Predigt zur Hochzeit - Das Jawort geben
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25. Juni 2016 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg
1. Feste Überzeugungen
- A. und M. wollen einander das Ja-Wort geben. Das ist eine schöne Formulierung, denn das Ja-Wort gibt es überhaupt erst in dem Augenblick, wo man es gibt. Sonst hätte ja A., sobald Alexander - als erster - ihr sein Ja-Wort gibt, vorübergehend zwei Ja-Wörter, bevor sie das ihre dann an ihn gibt. - Das ist offenbar verwirrend.
Da ist etwas, das Ja-Wort nämlich, das gibt es erst, wenn man es gibt. Deswegen ist es eine so treffend gute Formulierung für die Ehe: Einander das Ja-Wort geben. (Ich weiß nicht, ob es diese Formulierung in einer anderen Sprache so gibt.)
- Die beiden haben sich sehr gezielt eine Lesung aus einem Weisheitsbuch der Bibel ausgesucht, im Alten Testament das Buch Jesus Sirach. Sie haben dort etwas wiedergefunden von der freudigen Ernsthaftigkeit, mit der sie sich heute das Ja-Wort geben wollen. "Bleib fest bei deiner Überzeugung, eindeutig sei deine Rede."
- Es ist das eigentümliche dieses Ja-Wortes, dass es weit mehr sein kann, als ein Wort, das irgendwo und -wie gesagt wird. "Worfle nicht bei jedem Wind und geh nicht auf jedem Pfad!" heißt es in der Bibel. Das bedeutet: Sei sorgfältig bei dem, was dir wichtig ist, wähle mit Bedacht den Ort und die Zeit; und wenn die Richtung und die Stärke des Windes stimmt, dann wirf dein Korn in die Höhe, damit die Spreu weggeweht wird und das bleibt, was dir wichtig ist.
2. Das Ja-Wort geben
- Das Ja-Wort erst macht das Leben wertvoll. Kein anderes Wort kann das. Denn im Ja-Wort geschieht das Größte: Dass einer sich zusagt und schenkt.
- Ohne Frage gibt es auch Situationen, in denen man Nein sagen muss. [Ob das gestrige Nein der Engländer ein solches war, kann man getrost diskutieren; es waren mal wieder die Älteren und Alten die sich ihre Nostalgie auf Kosten der Zukunft erstritten haben.] Aber es gibt die eindeutigen Nein-Situationen, in denen wir zu Komplizen gemacht werden sollen für ungerechte Strukturen, in denen Interesse daran besteht, dass niemand den Mund aufmacht und die Gewalt nicht beim Namen genannt wird. Das Nein-Wort bedeutet dann schnell auch ein Risiko, weil es einsam machen kann. Menschen werden ausgegrenzt und ausgestoßen, wenn sie nicht mit heulen im Chor der Wölfe und deren gezähmter Lämmer. Daran erinnert uns Christen nicht zuletzt das Kreuz. - All das gibt es in Staaten, in Familien und in der Kirche. Deswegen sei es ruhig auch bei einer Hochzeit benannt: Das Ja-Wort ist nicht beliebig, sondern verpflichtet immer auch auf Gottes Gerechtigkeit. Und es ist die Möglichkeit, im Vertrauen auf das Ja des anderen aufzustehen, wenn Ungerechtigkeit sich breit macht.
- Denn grundlegend ist das Ja-Wort, das Menschen einander geben. Kein Geschenk reicht an dieses heran: Wo ein Mensch sich einem anderen schenkt. Keine Freiheit ist so groß wie diese: Ganz darauf vertrauen, dass dein Leben in Gott auf ewig geborgen ist, und du deswegen dein Leben schenken kannst: Lieben, achten und ehren, alle Tage des Lebens, in guten wie in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit!
3. Fest des Lebens
- Sehr bewusst wollen Sie beide den Gottesdienst, in dem Sie sich das Sakrament der Ehe spenden, ergänzen um das Sakrament des Altares, die heilige Eucharistie. Sie berühren damit die Tiefenstruktur dessen, was Sie beide feiern. Denn in der Eucharistie, der Heiligen Messe, feiern wir Gottes Ja-Wort.
- Die ganze Bibel bezeugt dem Glauben, dass Menschen durch die Zeiten die Erfahrung gemacht haben, dass dieser ferne und große Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, uns seinen Namen genannt hat und mit diesem Namen sein den Menschen sein Ja-Wort gegeben hat: JHWH, Adonai, der Gott der mit uns auf dem Weg ist. Als Christen glauben wir, dass Gott die ganze Konsequenz seines Ja-Wortes getragen und durchlitten hat. Ja, ich bin da unter euch, ich gehe an eurer Seite und verlasse euch nicht. Ich will euer Gott sein und ihr sollt mein Volk sein. Dazu ist Gott in Jesus von Nazareth Mensch geworden. Hier hat sich Gottes Ja-Wort in seiner ganzen Fülle ereignet.
- Das Heilige Zeichen, das Sakrament, in dem dieses Ereignis unter uns gegenwärtig wird, ist ein Mahl, ein feierliches und freudiges Essen und Trinken. Feierliche Freude, freudige Feier, das soll dieser Gottesdienst sein, der dieses einmalige Ja-Wort feiert, das A. und M. einander geben.
Sie haben uns eingeladen, dieses Fest mit Ihnen zu feiern. Das ist die Einladung, zu etwas, das heute in besonderer, neuer, heiliger Weise neu beginnt. Und wie Gottes Ja-Wort im Mahl der Eucharistie, der Heiligen Kommunion, soll auch Ihr Ja-Wort ein Sakrament, ein Heiliges Zeichen sein, das über dem gelebten Alltag stehen soll, in dem Sie beide miteinander für einander und für andere da sein wollen, als zwei Menschen, die zu einander Ja sagen. Amen.