Predigten von P. Martin Löwenstein SJ

Predigt zur Beerdigung Hamburg 8. Februar 2011

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8. Februar 2011 - Hamburg Friedhof Diebsteich

Der verstorbene ist nach längerer Krankheit dreieinhalb Jahre nach seiner Frau gestorben. Er hatte dreißig Jahre als Hafenarbeiter und dann, als es körperlich nicht mehr ging, als Kraftfahrer, seine Familie ernährt.

1. Ohne Falsch

  • Es gibt etwas, bei dem Jesus immer wieder scharf und fuchsig geworden ist: Heuchelei. Offenbar war ihm wichtig, hier keine falsche Güte walten zu lassen, wenn Menschen vorspielen, etwas anderes zu sein, als sie wirklich sind. Das Leben ist kein Schauspiel oder Film, wo wir in eine Rolle schlüpfen und einen anderen spielen. Das Leben ist die Realität, in der wir einander begegnen und einander vertrauen können sollten.
  • Vor allem war Jesus scharf bei religiöser Heuchelei: wenn Menschen fromm tun und anderen Druck damit machen, aber innerlich leer sind und sich weder um Gott noch um die Menschen wirklich scheren.
  • Als Christen glauben wir, dass Gott uns, wie wir sind, annimmt, hier in diesem Leben auf Erden und auch jenseits des Todes. Er lädt uns ein, bei ihm zu sein. Nicht irgendein Ideal von uns, sondern die, die wir sind, liebt Gott. Was wäre gewonnen, wenn nur ein tolles Ideal von uns in den Himmel kommt?

2. Angenommen

  • Deswegen ist es unendlich wertvoll, wenn ein Vater seiner Familie das mitgibt: Ehrlichkeit und Geradlinigkeit. Das macht noch niemand zum perfekten Menschen. Es ist aber viel wert. Vielleicht wissen oder spüren Menschen, die im Leben hart arbeiten mussten, besonders darum.
  • Im Jakobusbrief haben wir zwei Gedanken gehört zum Gericht Gottes, also davon, was im Leben zählt, davon, was für das Leben zählt. Das eine ist: "Euer Ja soll ein Ja sein und euer Nein ein Nein" Das ist mehr, als nur eine Ermahnung. Das ist das Vertrauen, dass wir sein dürfen, wie wir sind. Vor Gott müssen wir uns nicht verstellen, nicht im Leben und nicht im Tod. Gott will uns tragen, so wie wir sind.
  • Dann steht dabei aber auch das andere: "Klagt nicht über einander". Mir scheint, dass gehört zu dem ersten dazu. Menschen, die aus dem Vertrauen leben, dass Gott sie annimmt, können auch einander eher annehmen, wie sie sind.

3. Getragen

  • Diese Feier ist ein Abschied für Sie, als Familie. Sie ist aber auch ein christlicher Gottesdienst. Wir lassen uns tragen von dem Vertrauen, dass Gott Ihren Vater und Opa nicht fallen lässt.
    Er ist älter geworden, schwach und hinfällig, bis der Tod ihn davon befreit hat. In dem Schwächer-Werden ist er aber auch mehr und mehr seinem Gott nahe gekommen, vielleicht mehr als wir wissen und auch mehr als er wusste.
  • In der Taufe hat Gott ihn einst angenommen als sein Kind. Mit dem geweihten Wasser der Taufe segnen wir ihn nun auf seinem letzten Weg. Das ist ein Zeichen, dass Gott ihn über die bittere Pforte des Todes hinaus annimmt, als den, der er war und wie er gelebt hat.
  • Gehen wir den letzten, kurzen Weg, den er zum Grab getragen wird, mit ihm. Lassen wir uns tragen, wie er nun von Gott getragen wird, in das Leben das bleibt. Amen.