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8. Januar 2023 - St. Peter, Sinzig
1. Drei Opfergaben
Die Wochen nach Weihnachten sind Zeit, Geschenke umzutauschen. Effizient denkende Menschen sind dagegen dazu übergegangen, Gutscheine zu verschenken. Dass das von Herzen kommt, ist offensichtlich. Oder es wird gleich gar nichts geschenkt. Das reduziert allseits den Stress für meine Freunde und Familie. Schenke ich etwas, denken diese, ich will etwas von ihnen.
Doch die Magier aus dem Osten wollen nichts. Sie sind gekommen, „um zu huldigen“. Vor Ort in Betlehem mach sie genau das, sie knien nieder und beten das Kind an. Sie wollen nichts, als in der Gegenwart Gottes sein, dessen Stern sie hierher geführt hat. Dann, als wären sie in einem Tempel vor dem Altar, kommen die Gaben, "Gold, Weihrauch und Myrrhe". Das Gold ist Gabe für einen König, Myrrhe wird für seine Salbung (und Beisetzung) verwendet. Beide und Weihrauch zumal haben aber in der Bibel einen festen Ort: Im Gottesdienst.
Erwarten die Magier für ihre Opfergaben an das Kind etwas zurück? Spekulieren sie auf einen Ehrenplatz im Kölner Dom? Oder machen sie ganz einfach nur das eine: Sie verehren Gott und drücken ihr Vertrauen aus?
2. Wertvolles Geschenke
Geschenke sind eigentlich überflüssig. Wenn ich einem Hungernden etwas zu Essen gebe, ist das eigentlich kein Geschenk. Denn, wenn ich einem Menschen gebe, was ihm zusteht, schenke ich nicht etwas, es ist vielmehr ein Akt der Gerechtigkeit.
Wenn ich jemandem etwas gebe, weil ich mir davon einen Vorteil verspreche, dann ist das Bestechung (oder dingliche Motivierung), aber kein Geschenk. Ein Geschenk hingegen, ein echtes Geschenk, ist nicht notwendig – und genau deswegen so wertvoll.
Ein echtes Geschenk hat keinen messbaren Zweck, sondern drückt aus, dass mir die Person, der ich etwas schenke, etwas bedeute. Mit einem alten Wort: dass mir etwas heilig ist, wertvoll. Das kann ich nicht durch einen Geschenkgutschein von 200€ steigern. Die messbare Größe des Geschenkes ist nicht das Entscheidende: Unter den Gaben der Weisen ist der Weihrauch, der verfliegt, dann das größere Geschenk als das Gold.
3. Heilige Gabe
Die Bibel kennt eine ganz besondere Mischung von Weihrauch, die allein Gott vorbehalten ist (Ex 30,34). Diese Mischung durfte nur im Tempel im Jerusalem verwendet werden. Dahinter steht die Einsicht, dass in unserer Welt nicht alles beliebig ist. Nicht alles darf 'benutzt' werden. Nicht alles hat einen Zweck oder einen Preis. Vielmehr braucht es die Erinnerung an das Unverfügbare, das Heilige, das kein Mensch für sich benutzen darf. Denn diese heiligen Zeichen mahnen an, dass auch der Mensch 'Gott gehört'. Das gilt – so mein glaubendes Vertrauen – für jeden Menschen. Im Bund mit Gott in seiner Kirche zu leben ist der Auftrag und das Geschenk, diese Heiligkeit erfahrbar zu machen.
Dieser besondere Weihrauch – so die Bibel – gehört eigentlich Gott. Es ist Gottes Geschenk an uns, wie das Leben selbst (und kann nach Ex 30 wie das Blut am Altar gespendet werden). Wenn wir daher im Gottesdienst den Weihrauch 'darbringen', dann ist das immer ein 'dankbares Geschenk'. Wir danken Gott, für das, was wir empfangen haben, indem wir es Gott zurückgeben.
Symbolisch geschieht das im Weihrauch. Ich bin dazu eingeladen, mit dem Weihrauch auch mein eigenes Leben Gott anzuvertrauen. Gott schenkt uns den Weihrauch, damit wir damit ausdrücken, dass wir seine Einladung zur Versöhnung annehmen. Die Bibel nennt es das "Sühneopfer": Gott, voll Barmherzigkeit und Bereitschaft zur Vergebung, der sich mit uns verbinden will, schenkt uns im Weihrauch das 'Mittel' dazu, das Sakrament.
Dies ist das Zeichen. Das Bezeichnete und Gemeinte kann aber nur mein eigenes Leben sein: Gott, du hast es mir geschenkt. Hilf mir, dieses Geschenk dankbar zu entdecken und anzunehmen. Hilf mir zu sehen, wo der Moment ist, dieses Leben einzusetzen, um deine Gerechtigkeit, deine Liebe, deine Nähe zu uns Menschen Wirklichkeit werden zu lassen.
Das ist es, warum die Magier aus dem Osten das Kind anbeten und ihm die Gaben opfern: Gold, Myrrhe und Weihrauch.