Predigt zum Palmsonntag im Lesejahr B 2009 (Markus)
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5. April 2009 - Oberschwappach/Knetzgau
1. Ein Rest nur
- Nur ein kleiner Rest bleibt. Beim Einzug nach Jerusalem war die
Menge nicht
zu zählen, die Jesus zujubelt. Unter dem Kreuz ist es nur ein kleiner
Rest.
Es sind ein paar Frauen; das Johannesevangelium erwähnt noch den
Lieblingsjünger.
Ein kleiner Rest der einst großen Jüngerschar bleibt übrig.
Das ist noch weniger als damals, als Juda von den Babyloniern zerstört
wurde, und nur ein Rest Israels aus dem Babylonischen Exils
heimkehrte.
- Unter dem Kreuz verbleibt kaum jemand. Solange Jesus chic ist und
Nächstenliebe
predigt, ist es leicht dabei zu sein. Wäre das christlicher Glaube,
Nächstenliebe
zu verkünden, ließe sich leicht dabei bleiben. Es klingt so gut und
ist so unverbindlich allgemein. Aber wenn einer für diese Predigt
gekreuzigt
wird, weil Nächstenliebe Macht und Selbstgefälligkeit in Frage stellt,
dann ist das etwas anderes.
- Im Rückblick ist es leicht, auf den späteren Erfolg zu verweisen.
Aber das sollten wir nicht leichtfertig tun. Wir sollten es aushalten,
dass
dort, wo es Ernst wird, nur ein kleiner Rest verbleibt.
2. Für euch und für viele
- Weltweit ist die Milliardenzahl der Christen beeindruckend. Vor Ort,
zumal
in unseren Breiten, ist davon weniger zu spüren, auch wenn wir heute
in
einer gut gefüllten Kirche feiern. Denn selbst die Milliarden Christen
sind nur ein Drittel der Menschheit - und was ist mit den anderen zwei
Dritteln?
- Jesus versammelt zwölf Jünger im Abendmahlssaal. Ihnen sagt er:
"Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen
wird."
Jesus wird einsam am Kreuz sterben. Dennoch ist dieses Blut "für
viele"
vergossen. Wer gewohnt ist, auf Deutsch die Messe mit zu feiern, wird
aufhorchen.
Im Einsetzungsbericht heißt es doch "für alle". Das ist nicht falsch.
Jesus hat sein Blut für alle vergossen. Diese Übersetzung soll aber
im neuen Messbuch korrigiert werden, weil hier zwei Schritte in einem
genommen
werden.
- Jesus hat sein Blut für viele vergossen. Am Kreuz stiftet er den
Neuen
Bund. Aus den Zwölf im Abendmahlssaal wird die Kirche der Apostel.
Viele
Menschen, bis heute. Aber gerade die Apostel fehlen (bis auf einen)
unter dem
Kreuz. Das zeigt: Es sind weniger und es sind viel mehr. Denn Gott
wirkt sein
Heil für alle Menschen nicht durch den heldenhaften Mut eines Petrus,
sondern
durch sein Scheitern. Drei Mal hat er ihn verleugnet.
3. Ein kleiner Rest für alle
- Der ängstliche Leugner Petrus wird zum Fels der Kirche. Er braucht
dazu
die Treue der Handvoll Frauen, die unter dem Kreuz ausgeharrt haben.
Zusammen
bezeugen sie, dass nicht wir Menschen es schaffen, den Kreislauf zu
durchbrechen,
in dem diese Welt gefangen ist. Aber schon die kleine Zahl der
Schwachen reicht,
um die Größe der Liebe am Kreuz zu bezeugen. Auch wenn die Christen
berufen sind, Viele zu werden, ändert sich daran nichts.
- Ob wir wenige sind oder viele: Wir sind berufen für alle Menschen zu
beten. Wir selbst wären verloren, wenn wir den Glauben unserer Macht
und
Stärke zuschreiben. Dann verehren wir nur wiederum menschliche Macht
und
Stärke. Uns Christen ist die Warnung gesprochen: Nur im Kreuz ist das
Heil.
- Wir können also vertrauen. Auch wenn wir uns nur als Rest fühlen.
Ja, auch wenn wir spüren, dass unser Glaube schwach und unsere Liebe
unvollkommen
ist. Vertrauen wir diese Schwäche und Unvollkommenheit dem an, der
Gott
ist. Das ist der Dienst des Restes unter dem Kreuz an der ganzen Welt.
So nur
kann die Kirche ein Segen sein für alle. Und für alle hat Jesus sein
Kreuz getragen. Der kleine Rest vom Karfreitag und die vielen in der
Zeit der
Kirche sind ein Weg Gottes zu allen Menschen. Und selbst dort, wo die
Botschaft
des Evangeliums nie verkündet und gehört wurde, weiß Gott einen
Weg, jeden Menschen im Herzen zu berühren. Amen.