Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum Fest Erscheinung des Herrn, Dreikönig 2013 (Matthäus)

Zurück zur Übersicht von: Erscheinung des Herrn

06.01.2013 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg (provisorisch in der Krypta der Evangelischen Hauptkirche St Michaelis - Großer Michel)

1. Magier

  • Magier galten als fragwürdige Gestalten. Das Wort hatte damals einen zwiespältigen Klang. Einerseits klingt die Weisheit ferner Völker an. Andererseits kommt das Wort aus Kulturen, die dem Glauben an den einen Gott fremd sind. Die Magier sind dem Volk Gottes fremd und haben keine Kenntnis von der eigentlichen Wahrheit und Weisheit - so hätte man damals denken müssen, wenn man von Magiern hörte.
  • Dennoch sind sie im Evangelium des heutigen Festes die einzigen, die sich auf den richtigen Weg weisen lassen. Matthäus legt offen, dass hier sowohl die Machthaber als auch die Priester und Theologen verblendet sind. Den Vertretern fremder Wissenschaft und Kultur aber traut das Evangelium die Gotteserkenntnis zu.
    Das Evangelium macht damit klar: Die angeblich so glaubensferne Welt, ihre Wissenschaft und Kultur kann unter Umständen die richtigen Zeichen erkennen und deuten. Die Magier fragen das Lehramt in Jerusalem nach dem Ort, den der "aufgehende Stern" bezeichnet. Sie erhalten sogar eine korrekte theologische Auskunft. Aber keiner der Priester und Schriftgelehrten macht sich selbst auf nach Betlehem, nur die fremden Weisen.
  • Die Konstellation kommt bekannt vor. Einerseits wird "der Welt" alle Erkenntnis Gottes abgesprochen; nur das kirchliche Lehramt sei Garant der wahren Lehre. Die Kultur der Völker habe zum Glauben nichts beizutragen. Andererseits besitzt das Volk Gottes eine wertvolle Tradition, geht aber selbst nicht die Wege, die sie weist.

2. Gold

  • Matthäus setzt vor sein Evangelium von Leben und Lehre, Tod und Auferstehung Jesu einen Trailer, in dem er wichtige Motive dessen, was er zu berichten hat, in Bildern und Symbolen anklingen lässt, die ganz im Alten Testament verwurzelt sind. "Alle kommen", bringen Gaben und "verkünden die ruhmreichen Taten des HERRN", verkündete schon Jesaja. Die Völker der Erde, ihre Kulturen und Gaben stehen nicht im Gegensatz zum Evangelium, sondern haben Wertvolles dazu beizutragen.
  • Die Weisheit der Welt kann eine Gabe für Gott sein. Der Reichtum der Völker und aller Menschen kann nach Betlehem gebracht und dem Gottessohn dargebracht werden. Das ist zu betonen, weil viele meinen, vor Gott dürften sie nur mit dem treten, was aus christlicher Tradition fertig vorgepackt und für würdig betrachtet wurde. Gebete werden dabei zu Worthülsen, in deren Poren nur spärlich eindringt, was unser sonstiges Leben ausmacht.
  • Das Gold der Magier kann für all das stehen, was wir besitzen und haben, materielle Güter genauso wie Erkenntnis, Weisheit und der ganze Reichtum dessen, was uns mitgegeben wurde und was uns als individuelle Menschen ausmacht.

3. Weihrauch und Myrrhe

  • Gold ist kein Wert an sich. Es kann dazu benutzt werden, Macht über andere Menschen auszuüben und alles den eigenen Interessen unterzuordnen. Die Magier aber "sind gekommen, um zu huldigen" - nicht sich selbst, sondern dem Kind, in dem Gott seine Herrschaft ankündigt. Die Magier verwenden das Gold nicht für sich, sondern in der Haltung der Hingabe.
  • Dafür stehen auch Weihrauch und Myrrhe. Es sind wertvolle Harze, die als Duftstoffe verschwenderisch Wohlgeruch verbreiten. Man hätte sich alles mögliche 'Praktische' vorstellen können, das die Magier der jungen Familie in Betlehem mitbringen. So aber bringen sie mit den Zeichen von Weihrauch und Myrrhe das wertvollste, das sie haben, sich selbst. Sie selbst richten sich nach dem Kind aus. Sie selbst gehen vor Gottes Gegenwart in die Knie.
  • So findet Epiphanie statt, Erscheinung Gottes vor der Welt der Menschen. Gott biete sich dar in einem Kind. Die Weisheit und der Reichtum der Welt aber werden, symbolisiert in den Magiern, auf diese Gegenwart Gottes ausgerichtet. Sie kommen aus fernen Ländern und Kulturen. Sie lassen sich in das geheiligte Land leiten, nach Betlehem, aus dem nach alter Verheißung der "Hirt des Volkes Israel" hervorgehen sollte. Dieses Kind, dieser gute Hirte, dieser Gott, der in sich dieser Weise zugänglich und erkennbar macht - zu ihm dürfen wir kommen mit dem Reichtum, den jede und jeder von uns hat. Wir dürfen hoffen und erfahren, dass durch diese Begegnung alles verwandelt wird. Amen.