Predigt zu Weihnachten in der Nacht 2000
Zurück zur Übersicht von: Weihnachten in der Nacht
24.12.2000 - St. Michael Göttingen
1. Kein Platz in der Herberge
- In der Herberge war kein Platz mehr. Ist das ein Unfall der
Weltgeschichte? Hätten Maria und Josef rechtzeitig gebucht, wäre ihnen
dann ein Zimmer sicher gewesen?
- In der Tradition der Krippenspiele sind die Wirte von Betlehem hartherzige Gesellen, die ohne Mitleid die hochschwangere Frau
weiter schicken. Darnach wäre es kein Unfall der Weltgeschichte, dass in der Herberge kein Platz für sie war, sondern Folge der
Bosheit der Wirte. Nur, die Bibel berichtet nichts darüber.
- Oder aber die Herbergen waren tatsächlich überbelegt mit allerlei zweifelhaftem Gesindel. Man mag gar nicht darüber nachdenken,
wer alles die Zimmer bewohnt hat, die damit nicht mehr frei waren für Josef und seine Verlobte. Nur, auch darüber berichtet die
Bibel nichts.
2. Kein Platz für Gott
- Fest steht nur: Dort, wo man es erwartet, dass Menschen unterkommen, in der Herberge, war kein Platz. Gott konnte dort nicht als
Mensch zur Welt kommen. Die Bibel berichtet nicht darüber warum, aber es war kein Platz dort für das göttliche Kind und seine
Eltern.
- Ich sehe nicht, dass wir uns herausreden können, heute gäbe es doch höhere Bettenkapazität und ohnehin, eine Hochschwangere
könne sich bei jedem Krankenhaus melden. Das mag ja stimmen. Aber ob Gott bei uns es leichter hat Mensch zu werden, ist damit
nicht gesagt.
- Mag
sein, dass es unsere Hartherzigkeit ist, die es uns schwer macht, Gott
bei uns einzulassen. Zu unscheinbar ist das kleine Kind,
als dass wir uns davon beeindrucken ließen. Mag auch sein, dass der
Platz, den Gott bei uns einnehmen will, längst vollgestopft ist
mit allerlei Überflüssigen, vielleicht auch Zweifelhaftem.
3. Gott sucht sich seinen Platz
- Nein, es war kein Zufall, sondern typisch für die Welt der Menschen, dass Gott es schwer hat, Herberge zu finden. Daher nochmals
nein, es war kein Unfall der Weltgeschichte, sondern ein Glücksfall, dass in der Herberge kein Platz war an jenem Abend.
- Denn Gott lässt sich nicht abhalten von überfüllten Herbergen und verschütteten Herzen. Gott geht den Weg, auf dem seine Liebe
unverwechselbar zu uns spricht. Gott wird Mensch in einem kleinen Kind im Stall. In einem Futtertrog für Ochs und Esel gebettet
liegt der Sohn des Höchsten. Wehrlos ist Gott - und zeigt darin die Größe seiner Liebe.
- Auf diesem Weg soll Gott nicht nur im armseligen Stall bei Betlehem geboren werden, sondern auch in unseren Herzen. Machen wir
daher das, was damals auf den Feldern geschehen ist. Singen wir das Lob mit den Engeln und knien wir vor dem Kind in der Krippe:
Dort wo wir im Glaubensbekenntnis sprechen: Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch
angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Mensch geworden, obwohl in der
Herberge kein Platz für ihn war. Amen.