Predigt zur Hochzeit - Reichtum Ehe
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6. Juni 2014 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg
(Beide sind oder waren im Profi-Sport; unter den Mitfeiernden sind sowohl Kollegen, als auch Fans)
1. Kapitalistischer Profi-Sport
- Profisport ist wie reiner Kapitalismus. Das Sakrament der Ehe ist dazu fast so etwas wie das Kontrast-Programm. Ich spreche nicht von der Sportschau am Samstag oder das Mitfiebern auf Schalke. Das kann sehr Ehe-kompatibel sein. Nein, ich spreche vom Profi-Sport, bei dem Menschen zur Ware werden, reinster Kapitalismus.
- Insofern können wir fast dankbar sein, den ungehemmten Kapitalismus in so reiner Form zu Gesicht zu bekommen, weil er sich heutzutage und hierzulande meist versteckt. Im Profi-Sport aber gilt - da sei gar nichts dagegen gesagt, es ist halt nur so! - dass jeder nur so viel wert ist wie er leistet (auch wenn einzelne Hamburger mit einem Verein sympathisieren, der weit mehr zahlt, als die Spieler leisten). Die Verträge haben begrenzte Laufzeit und jeder einzelne Spieler hat einen Marktwert. Er soll sich zu 100% mit seinem Verein identifizieren, und wird doch vor die Tür gesetzt, wenn er keine Leistung bringt oder verkauft, wen jemand nur genug Ablöse zahlt.
- Schwieriger noch scheint mir, dass das System notwendig (anders würde es nicht funktionieren) den einzelnen Sportler dazu zwingt, innerlich dauernd seine Optionen abzuwägen; wer nicht auf der Hut ist und seine Chancen ergreift und sich innerlich immer alle Möglichkeiten offen lässt, dessen Karriere endet schnell auf dem Abstellgleis. Erst muss er sich ganz mit seinem Verein und seiner Mannschaft identifizieren - im nächsten Augenblick verlangt das System von ihm, bei der Konkurrenz zu spielen. Nicht leicht.
2. Kontrastprogramm Ehe
- So zumindest kommt das alles mir als Außenseiter vor. Ich will ja nicht den Profi-Sport schlecht machen. Ich will nur erklären, warum das Sakrament der Ehe das Kontrast-Programm zum Kapitalismus ist.
Denn die Ehe gleicht mehr dem Fußball-Fan, als dem Spieler - in einer Hinsicht zumindest. Denn ein guter Fan bleibt seinem Verein treu in guten und in schlechten Zeiten. Ja, in schlechten Zeiten ist er auf seine Treue zu Recht stolz und schaut etwas verächtlich auf die Pseudo-Fans, die sich nur in Schönwetterperioden zu ihrem Verein bekennen.
- Das Eheversprechen ist eben nicht Treue unter Bedingung bestimmter Leistung. Auch der Kapitalismus zahlt gut, wenn die Leistung stimmt. In der Ehe aber entscheiden sich zwei Menschen, ihre Liebe zur Treue werden zu lassen, zur treuen Liebe.
- So kann ich mir nichts anderes vorstellen, als dass Gott mit Wohlgefallen auf die Fans schaut, ob im Fußball oder im Volleyball, wenn dort der Maßstab ihrer Treue nicht ist, ob die letzten Quartalszahlen stimmen. Vielmehr ist es ja gerade das Unerklärliche der Liebe, was die Treue so wertvoll macht. Ich nehme dich an als meine Frau, als meinen Mann .... und du musst nicht jeden Morgen aufwachen und dir überlegen, ob du dafür noch genug Leistung bringst...
3. Reichtum der Liebe Gottes
- Einen Unterschied gibt es dann doch: Dynamo-Dresden-Fan-Sein ist kein Sakrament. Die Ehe, die heute geschlossen wird, schon. Denn Sakrament heißt: Heiliges Zeichen. Sakrament bedeutet: Gott wird sichtbar erfahren, sein Handeln ist Wirklichkeit unter uns. Das hat er getan in der Taufe, als Katharina aufgenommen wurde in die Gemeinschaft, in der Gott Himmel und Erde verbindet. Wasser war das Zeichen. Ein Kind Gottes wurde geboren. Heute findet diese Taufe ihre Fortsetzung. Gott hat sich dazu ein Heidenkind erwählt, dass nun Filip und Katharina gemeinsam durch ihr Ja-Wort zum Zeichen werden für Gottes Liebe und Treue.
- In der ersten Lesung aus der Bibel war vom Reichtum die Rede. Nur in Gemeinschaft und Liebe wird der Mensch reich. Das zeigen uns die beiden heute (...denn durch die Gestaltung der Hochzeitsfeier werden sie vermutlich ein ganzes Stück materiell ärmer, aber hoffentlich durch das hier am Altar reicher an gemeinsamer, verbindender Erfahrung).
- Zum wahren Reichtum wird die Liebe aber nur dadurch, dass sie nicht billiges Fast-Food ist, sondern auf die eine Treue baut, die jedem Menschen gilt, der sich für sie öffnet, der Treue Gottes. Wenn der Bräutigam heute so entspannt ist, wie ich ihn die letzten Tage erlebt habe, dann deswegen, weil er durch seine Katharina - vielleicht mehr spürt als weiß, dass sie heute nicht nur sich selber trauen müssen, sondern einem Gott trauen dürfen, der Katharina in der Taufe seine Treue zugesagt hat. Und Filip kann heute mit der Taufe seiner Braut, bald seiner Frau unter diese Taufe schlüpfen und eintreten in den Reichtum einer Treue, die gilt, auch wenn sie mal keinen Marktwert haben sollte. Amen.