Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zum Ostermontag 2015 (Lukas)

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6. April 2015 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg

1. Sterblich

  • Sucht man bei Google nach der Kombination "Mozart" und "unsterblich" erhält man 372.000 Treffer. Die Kombination mit "Jesus" ergibt hingegen nur 123.000. Jesus liegt im Unsterblichkeits-Ranking also klar hinten. Zum Trost für seine Anhänger kann nur ergänzt werden, dass es Michael Jackson nur auf 6.920 Treffen bringt - und der ist erst sechs Jahre tot. (Übrigens werden natürlich alle von Elvis übertroffen: 462.000 Treffer).
  • Ich habe jedoch eine Vermutung, dass wir an Ostern etwas anderes feiern, als dass Jesus unsterblich sei. Ich würde sogar sagen: Wir feiern an Ostern das Gegenteil: Jesus ist sterblich! Und gerade dieser Sterbliche ist es, der auf eine neue Weise lebt.
  • Auch die Mozarts dieser Welt sind sehr wohl sterblich. Sie sind gestorben. Sie mögen Kunstwerke hinterlassen haben, aber die gehören ihnen nicht mehr. Die Hinterlassenschaft wird von anderen besessen und benutzt. Mozart selbst ist in irgend einem Armengrab in Wien geblieben. Doch sollte er leben, sollte er in einem echten, wahren Sinn unsterblich sein und leben, dann nur aus einem Grund: Weil Jesus ihm Anteil gibt an dem Weg zum Himmel, der an Ostern eröffnet wurde. Das feiern wir!

2. Brannte uns nicht das Herz

  • Die Jünger von Emmaus mussten erleben, dass "ihr Meister" sterblich ist. Sie haben sich nicht damit getröstet, dass sich seine Lehre als Bestseller in den Buchläden unsterblich halten würde. Zu offensichtlich war das Sterben - denn mit ihm ist ihre Hoffnung gestorben: "Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde".
  • Alles, was wir über die Zeit des ersten Beginns der Kirche wissen, basiert darauf, dass Menschen erlebt und bezeugt haben: Er, der gestorben war, ist von Gott auferweckt worden. Sie haben verstörende Erlebnisse gehabt, die aber in zwei Punkten ganz eindeutig waren: Er lebt nicht in dem Sinne, dass er in das alte Leben zurück gekehrt wäre. Aber zugleich: Er, den wir kannten, lebt nicht einfach nur in einer jenseitigen Welt, von der wir nichts erfahren; der Auferstandene wurde von den Jüngern als einer erlebt, der wirkt und handelt. Ja, dieses Handeln ist sogar das erste, was sie erleben; und erst dann erkennen sie die Kontinuität mit dem Jesus, den sie kannten: "Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?"
  • Was wir über diese erste Zeit wissen, wissen wir nur deswegen, weil es das Leben derjenigen, die dabei waren, so grundlegend verändert hat. Viele von ihnen waren bereit, für das, was sie erlebt haben, große Benachteiligung, ja Verfolgung und Leiden in Kauf zu nehmen. Sie haben nicht CDs des unsterblichen Mozart verkauft, sondern den Auferstandenen verkündet, der ihnen begegnet war.

3. Beim Brotbrechen

  • "Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr." Hier wird nicht behauptet, dass den Jüngern aufgegangen sei, die Lehre eines Verstorbenen sollte vielleicht aufgezeichnet werden, um den Humanismus in der Welt zu befördern. Die Jünger verstehen sich nicht als Nachlassverwalter. Sie haben vielmehr erlebt und bezeugen: Jesus selbst lebt und handelt in ihrer Mitte und an ihnen!
  • Wenn dies heute eine Versammlung wäre, um zwei Kinder in einem obskuren Ritus dem unsterblichen Wolfgang-Amadeus, Johann Sebastian oder Elvis zu weihen - nehmen Sie schleunigst Ihre Kinder und retten Sie sie vor diesem Unsinn. Keiner der drei war unsterblich, nur ihre Musik hat sich zugegebener Maßen schon eine ganze Weile in den Charts gehalten - vielleicht auch deswegen weil diese Musik auf etwas anderes verweist, als nur auf sich selbst und ihren Komponisten.
  • Nein, wir taufen die Kinder auf den Namen dessen, der gestorben ist, weil er der Gewalt widerstanden und auf Gott, seinen Vater vertraut hat; wir taufen die Kinder in die Gemeinschaft dessen, den Gott aus dem Tod in ein neues Leben gerufen hat; wir taufen die Kinder als Geschwister dessen, den die Jüngerinnen und Jünger als den Auferstandenen erlebt haben, wir taufen sie in der großen Feier der Danksagung an Gott, in der Feier in der dieser Auferstandene selbst uns das Brot bricht und es uns reicht, damit uns die Augen aufgehen, dass Gott allein den Tod überwindet. Der sterbliche Gott, er lebt. Unter uns und für uns. Amen.