Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum Palmsonntag im Lesejahr A 2014

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13. April 2014 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

In dem Film "All is Lost" von J.C. Chandor (2013) spielt Robert Redford einen Mann, dessen Erfolg im Leben man ahnt, wenn man sieht mit welcher Ruhe und Präzision er reagiert, als sein Segelschiff leck schlägt, mit dem er allein mitten auf dem Pazifik unterwegs ist. Fast über die ganze Länge des Films sieht man nur diesen einen Mann und sieht im fasziniert dabei zu, wie er in dem, was er macht, routiniert und gut ist. Kaum ein Riss ist in dieser Figur zu erkennen, die sich ganz allein genug ist und der man sich sofort anvertrauen würde - bis man ahnt, dass alle Perfektion des Machens nicht retten kann.

1. Gescheiterte Pläne

  • Alles ist zu Ende. All is lost. Die Pläne der Menschen sind gescheitert.
  • Vermutlich ist Judas nicht einfach ein böser Mensch. Er hatte irgend einen genialen Plan. Er meinte, alle Fäden in der Hand halten zu können, und wurde doch nur benutzt und ist daran verzweifelt. Auch Petrus hatte so einen Plan; immerhin: "Er ging hinaus und weinte bitterlich".
  • Auch die Hohenpriester, Pilatus ohnehin, sind Verlierer. Es ist nur eine Frage der Zeit. Der zerrissene Vorhang ist Bote des Kommenden.

2. Macher machen

  • Alles ist zu Ende. All is lost. Es ist nur eine Frage der Zeit.
  • Die Macher meinen alles machen zu können. Sie scheitern meist am eigenen Leben, wenn sie auch draußen, im Showbiz und in den Vorstandsetagen gefeiert werden.
  • Spätestens, wenn es um Liebe und Beziehung geht, funktioniert das Machen nicht mehr.

3. Hand ergreifen

  • Alles ist zu Ende. All is lost. Der Passionsweg Jesu mag äußerlich fern von unserer Lebenswirklichkeit sein. Dennoch stellt er uns unsere eigene Welt vor Augen. Er ruft uns zu: Euch ist nur Aufschub gewährt; macht nicht einfach weiter, als sei nichts geschehen.
  • Viele sitzen auf einem baufälligen Floß im weiten Ozean, und versuchen vergeblich die vorbeiziehenden Riesentanker und Kreuzfahrtschiffe auf sich aufmerksam zu machen. Aber es funktioniert nicht. Die dicken Pötte ziehen unbeirrt ihre Bahn. Die angeblich bewährten Methoden und Tricks funktionieren nicht.
  • Der Palmsonntag ist so etwas wie der Ausblick auf den Weg, den uns Gott zumutet. Als Kirche gehen wir diesen Weg in den Feiern von Gründonnerstag und Karfreitag. Und wem es gelingt, den Karsamstag auszuhalten, diesen Tag, an dem alles verloren und am Ende ist, der mag erfahren, worum es bei all dem geht: Dass wir beginnen, unsere Hände frei zu machen von aller selbstverliebten Geschaftelei, um die Hand zu sehen, zu begreifen und zu ergreifen, die uns ins Leben heben will.
    Ja, all is lost, alles ist zu Ende. Und hier kann die neue Schöpfung des Ostermorgens beginnen. Amen.