Predigt 3. Adventssonntag Lesejahr C 2009 (Zefania)
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13. Dezember 2009 - Kleiner Michel (St. Ansgar), Hamburg
1. Jubel in schwerer Zeit
- Juble Tochter Zion Freue dich, und frohlocke von ganzem Herzen Der Prophet Zefanja spart nicht mit Worten, um zur Freude einzuladen. Für ihn verbreitet Gott nicht Trübsinn, sondern weckt in ihm ansteckende Freude.
- Das ist gar nicht selbstverständlich. Auch Zefanja lebt nicht in goldenen Zeiten. Der König in Israel in den 630er Jahren v.Chr. noch ein Kind und das Land fest im Griff einer Oberschicht, die sich hemmungslos bereichert, sich um Gerechtigkeit nicht kümmert, und sich daher auch mehr für andere Götter interessiert, als für den Gott, der mit dem Volk Israel den Bund der Gerechtigkeit geschlossen hatte. Wenn man das Buch des Propheten Zefanja in der Bibel aufschlägt, wird man daher zunächst eine klare Stellungnahme gegen diese Ungerechtigkeit finden.
- Man muss den Anfang des Buches Zefanja hören. Da rechnet der Prophet ab mit den großen Herren und den Königssöhnen und "mit allen, die das Haus ihres Herrn mit Betrug und Gewalt anfüllen" (Zef 1,8f). Über Jerusalem sagt er: "Ihre Fürsten sind brüllende Löwen. Ihre Richter sind wie Wölfe der Steppe, die bis zum Morgen keinen Knochen mehr übriglassen. Ihre Propheten sind freche Betrüger. Ihre Priester entweihen das Heilige und tun Gewalt dem Gesetz an." (Zef 3,3f). Die Einladung zum Jubel erfolgt also nicht im luftleeren Raum, sondern mitten aus der Erfahrung der Ausbeutung der Armen des Volkes. Mehr noch: Gerade das ist der Inhalt des Jubels: Gott wird die Mächtigen vom Thron stürzen und die Niedrigen erhöhen (vgl. Lk 1,52). Gott steht für eine Gesellschaft, in der das einfache Volk im Mittelpunkt steht und den Armen wirklich Gerechtigkeit widerfährt.
2. Protestjubel
- Der Jubel ist Protest. Der Jubel über die Gerechtigkeit Gottes sollte den Machthabern und Profiteuren der Ungerechtigkeit in den Ohren gellen. Das ist heute so aktuell wie damals, wenn die Einkommensschere immer weiter aus einander klafft, von den globalen Unterschieden ganz zu schweigen.
- Der Jubel ist Protest und doch ist er Jubel, denn er hat den Gott im Blick, der sich das letzte Wort vorbehalten hat. Der Blick geht sowohl auf das letzte Gericht, das Gott über diese Welt sprechen wird, als auch darauf, dass er Menschen schon jetzt befähigt, anders zu sein und zu handeln. Denn auch dies ist die Erfahrung Israels: Dort, wo sich die Menschen auf Gott besinnen, dort ist es möglich, dass jeder Anteil erhält an den Gütern der Erde. Gerechtigkeit ist eigentlich etwas ganz nahe Liegendes.
- Gerechtigkeit sollte selbstverständlich sein. Es geht nicht um besondere Großleistungen. Jedem Menschen ist es möglich, den Blick dafür zu haben, was maßlose Selbstbereicherung ist und was Gerechtigkeit. Den Glauben, dass Gott allein der Herr ist, erkennt man daran, wie ich mich zu anderen uns ihrem Recht auf Leben und Glück verhalte. Mir imponiert die Nüchternheit dessen, was der Täufer Johannes denen sagt, die ihn fragen "Was sollen wir tun?" - "Misshandelt niemand, erpresst niemand, begnügt euch mit eurem Sold!", "Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso." Das ist keine globale Theorie. Das ist Einladung, das mir mögliche zu tun.
3. Juble Jerusalem
- Eine Gesellschaft, in der Gerechtigkeit selbstverständlich ist, ist nicht wenig. Und doch endet hier nicht die Verheißung. Die Bibel ist nicht einfach ein politisches Manifest. Zefanja und Johannes sind Propheten, die Maß nehmen an Gottes Gerechtigkeit. Aber sie wissen, dass das noch nicht alles ist. Der Täufer bringt das in's Bild: "Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich".
- Diesen Stärkern kennen wir. Es ist der, in dem uns Gott selbst begegnet. Dieser ist nicht stärker, weil er noch schärfere Mahnpredigten hält als Johannes. Er ist stärker, weil er die Menschen teilhaben lässt an Gottes Heiligem Geist. Seine Divisionen sind die Menschen, die im Vertrauen auf ihn anfangen, an einer anderen Weltordnung zu bauen.
- Unterschätzt das Feuer nicht. Zu allen Zeiten gab es Menschen, die aus der Verbundenheit mit Christus etwas verändert haben. Zu allen Zeiten gab es Menschen, die nicht mit den Reichen im Hilton, sondern mit dem Gottessohn bei den Armen gewohnt haben - weil der Stall zu Betlehem der Ort der Menschwerdung ist. Die schönsten Weihnachtsfeiern, die ich erlebt habe, waren dort, wo ich mit Obdachlosen zusammen sein durfte, wir Hafturlauber zu Gast hatten oder ich selbst mit Menschen aus der Fremde zusammen an Weihnachten Gastfreundschaft erfahren durfte. Da ist etwas von dem Jubel spürbar, den Zefanja verheißt: "Fürchte dich nicht, Zion! Lass die Hände nicht sinken! Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag."