Predigt zum 5. Sonntag im Lesejahr A 2022 (Matthäus)
Zurück zur Übersicht von: 5. Sonntag Lesejahr A
5. Februar 2023 - St. Peter, Sinzig
1. Unter Armen
- Salz gibt es zu 99 Cent im Supermarkt. Das Licht geht an, wenn ich den Schalter drücke. Es ist beides nichts Bedeutendes. Auch in der Antike gab es Leute, die selbstverständlich Salz hatten und deren Haussklaven dafür sorgten, dass die Zimmer gut beleuchtet sind.
- Doch die beiden Bilder, die Jesus verwendet, stammen aus den Häusern der Armen. Sie können sich das feine Streusalz nicht leisten. Sie nutzen salzhaltige Steine, die sie einige Zeit in die Suppe hängen, damit sie Geschmack abgeben. Sind die Steine ausgelaugt, wirft man sie vor die Tür. Da werden sie von den Leuten zertreten und helfen, dass der Weg nicht zu matschig wird.
- Die armen Leute haben auch nicht das Problem, dass sie viele Zimmer beleuchten müssen. Ihre Häuser haben meist nur ein Zimmer, in dem die ganze Mehrgenerationenfamilie zusammenlebt und schläft. Wenn man da das Glück hat, über eine Lampe zu verfügen, dann stellt man sie nicht unter einen Eimer, sondern kann damit tatsächlich das ganze Haus - es ist ja nur ein Raum - erleuchten.
2. Unerkannt unentbehrlich
- "Ihr seid das Salz, ihr seid das Licht." Das sagt Jesus nicht, wo es beides im Überfluss gibt, sondern wo es selten und wertvoll ist. Das sagt Jesus einer Gruppe von Menschen, die sich nicht gerade wichtig vorkommen, eher schon entbehrlich.
- Ja, in den vorangehenden Seligpreisungen hatte Jesus eben erst darauf hingewiesen, dass diese Jünger für die Menschen entbehrlich sind - so entbehrlich, dass man sie entsorgen wollen wird, so wie er entsorgt werden wird, aufgehängt an einem Kreuz: „Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen“
- Was also wertvoll ist wie für die Armen, das Salz und das Licht, wird von den Mächtigen und Reichen als ärgerlich und schädlich bekämpft. Bekämpft werden Jesus und diejenigen, die sich darauf einlassen, dass in ihm Gottes Herrlichkeit gegenwärtig ist. Bekämpft werden Menschen, die durch die Weise, wie sie leben, Jesus als Gottes Sohn bekennen.
3. Reich in der Armut
- Was also ist der Sinn der Bildrede vom Salz und vom Licht? Was bedeutet es für uns, wenn Jesus seinen Jüngern damals gesagt hat: sie seien unentbehrlich, damit das Leben Geschmack hat und Menschen nicht im Dunkeln sind?
- Die Bergpredigt, aus deren Einleitung das heutige Evangelium stammt, formuliert das aus. Es braucht Menschen, bei denen sichtbar ist, dass sie jeden Tag und bei jedem Tun sich für das Vertrauen in Gott entscheiden. Wenn die Alternative heißt, sich selbst durchzusetzen, oder darauf zu vertrauen, dass Gott für mich eintritt – dann sollen wir eher die andere Wange hinhalten, als selbst zuzuschlagen. Wenn die Gefahr bestünde, dass Gebet zur Show wird, mit der wir uns gut darstellen, dann sollen wir eher im Verborgenen beten, als öffentlich. Und so weiter. Das bringt keinen Applaus. Jesus warnt sogar: Ihr macht Euch vor den Menschen lächerlich oder werdet gar zum Anstoß. Aber trotzdem seid ihr für alle Menschen unentbehrlich, Salz der Erde, Licht der Welt.
- Eine letzte Bemerkung. Wir haben im Evangelium den Satz gehört: "Wenn das Salz seinen Geschmack verliert,….". Das ist gut übersetzt, wenn man den Salzstein vor Augen hat. Aber im griechischen Original steht ein merkwürdiger Ausdruck. Wörtlich heißt es: "Wenn das Salz töricht wird…".
Die merkwürdige Formulierung erklärt sich, weil das Wort ganz am Ende der Bergpredigt noch einmal kommt: "Jeder, der diese meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein törichter Mensch, der sein Haus auf Sand baute." – Das erinnert daran, dass es nicht genügt, Christ zu heißen. Wer nicht danach handelt ist wie "törichtes Salz", das weggeworfen wird. Wer aber das Wort Gottes hört und danach auch handelt, ist nicht nur Salz und Licht, sondern hat sein ganzes Haus auf den festen Felsen Gottes gebaut.