritten Mann beim Skat. Dreifaltigkeit ist und bedeutet volle, reiche Gemeinschaft. Da gibt und gab es keine 'Notwendigkeit' zur Schöpfung. Es ist und bleibt die reine, zweckfreie Liebe Gottes, aus der heraus Gott die Welt schafft. Dies ist die Botschaft des heutigen Festes.
  • Gott ist Gemeinschaft und es ist seine frei Liebe, dass er uns schafft/geschaffen hat. Wir sind berufen, als Volk Gottes teilzuhaben an der göttlichen Gemeinschaft, wo nicht gefragt wird: 'Wozu bist du gut und nütze?', sondern 'Wer bist Du?' Gnädig und barmherzig ist der Herr, langmütig und reich an Huld und Treue. Amen.