Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum 3. Fastensonntag Lesejahr A 2017 (Römerbrief)

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19. März 2017 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Ein Dreifaltigkeitsgespräch

  • Die Frau am Jakobsbrunnen erkennt in Jesus Gottes Gegenwart. Wenn man genau hinhört, geschieht das an der Stelle, wo Jesus sie mit ihrer eigenen Lebensgeschichte konfrontiert ("fünf Männer hast du gehabt"), ohne sie deswegen zu verurteilen. Das ist letztlich der Punkt, an dem sie erkennt, dass Jesus von Gott her kommt. "Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe".
  • Das Thema, über das sie mit Jesus spricht, ist die Frage, wo man Gott in rechter Weise verehren kann, denn darum ringen die beiden Gruppen, beide Nachkommen Israels, die einen in Juda und die anderen in Samarien. Hat der Allmächtige Schöpfer des Himmels und der Erde in Jerusalem, im Tempel dort, einen Ort, an dem seine Herrlichkeit wohnt? Jesus verweist auf die nach ihm kommende Zeit, in der Gott, der "Vater im Geist und in der Wahrheit" angebetet wird, denn "Gott ist Geist".
  • Um die Fragen, die hier von Jesus aufgeworfen werden, auch späteren Generationen wach zu halten, haben Christen begonnen, von Gott als dem Dreifaltigen zu sprechen. Auch wenn das Glaubensbekenntnis erst 350 nach Christus von einem Konzil beschlossen wurde, ist darin nichts Neues gesagt, sondern nur versucht, die Sendung und Botschaft Jesu davor zu bewahren, verflacht oder verfälscht zu werden. Die Grundfrage, 'Wo ist Gott in dieser Welt und wie kann ich ihn erfahren und ihm begegnen?', sollte auch heute noch für Menschen zentral sein. Ich will das anhand der Lesung aus dem Römerbrief erläutern.

2. Rechtfertigung

  • Wir sind ja hier im Gottesdienst, weil wir irgendwie erwarten und vertrauen, dass wir darin Beziehung zu Gott haben. Wir wissen, dass Gott unendlich verschieden ist von allem, was wir kennen - denn das alles ist Gottes Schöpfung und nicht Gott selbst. Wir wissen auch, dass gemessen an der Heiligkeit Gottes wir hier eigentlich nichts zu suchen hätten - fehlbare, sündige Menschen, die wir sind. Der eine, ewige, allmächtige Gott hat mit all dem eigentlich nichts gemeinsam, was unsere kleine Welt ist - außer dass er sie geschaffen hat und diese Welt und uns in ihr liebt, trotz allem.
  • "Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott." Dass wir hier sind ist einzig und allein dadurch zu rechtfertigen, dass Gott uns annimmt, wenn wir ihm vertrauend glauben. Wir vertrauen Gott, obwohl Gott Gott und wir nur sein Geschöpf, Menschen, sind. Wir leben in einer Friedensbeziehung zu Gott, nicht weil wir so toll wären, sondern weil Gott uns sagt: Es ist gut, dass Du hier bist.
  • Bei manchen könnte man fast das Gefühl haben, dass sie das umgekehrt sehen: Gottes Existenz haben sie ja schon im 7. Schuljahr im Philosophieunterricht erledigt, und daher muss sich Gott rechtfertigen, warum wir hier im Gottesdienst erscheinen sollen, wo Gott doch so viel Unrecht zulässt.
    Dagegen könnte das Bekenntnis zum dreifaltigen Gott daran erinnern, dass Gott größer ist als unsere kleine Existenz und unsere begrenzten Gedanken. Seinen Gegenwart in unserer Welt verweist immer auf ein Geheimnis, das alle Menschenmacht und auch alle Liebe, zu der Menschen je fähig wären, unendlich übersteigt.

3. Durch Christus im Heiligen Geist

  • Erst wenn das klar ist, wie wenig selbstverständlich "Frieden mit Gott" ist, können wir sinnvoll anfangen darüber zu sprechen, warum wir Gott als Dreifaltigkeit bekennen. Denn erst dann verstehen wir, dass Gottes Gegenwart allein uns in unserer Welt mit ihm verbindet. Nicht wir lassen uns gnädig dazu herab, Gott ab und an etwas von unserer wertvollen Zeit zu widmen, sondern Gott widmet uns seine Zeit und seine Ewigkeit, seine Allmacht und seine Größe - indem er liebend gegenwärtig ist unter uns. In Jesus Christus ist Gott selbst gegenwärtig in unserer Zeit und bleibt doch der eine, ewige Gott.
  • "Durch Christus haben wir auch den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes." Nur durch dieses Gegenwart Gottes hindurch, ergibt das Vertrauen und die Hoffnung Sinn: Diese Welt ist kein gottverlassener Ort, den Gesetzen des Marktes, des Geldes und des Stärkeren überlassen. Denn der Stärkste, jenseits aller Stärke, ist schwach geworden um unseretwillen. Jesus ist wahrhaft die Gegenwart des einen Gottes für uns. Seine Liebe "wo wir noch Sünder" sind, ganz und gar von Gott getrennt, ist die Grundlage unseres Vertrauens.
  • Das ist nicht als abstrakte Weisheit gemeint, sondern erlebbar, aber nur dort, wo wir wirklich glauben und vertrauen: Den Weg mit Jesus zu gehen und wir er auf Gott zu vertrauen, ist etwas, was auch ich will. Ich schaffe es vielfach nicht, aber ich will es und lasse nicht locker.
    Wenn wir so auf die Gegenwart des Allmächtigen in Jesus Christus vertrauen und glauben, dann können wir die Erfahrung machen, dass die Liebe Gottes in uns und unter uns mächtig wird. Gott gegenwärtig in seinem Heiligen Geist. Mit den Worten des Römerbriefes: "Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist." Amen.