Predigt zur Hochzeit - Die Arche Eurer Ehe
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1. Oktober 2011 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg
1. Fester Grund
- Die Lesungen aus dem Buch Genesis am Anfang der Bibel und aus dem Matthäusevangelium im Neuen Testament versuchen, mit Bildern zu uns zu sprechen. Beides Mal ist das Wasser dabei Sinnbild des Bedrohlichen. Das mag für den Anlass einer Ehe zunächst befremdlich klingen. Beides Mal geht es aber darum, was uns in dieser Bedrohung Hoffnung und Zukunft gibt.
- Jesus verwendet das Bild vom Sturzregen. Wir kennen es aus dem Fernsehen. Es sind die Häuser der Armen und den Slums der Großstädte, die bei Erdrutschen zerstört werden. Aus Armut und Not bauen diese Menschen ihre Hütten in unsicheren Hanglagen. Wenn heftige Regenfälle die Erde aufweichen, bieten diese Hütten keinen Schutz.
- Jesus kennt diese Erfahrungen der Armen und sagt: Auch wenn die Menschen Dir nicht die Möglichkeit geben, Deine Hütte auf sicheren Grund zu bauen, so kannst doch Du selbst Dein Leben auf sicheren Grund bauen. Der Schlüssel dazu ist, auf sein Wort zu hören - das Wort Gottes!- und danach zu handeln. Das ist der feste Grund, den andere Menschen weder schaffen noch nehmen können.
2. Eine Arche in der Flut
- Ganz anders und doch ähnlich das Bild im Buch Genesis. Hier wird die Erinnerung an eine große Überflutung zu einer symbolischen Erzählung ausgebaut. Die große Flut steht dabei für die Gewalt und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Erde überflutet und alles Leben vernichtet. Gott aber gab dem, der auf ihn vertraut, rechtzeitig einen Hinweis. Noach baute eine Arche, einen "großen Kasten" und rettete nicht nur sich und seine Familie, sondern bewahrte die ganze Vielfalt des Lebens, die Gott geschaffen hat.
- Gott gab den Hinweis auf die kommende Flut. Aber es brauchte auch den Noach, der vorbereitet war, den Hinweis zu hören. "Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mensch". Jesus könnte dabei auch Noach im Sinn gehabt haben. Für den wäre es einfacher gewesen, wie alle anderen Leute sich keine großen Gedanken zu machen und das Leben zu genießen, so weit es geht. Er hätte seinem eigenen Gehaltskonto vertrauen können und der Armee, die ihn beschützt, wie es alle aufrechten Patrioten machen. Er hätte auch daheim bleiben und die Tür zumachen.
- Das Bild der Arche ist aber nicht "home sweet home". Die Arche ist Beginnen eines neuen Weges, die Arche Geborgenheit und die Arche ist Ausschau halten nach der Zukunft. Genau damit kann die Arche des Noach ein Bild sein für die Ehe.
3. Die Arche der M. und des S.
- In Stuttgart habt Ihr zusammen eine neue Wohnung bezogen. Der Einschnitt in Eurem jeweiligen Leben hat schon angefangen. Heute aber habt Ihr Euch entschlossen, Euch dafür eine Richtung geben zu lassen - nicht von mir, nicht von anderen, sondern von Gott, dem Ihr Euch anvertraut. Es ist an Euch, den neuen Weg zu beginnen. Ein Ehe ist nicht die Addition von zwei bisherigen Biographien, sondern der Beginn einer neuen gemeinsamen - auch wenn Ihr es unverwechselbar seid, die neuen Weg wagen. Worin das Neue besteht, könnt Ihr in der Bergpredigt lesen, deren Abschluss das Evangelium ist, das wir gehört haben.
- Zweitens ist die Ehe das Nest der Geborgenheit, das Gott Euch schenkt. Die Wochen und Monate, in denen die Arche unterwegs war, werden in der biblischen Erzählung nicht ausgemalt. Sicher ist es eine Zeit einander tiefer kennen zu lernen, Bücher zu lesen, Zeit zum Beten und Zeit, miteinander Spaß zu haben. Ihr werdet in Eurer Ehe diese Zeiten immer wieder brauchen. Gönnt sie Euch und - wenn nötig - kämpft darum.
- Zum Dritten bedeutet die Arche Eurer Ehe das, was in der Lesung ausführlich geschildert wurde: Ausschau halten. Haltet Ausschau nach anderen Menschen, für die Ihr gemeinsam da sein könnt. Haltet Ausschau nach den Spuren von Liebe und Barmherzigkeit, die Gott Euch an Euren Pfad gestreut hat. Haltet Ausschau danach, was der Glaube an Gott für Euch bedeutet; benutzt dafür Euren Verstand und übt Euch in dem Vertrauen, dass der Gott, der Mensch geworden ist, um als schwacher Mensch zum Leben aufzuerstehen, Euch ermutigt Eure Hilfsbedürftigkeit und Schwachheit anzunehmen, um die Kraft zu entdecken, die Gott selbst in Euch ist: Eure Liebe. Amen.