Predigt zum Fest Erscheinung des Herrn, Dreikönig 2008 (Matthäus)
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06.01.2008 - Universitätsgottesdienst St. Antonius
1. Integration, Mafia und Klaus-Peter
- Die Mafia ist gut in Deutschland integriert. Es war ein Ausrutscher -
ein Mord an sechs Konkurrenten der kalabresischen Ndrangheta in Duisburg vergangenen
August, der das kurz in die Presse gebracht hatte. An sich tut man so etwas
nicht in Deutschland. Die Mafia ist gut integriert: sie hält fest zusammen -
und macht still ihre Profite auf Kosten der Mehrheitsgesellschaft. Das Schmarotzermodell
von Integration, wie ein unauffälliger Parasit.
- Auch Klaus-Peter ist gut integriert. Er lebt allein, hat viele Freunde aber
mal wieder keine Freundin. Den Vater kennt er kaum, denn er war noch ein Kind,
als der sich hatte scheiden lassen, um eine andere zu heiraten. Klaus-Peter
ist beruflich erfolgreich und bei jedermann beliebt. Er ist gut integriert,
aber allein.
- Wie sollen wir uns als Kirche integrieren? Vielfach scheinen wir dem Modell
Klaus-Peter zu entsprechen. Ein Haufen Individualisten, die sich halt nicht
bei der After-Work-Party treffen, sondern am Sonntag. Wenig überzeugend
ist das. Aber das Schamrozer-Modell kann es doch auch nicht sein: Eine verschworene
Gruppe mit engen Bindungen nach innen; eine Gruppe die die Umwelt nur zum
eigenen Nutzen anzapft, aber sonst die Erfüllung in sich findet. Ich
kann leider nicht sagen, dass es dieses Ideal von Kirche nicht gäbe.
Das meine jedenfalls ist es nicht.
2. Volk Gottes und die Magier aus dem Osten
- Die Tradition hat drei Könige aus ihnen gemacht. Tatsächlich geht
es um Könige: "Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem
in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem".
Gelehrte aus anderen Völkern kommen in die Hauptstadt des Volkes Gottes.
- Die Fremden suchen den aufgehenden Stern. In der überzeichneten Darstellung
des Matthäus-Evangeliums heißt es dazu: "Als König Herodes
das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem". Hier wird kein
demoskopisches Ergebnis mitgeteilt über das Erschrecken der ganzen Einwohnerschaft.
Hier wird ein Typus von Gemeinschaft gezeichnet, die erschrickt, wenn ein
neuer Stern aufgeht, dem die Fremden huldigen.
- Matthäus ist selbst Jude und kritisiert den Mainstream seines Volkes.
Das Thema zieht sich durch sein ganzes Evangelium. Herodes ist für ihn
symptomatisch für ein Volk, das auf sich selbst bezogen ist. Unter dem
Marionettenkönig Herodes wird zur Ungerechtigkeit der römischen
Oberherrschaft die eigene Ungerechtigkeit gehäuft. Sie waren selbst nicht
die Gemeinschaft, in der Gott hätte sichtbar werden können und insoweit
wurde auch den Völkern Gott nicht verkündet. Jenen Juden, die in
Jesus von Nazareth den Messias Gottes erkannten, blutete das Herz, dass so
viele in ihrem Volk und die Führer an ihrer Spitze das Heil nicht sehen
wollten, das Gott allen Menschen verkünden will.
3. Für die Menschen Kirche sein
- Diese Kritik könnte fatal auch uns treffen. Wir sind selbst nicht genug
Gemeinschaft und sind es zu wenig für andere. Das aber würde es
bedeuten Volk Gottes zu sein. Eine Gemeinschaft die nicht individualistisch
aufgeht in der Mehrheitsgesellschaft, sondern Gemeinschaft hat in Jesus Christus.
Und damit eine Gemeinschaft, die Hoffnung sein könnte für andere.
- Die Kirche des Ostens feiert das heutige Fest als eigentliches Weihnachten.
Nicht die Geburt in der traulichen Dreisamkeit (oder Fünfsamkeit, nimmt
man Ochs und Esel hinzu) im Stall zu Betlehem, sondern die Geburt Christi
vor der Welt, vertreten durch die Magier aus dem Osten. Das ist Gottes Programm.
Gott wird Mensch, um sein Volk zu sammeln, damit alle Menschen ihn erkennen.
- Nur so könnten wir als Kirche in Deutschland "integriert" sein. Als
Menschen aus vielen Völkern haben wir die herrliche Berufung, Gemeinschaft
zu sein. In der gemeinsamen Anbetung Gottes alle Grenzen von Nationalitäten
und Schichten überwindend, eine Gemeinschaft die Gemeinsames tut und
denkt und will. Das aber nicht als verschworene Mafia, sondern als Licht für
die Menschen; Menschen, denen es um Gerechtigkeit in der Welt zu tun ist,
und die es unter einander tun. Wir können daran was tun. Jeder von uns,
der sich Zeit nimmt für das Gebet und sich Zeit nimmt für die Gemeinschaft
und sich Zeit nimmt für diejenigen, die uns brauchen. Das ist nicht zusätzliche
Last, sondern eine wunderbare Berufung. Denn darin könnten wir aufstrahlen
als Gottes Licht unter den Völkern. Amen.