Predigt zum Fest Taufe des Herrn 2021 (Lesejahr C)
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10. Januar 2021 - Kapelle im Gemeinschaftskrankenhaus St. Petrus, Bonn
1. Weihnachtliches Fest
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Das Fest der Taufe des Herrn gehört zu Weihnachten. Zusammen mit dem Fest der Geburt im Stall von Bethlehem und der Verehrung durch die Magier, den Gelehrten aus dem Osten, bildet das Fest eine Einheit. Die Einheit besteht darin, dass es jedes Mal darum geht, dass Gottes Name sich erfüllt: Gott ist da. Er ist da geboren im Stall, er ist da vor der Weisheit der Welt, er ist da mitten unter denen, die sich von Johannes dem Täufer im Jordan taufen lassen.
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Gott ist da. Das klingt nicht so sensationell, wenn ich mich hier in der Kapelle umschaue. Überall sind Bilder der Gegenwart Gottes. Auch für die Menschen damals wäre das keine überraschende Botschaft gewesen, wenn sie aus dem antiken Kulturkreis kamen, wo an jeder Ecke Götterstatuen stehen. Das gilt auch heute für viele Kulturkreise, etwa Indien. Da sind Götter allgegenwärtig. Aber wenn wir von dem einen Gott reden, der Ursprung von allem ist, wenn wir von dem einen Gott reden, von dem es kein Bild gibt und geben kann, weil alles Sichtbare von ihm erst geschaffen wurde, dann ist das erstaunlich.
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Durch nichts sind wir Menschen in der Lage Gott sichtbar zu machen, weil alles Sichtbare nur Schöpfung ist. Doch der Name Gottes und das Fest von Weihnachten glaubt und vertraut darauf, dass Gott aus großer Liebe heraus sich sichtbar machen wollte: sichtbar geworden ist in einem Menschen, der geboren wurde, vor der Weisheit dieser Welt erschienen ist und mitten unter den Menschen war.
2. Taufe des Johannes
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Die Taufe, zu der Jesus an den Jordan kommt, hat eine sehr genaue Bedeutung. Taufe, also das Hineingetauchtwerden in Wasser, ist der Vorgang der Reinigung. Johannes der Täufer bietet diese äußere Reinigung als Symbol für eine innere Reinigung an. Er fordert Menschen auf, sich abzukehren von dem Unrecht, das sie getan haben, und diese Taufe zur Vergebung der Sünden zu empfangen. Zu dieser Taufe kommt Jesus an den Jordan.
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Doch welche Sünden hat Jesus begangen? An anderer Stelle wird berichtet, dass Johannes genau deswegen Jesus nicht zur Taufe zu lassen möchte. Offenbar will Jesus sich unter die einreihen, die schwere Sünden begangen haben. Unterschiedslos steht er mit ihnen in einer Reihe. Das erinnert daran, dass er am Ende sogar ganz unter die Verbrecher gerechnet werden wird.
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Das Besondere an diesem dritten weihnachtlichen Fest ist also, dass Gott nicht nur die einfache Existenz des Menschen, nicht nur die Armut teilt, sondern auch dort noch mitten unter den Menschen ist, wo Schuld den Menschen einsam gemacht hat. Auch dort lässt uns Gott nicht allein. Gottesherrschaft erreicht den Sünder, nicht um ihn zu verurteilen, sondern um ihm an der Seite zu stehen.
3.
Gottes Sohn
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Ich denke schon, dass Jesus sehr genau wusste, was er da tat. Das Markusevangelium stellt es so dar, dass nur Jesus selbst gesehen hat, wie im Augenblick seiner Taufe der Himmel aufgeht. Der Himmel über uns steht dabei als Symbol für die unverstellte Gegenwart Gottes. Gottes Geist kommt in Gestalt einer Taube auf ihn herab: das bedeutet ohne Arg und hinterlässt, einfache Gegenwart Gottes durch seinen Geist, in dem am Anfang bereits alles geschaffen ist. Und er hört die Stimme, die ihm versichert, genau in dem was hier geschieht, ist Gott gegenwärtig. Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.
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Natürlich ist dieses Fest auch Aufforderung, in der Nachfolge den Weg von Jesus mitzugehen. Natürlich steht Gott nicht bei den Sündern um ihnen zu sagen, es sei alles nicht so schlimm. Es geht schon um Umkehr. Aber vor allem steht Gottes Gegenwart.
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Hier, wo der Mensch in Einsamkeit und Schuld gefangen ist, will Gott gegenwärtig sein. Hier, wo die ursprüngliche Schöpfung verdunkelt ist durch die Schuld von Menschen, will Gott das Leben neu schaffen durch die Begegnung mit seiner Gegenwart in seinem geliebten Sohn. Das feiern wir am Fest der Taufe des Herrn. Amen.