Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 2. Fastensonntag Lesejahr A 1999 (Matthäus)

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27. Februar 1999 - Pfarrkirche Rickenbach (Hochschwarzwald)

1. Häusle bauen

  • Man könnte meinen, Petrus sei ein Schwabe. Nur einem Schwaben kann als erste Idee, wenn er sonst nicht weiß, was er sagen soll, in den Kopf kommen, Häusle zu bauen.
    Petrus will etwas festhalten, ansiedeln, bevor es wieder wegläuft.
  • Auf dem Dorf finden sich immer Familien, in denen die Eltern zu einigem Wohlstand gekommen, ein Haus bauen für ihre noch minderjährigen Kinder. Das geschieht aus besten Motiven - nur die Kinder stehen dann unter dem Druck, jetzt auch bleiben zu müssen, wo die Eltern doch so aufopferungsvoll ihnen ein Haus gebaut haben.
    Mit einem Haus halten wir fest, was ist, was uns wertvoll ist. Wir sichern ab.
  • Vielleicht würde Petrus heute keine Hütten bauen wollen, sondern die Video-Kamera zücken, um alles festzuhalten. Erst, wenn ich es daheim am Bildschirm beliebig oft wiederholen kann, ist es wirklich.

2. Was will Petrus festhalten?

  • Eigentlich geht uns die ganze Szene nichts an. Jesus hat drei seiner Jünger mitgenommen, die alle drei als gute Juden die Geschichte ihres Volkes kennen und an die Erlösung des Volkes glauben und darauf hoffen. Diese drei dürfen - sozusagen exklusiv - einen Blick in die Zukunft tun, in der sich die Vergangenheit erfüllt. Moses und Elija haben auf die Erfüllung der Hoffnung und der Verheißung gewartet, darauf vertraut. Diese beiden sehen Petrus und die beiden anderen neben Jesus und hören die Stimme, die uns Jesus als Erfüllung der Hoffnung nennt.
  • Dies ist ein großartiger Augenblick der Erfüllung der Geschichte Israels. Ein Ausblick, der jeden gläubigen Juden jubelnd macht: Moses und Elija begegnen dem von Gott erwählten Messias.
  • Wir Heidenchristen können nur staunend dabeistehen und uns mitfreuen.

3. Weitergehen

  • Das will Petrus festhalten, was uns ganz legitim erscheint. Es ist aber nicht der Weg Gottes. Dieser führt nach Jerusalem. Christus stellt sich mit seinem Evangelium der Auseinandersetzung, auch wenn diese Auseinandersetzung für ihn das Kreuz bedeutet.
  • Wir haben und weitestgehend auf der Verklärungs-Seite des Lebens eingerichtet. Den Tod und das Leid haben wir anderswohin abgeschoben.
  • Das Evangelium gibt uns das Recht zur Freude am Fest und an der religiösen Erfahrung. Wir dürfen dort aber nicht stehen bleiben. Der Weg führt weiter. Amen